Die Kino-Kritiker: «Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel»

Die neueste Verfilmung eines HASBRO-Spielzeugs befasst sich mit dem vermeintlich todbringenden Ouija-Brett. Horror-Expertin Antje Wessels ist sich sicher: Der große Wurf wird das nicht.

Filmfacts: «Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel»

  • Kinostart: 22. Januar 2015
  • Genre: Horror
  • FSK: 16
  • Laufzeit: 89 Min.
  • Kamera: David Emmerichs
  • Musik: Anton Sanko
  • Buch: Juliet Snowden, Stiles White
  • Regie: Stiles White
  • Darsteller: Olivia Cooke, Ana Coto, Daren Kagasoff, Bianca A. Santos, Douglas Smith, Shelley Hennig, Sierra Heuermann
  • OT: Ouija (USA 2014)
Nach Leinwandadaptionen von Roboter-Spielfiguren («Transformers») und „Schiffe versenken“ («Battleship») war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Michael Bay des nächsten Gamekults annehmen würde. Das von der Firma HASBRO entwickelte Ouija-Brett, gewissermaßen ein inoffizieller Nachfolger des Gläserrückens, bietet dafür die ideale Voraussetzung, denn wer hat in Jugendjahren und auf Klassenreisen noch nicht damit geliebäugelt, einmal Kontakt zu Geistern aufzunehmen!? Gemeinsam mit Small-Budget-Experte Jason Blum («The Purge») steht Bay als Produzent hinter dem Projekt «Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel», für dessen Inszenierung Regiedebütant, Drehbuchautor («Possession – Das dunkle in Dir») und Effektspezialist («The Sixth Sense») Stiles White verantwortlich zeichnet. Dabei gehören Bay und Blum wohl noch zu den professionellsten Crew-Mitgliedern dieses Streifens, denn mit seiner TV-Optik, einem beliebigen Skript und zweitklassigen Schauspielern gelingt White allenfalls punktuell das Schaffen von Gänsehaut. Im Großen und Ganzen ist «Ouija» allerdings ein Film ohne Leinwandausmaße und – viel schlimmer – ohne Schockeffekt.

Es war ein mysteriöser Unfall in einem alten Haus, bei dem das Mädchen Debbie (Shelley Hennig) ums Leben kam – und nun versuchen ihre Freunde mit einem Ouija-Brett, das sie im Haus gefunden haben, zu der Gestorbenen Kontakt aufzunehmen. Tatsächlich bewegt sich der Zeiger des Spiels gleich beim ersten Versuch. Aus den Buchstaben ergibt sich die Botschaft „Hi, Freunde“...! Doch ist es wirklich Debbie, die aus dem Jenseits zu ihnen spricht? Immer schrecklichere Dinge ereignen sich, und die Freunde beginnen zu verstehen, dass sie etwas Übernatürliches heraufbeschworen haben, das in ihre Welt eindringen will. Sie können es nur besiegen, indem sie ein zweites Mal das Ouija-Brett befragen... Welche Botschaft hat es diesmal für die Freunde parat?

Nach dem Trend zur immer brutaler werdenden Torture-Porn-Orgie, die Anfang des neuen Jahrtausends von Franchises wie «Saw» und «Hostel» eingeläutet wurde, haben in den vergangenen Jahren klassische Gruselprojekte den horrenden Zeitgeist bestimmt. Ob James Wans umjubelte Haunted-House-Story «The Conjuring», dessen Spin-Off «Annabelle» oder die Anfang Februar in den deutschen Kinos startende Fortsetzung der britischen Schauermär «Die Frau in Schwarz»: Explizite Gewaltdarstellung mit möglichst viel Blut scheint unter Horrorfreaks (vorerst) ausgedient zu haben. Stattdessen dominiert die Rückbesinnung auf das klassische Horrorkino, gern auch unter Zuhilfenahme gängiger Genreklischees. Insbesondere James Wan und seinem Kollege Scott Derickson («Sinister», «Erlöse uns von dem Bösen») gelingt es dabei jedoch immer öfter, Stereotypen so zu variieren respektive gar zu unterwandern, dass unheimliche Schatten, flackernde Lichter und knarzende Türen seit jeher nichts von ihrer Gänsehautgarantie eingebüßt haben. Doch um dies zu erreichen, benötigt es ebenjene Prise Pfiff und Kreativität, mit der besonders im Horrorgenre nur die wenigsten Regisseure auftrumpfen können. Während sich so zwar die Spreu vom Weizen trennt, ist das Kinopublikum nicht davor gefeit, so auch die eine oder andere Gurke in Kauf nehmen zu müssen und eine ebensolche ist Stiles Whites «Ouija». Zwar greift auch der vielbeschäftigte Hollywoodneuling auf das übliche Gruselfilmrepertoire zurück und vertraut dabei nicht etwa auf den blutigen Effekt, doch von Klischee-Variation hat der Regisseur offenbar bislang kaum etwas gehört.

Schon bei der technischen Gestaltung fängt es an. Vielleicht lässt es sich auf die komplett unterschiedlichen Produktionsstile der beiden Hauptverantwortlichen Michael Bay und Jason Blum zurückführen, dass sich «Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel» nicht zwischen geleckt hollywoodtauglich und ob des schmalen Budgets entsprechend einfach gestrickt entscheiden kann. Der bereits in den USA gefloppte Streifen entspricht visuell allenfalls dem Bild einer durchschnittlichen Free-TV-Produktion. Aufwändige Kamerafahrten findet man nur selten und aufgrund der drehbuchbedingt spärlichen Ausleuchtung (wann immer etwas spannendes passiert, fallen urplötzlich alle Lichter aus) lassen sich derartige Faux Pas, zumindest visuell, nur schwer ausgleichen. Allenfalls wehende Vorhänge und andere gruselfilmkonforme Schreckensdetails durchbrechen die Lethargie des ewig gleichen Aufbaus, denn auch ein noch so verwinkeltes Haus entlockt allenfalls dem Horroranfänger noch so etwas wie wohlige Schauer. Zwar hat auch «Ouija» punktuell einige interessante Kniffe zu bieten. Wenn die Freunde nach der ersten Kontaktaufnahme mit dem Geist von unheimlichen Phänomenen heimgesucht werden, haben die Drehbuchautoren Juliet Snowden («Knowing – Die Zukunft endet jetzt») und eben Stiles White durchaus kleine Überraschungen in petto. Der atmosphärische Thrill bleibt davon jedoch weitestgehend unberührt.

Auch wenn die Macher zu Beginn noch ein wenig damit kokettieren, dass Geisterbeschwörungen per se lächerlich sind und das Konzept des Filmes entsprechend ebenfalls, verpasst das Team im entscheidenden Moment den Punkt, an welchem sich das Geschehen und somit auch die Erwartungshaltung des Publikums entsprechend unterwandern ließe. «Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel» mündet stattdessen in einen durchschnittlichen Teeniehorrorfilm, der in den Neunzigerjahren besser aufgehoben wäre. Schließlich war in ebenjener Dekade auch die Zuhilfenahme todbringender Videokassetten etwas schier Revolutionäres. Doch während es insbesondere dem US-amerikanischen Remake von «Ringu» hervorragend gelang, eine eigentlich so kuriose Ausgangslage in die Realität zu übertragen, schlägt der Versuch bei «Ouija» vollends fehl. Die Story geht nicht darüber hinaus, den Hauptfiguren eine kurze Verwirrung ob der übernatürlichen Geschehnisse zuzugestehen. Nach kurzer Gewöhnungsphase ist die Auseinandersetzung mit dem buchstäblichen Bösen nahezu alltäglich für sämtliche Charaktere und selbst wenn nach und nach sämtliche Freunde draufgehen, ist das allen Beteiligten bestenfalls ein Schulterzucken wert. Entsprechend wenig Anspruch scheinen die Strippenzieher auch an ihre Akteure zu stellen. Salopp formuliert ist «Ouija» kaum das Karrieresprungbrett für eine anschließende Hollywoodkarriere, auch wenn sich allen voran Olivia Cooke («The Signal») sichtbar Mühe gibt, ihrer Figur so etwas wie ein sichtbares Profil einzuverleiben.

Fazit: «Ouija – Spiel nicht mit dem Tod» hat neben großen Logikschwächen im Skript, penetranter, jedwede Schocks im Keim ersticken lassender Musik und eine schwache Storygrundlage das große Problem der Ideenlosigkeit. Um sich einen Eindruck der Geschichte zu verschaffen, genügt ein Blick auf den Trailer, der wie so oft fast sämtliche Jump-Scares andeutet und somit auch den letzten Funken Schockeffekt aus der Small-Budget-Produktion saugt. Doch auch als Trashfilm ist «Ouija» nicht das Gelbe vom Ei. Regisseur Stiles White inszeniert seinen Streifen vollkommen ironiefrei und scheint die ganze Szenerie tatsächlich sehr ernst zu nehmen. Da bleibt uns nur der Griff zum eigenen Ouija-Brett, denn das, was die Figuren können, können wir schon lange – und viel, viel besser!

«Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel» ist ab dem 22. Januar in den deutschen Kinos zu sehen.
22.01.2015 10:00 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/75773