«Tatort» 2014: Münster und Köln oben auf

Die besten Ergebnisse erzielten Boerne und Thiel sowie Ballauf und Schenk. Til Schweiger und Wotan Wilke Möhring mussten sich hingegen hinten anstellen. Insgesamt steigerte sich die Reihe gegenüber dem Vorjahr.

Check-Woche bei Quotenmeter.de

Kennen Sie schon unsere Check-Reihen? Montags unser Sport-Check, dienstags der Soap-Check, mittwochs der Kino-Check und am Donnerstag unser Darsteller-Check. Dazu samstags Neustarts im Wochen-Check und meist sonntags die Quoten eines bestimmten Films im Film-Check.

In dieser Woche dreht sich bei uns noch einmal alles um 2014. Unsere Redaktion hat am Montag die Ausstrahlung der "Tatort"-Episoden im Ersten ausgewertet, widmet sich am Dienstag dem "ZDF-Samstagskrimi". Am Mittwoch erscheint unser großer Soap-Check 2014. Und am Freitag sagen wir Ihnen, wie sich die wichtigen Nachrichtensendungen des Landes im vergangenen Jahr geschlagen haben.
Der «Tatort» ist nicht kleinzukriegen. Während sich RTL und ProSieben an den Sonntagabenden stets um die Zielgruppe zanken, holt sich die ARD-Krimireihe Sonntag für Sonntag die höchste Quote und selbstredend auch höchste Reichweite beim Gesamtpublikum – dies war an nur einem «Tatort»-Sonntag 2014 nicht der Fall. Dabei haben die Städtekrimis ihr Image abgelegt, nur alte Zuschauer vor den Bildschirmen zu versammeln, welche allein deshalb zum Ersten schalten, weil sie es sich eben angewöhnt haben. Prominente Neuverpflichtungen wie Til Schweiger, Wotan Wilke Möhring, Christian Ulmen und Nora Tschirner verpassten den Kriminalfällen schon vergangenes Jahr eine Frischzellenkur und zogen auch verstärkt junge Zuschauer an. Doch auch abseits der großen Namen erreichten eher unbekanntere Ermittlerteams immer öfter Reichweiten im zweistelligen Millionenbereich.

Der Primus unter all den Städtekrimis ist nach wie vor der Münsteraner Tatort. Axel Prahl und Jan Josef Liefers in Gestalt der Kommissare Thiel und Boerne verbuchten auch 2014 wieder den Jahresbestwert: 13,13 Millionen Zuschauer schalteten zum Krankenhaus-Krimi „Mord ist die beste Medizin“ am 21. September ein. Dadurch standen 36,7 Prozent beim Gesamtpublikum zu Buche – die höchste Einschaltquote seit 1992. Da die komödiantische Machart der Münsteraner Fälle beim jungen Publikum ebenfalls gut ankommt, wurde auch bei den 14- bis 49-Jährigen mit 31,6 Prozent eine astronomische Quote gemessen. Damit steigerte sich das WDR-Team im Vergleich zum Vorjahr noch einmal. Damals sorgte der «Tatort: Summ, Summ, Summ» am 24. März mit 12,81 Millionen Interessierten für 34,0 Prozent. Zwar übertraf bereits der «Tatort: Der Hammer», die 25. Folge um Thiel und Boerne, am 13. April diesen Jahres den Marktanteil letztgenannter Episode mit 35,0 Prozent, reichweitentechnisch lag man mit 12,78 Millionen Zusehern jedoch hauchdünn hinter dem Spitzenwert des Vorjahres.

Knapp wurde es bei „Der Fall Reinhardt“: Auch diese Episode spielte in Nordrhein-Westfalen, zeigte aber das beliebte Kölner Ermittler-Team Ballauf und Schenk in Aktion. 30,0 Prozent holte die erste Ausgabe nach dem Tod ihrer Kollegin Franziska in der Ausgabe davor. Die insgesamt 11,29 Millionen Zuschauer enthielten auch fantastische 24,2 Prozent des jungen Publikums, womit Das Erste diese Altersgruppe am 23. März ebenfalls anführte. Am 11. Mai schaffte es das Team um Klaus Behrendt und Dietmar Bär mit dem «Tatort: Ohnmacht» nur noch knapp über zehn Millionen Zuschauer anzulocken, woraus ein Marktanteil von 28,9 Prozent resultierte. Der dritte Fall des Kölner Duos, „Wahre Liebe“ holte bei einer Zuschauerzahl von 10,60 Millionen Menschen schließlich wieder 30,7 Prozent, wodurch alle «Tatort»-Folgen mit Gesamtmarktanteilen über 30 Prozent vom WDR stammen und Köln das Jahr 2014 auf dem zweiten Rang hinter den Münsteraner Kollegen abschließt.

«Tatort»-Highscore 2014: Reichweite (Gesamtmarktanteil)

  1. «Tatort: Mord ist die beste Medizin» - 13,13 Mio. (36,7%)
  2. «Tatort: Der Hammer» - 12,78 Mio. (35,0%) vom 13.04.
  3. «Tatort: Der Fall Reinhardt» - 11,29 Mio. (30,0%) vom 23.03.
  4. «Tatort: Wahre Liebe» - 10,60 Mio. (30,7%) vom 28.09.
  5. «Tatort: Blackout» - 10,40 Mio. (29,0 %)
Im vergangenen Jahr schnitten die neuen und namhaften Ermittler in und um Hamburg noch besser ab als die Verbrechensbekämpfer aus der Domstadt. Das Interesse an Til Schweiger und Wotan Wilke Möhring ließ jedoch 2014 etwas nach. Nachdem Schweiger als Nick Tschiller im März 2013 noch 33,5 Prozent generierte, holte sein neuer Fall, «Tatort: Kopfgeld», fast genau ein Jahr später noch 27,7 Prozent. Nur knapp lag die Episode mit 19 Toten in Sachen Reichweite im zweistelligen Millionen Bereich, als 10,12 Millionen Interessierte zum Ersten schalteten. Sehr viel besser lief es für die actiongeladene Ausgabe bei den jungen Zuschauern, von denen 29,5 Prozent den Fall um rivalisierende Drogen-Clans verfolgten – in dieser Altersgruppe immerhin Platz zwei für Schweiger und Co.

Zwei Fälle nahm Wotan Wilke Möhring 2014 als Kommissar Falke an. 2013 sorgte die Episode „Mord auf Langeoog“ mit 29,5 Prozent beim Publikum ab Drei noch für die viertbeste Quote des Jahres. Das Team aus Hamburg und Umgebung ließ 2014 dafür Federn. Die Fälle drei und vier des im vergangenen Jahr etablierten Duos Falke und Lorenz knackten beide nicht die zehn Millionen. Während „Kaltstart“ am 27. April 9,57 Millionen Zuschauer und daraus resultierende 26,6 Prozent aller Fernsehenden anzog, gelangte „Die Feigheit des Löwen“ am 30. November zu 9,18 Millionen Interessierten und dazugehörigen 26,1 Prozent. Nach rund zweijähriger Abstinenz setzte im Norden zumindest Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm ein Ausrufzeichen: Die Hauptkommissarin aus Hannover unterhielt am 7. Dezember in „Der sanfte Tod“ 10,19 Millionen Menschen, woraus 27,8 Prozent Marktanteil resultierten.

Für mehr Aufsehen sorgten jedoch die vermeintlich eher unscheinbareren Ermittler, die hier und da auch mehr als zehn Millionen Zuschauer anzogen. Was Möhring und Kollegen in Sachen Reichweite verwehrt blieb, schafften 2014, außer in Münster, Köln und Hamburg, auch Fälle aus Leipzig, Bremen, Stuttgart und Ludwigshafen. Kurz vor dem Ziel scheiterten in gleich drei Fällen Ivo Batic und Franz Leitmayr in München: Die Reichweiten bei den BR-Ermittlern bewegten sich zwischen 9,33 und 9,94 Millionen, am besten lief es für den «Tatort: Der Wüstensohn», welcher am 14. September 28,5 Prozent aller Fernsehenden unterhielt. Unter den „kleineren“ Fällen ist der «Tatort: Blackout» hervorzuheben, die bereits 60. Episode mit Ulrike Folkerts als Lena Odenthal in Ludwigshafen, welche am 26. Oktober 10,40 Millionen Zuschauer und somit 29,0 Prozent aller Fernsehenden unterhielt.

Bei den Zuschauerzahlen steigerte sich der «Tatort» insgesamt leicht gegenüber dem Vorjahr. Dieses Jahr sahen beispielsweise elf Mal über zehn Millionen Krimi-Fans zu, 2013 waren es noch neun Male. Doch wie erging es den Kritikerlieblingen? Seit dem Startschuss zum Dortmunder «Tatort»-Ableger sind sich Kenner einig, dass das Team um den aufbrausenden Kommissar Faber qualitativ mit die besten Fälle zur Krimi-Reihe beiträgt. Mit dem «Tatort: Auf ewig dein» folgte 2014 ein weiterer Fall aus Westfalen. Die Episode, die endlich mit der tragischen Vergangenheit des Protagonisten Faber aufräumt, interessierte jedoch nur 8,77 Millionen Zuschauer und gehört somit zu den schwächsten neuen Ausgaben des Fernsehjahres.

Tatsächlich liefen nur zwei neue Ausgaben 2014 schlechter. Zum einen der Schweizer «Tatort: Verfolgt», als sich die deutsche Nationalmannschaft zeitgleich auf RTL mit Schottland maß: Dort sprangen nur 6,27 Millionen interessierte und 18,6 Prozent bei allen heraus. Zum anderen der «Tatort: Weihnachtsgeld» aus Saarbrücken am zweiten Weihnachtsfeiertag, der 6,48 Millionen Zuschauer und insgesamt 19,9 Prozent anzog.Im Mittelfeld tummelte sich dagegen der inszenatorisch wohl beste «Tatort» des Jahres: „Im Schmerz geboren“ mit Ulrich Tukur bestach durch eine experimentelle Machart, tolles Spiel und etliche Tote. Der Fall, der von der Journaille als „Tarantino-«Tatort»“ gefeiert wurde, erreichte am 12. Oktober 9,29 Millionen Menschen. 26,0 Prozent standen somit für Das Erste zu Buche.
05.01.2015 12:49 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/75473