Die kleine aber feine Produktion «The Loft» ist das US-amerikanische Remake eines Films, der in Belgien nicht nur der erfolgreichste aller Zeiten ist, sondern gar schon längst eine Neuverfilmung erhalten hat. Quotenmeter.de hat ihn vorab gesehen und rät zum Kinobesuch.
Der dieser Tage hierzulande in die Kinos kommende Thriller «The Loft» ist nicht das erste Remake der erfolgreichen, belgischen Vorlage. Schon 2010 erkannte die niederländische Filmemacherin Antoinette Beumer («Jackie – Wer braucht schon eine Mutter») das Potenzial der Vorlage und brachte das dazugehörige Skript – übrigens ebenfalls von Bart du Pauw, der somit bereits drei verschiedene Drehbücher zur selben Geschichte verfasste – auf die Leinwand. Während es manch einer wohl auf den mangelnden Einfallsreichtum europäischer Filmemacher schieben mag, rechtfertigt die Qualität der Story durchaus eine derartige Dichte an Verfilmungen von ein und derselben Geschichte. Das führt im Umkehrschluss dazu, dass sich sämtliche Ausführungen ebenjener in Auftritt und Verlauf ähneln. Im Falle der internationalen Fassung «The Loft» aufgrund der anklingenden (!) Shot-by-Shot-Prämisse selbstredend umso mehr. Kurzum: Wer das Original sowie die vielen Wendungen und falschen Fährten kennt, dem fehlt an vielerlei Stelle vermutlich der notwendige Überraschungseffekt. Gleichzeitig entfernt sich Regisseur Van Looy insgesamt doch so stark davon, eine exakte Kopie der Ursprungsversion zu schaffen, dass der Film selbst für Kenner nie an Atmosphäre einbüßt. Regisseur Van Looy macht dafür insbesondere seinen Kameramann Nicolas Karakatsanis («The Drop – Bargeld») verantwortlich, dessen Bilder nichts mit denen der beiden vorherigen Filme gemein haben.
Karakatsanis hält sich mit seiner Kamera angenehm zurück und verharrt stetig in einer beobachtenden Position. Das schwüle Wabern aus «Loft – Tödliche Affären» sowie «Loft – Liebe, Lust, Lügen» fängt der Bilderkünstler nicht ein. Karakatsanis‘ Arbeit konzentriert sich ganz auf ein edles, fast schon ausstaffiertes Erscheinungsbild, das seine Stimmung weniger aus der Kulisse denn aus der Interaktion der Darsteller zieht. Und die haben nicht bloß große Namen, sondern es in ihren Rollen regelrecht in sich. Zum Stammcast der fünf Hauptdarsteller gehören Serienstar Karl Urban («Almost Human»), Hollywood-Herzblatt James Marsden («Mädelsabend»), der durch die Actionserie «Prison Break» bekannt gewordene Wentworth Miller, das «Modern Family»-Mitglied Eric Stonestreet sowie der aktuell auch in «The Drop – Bargeld» zu sehende Belgier Matthias Schoenaerts – quasi ein Zugeständnis an die belgischen Wurzeln des Originalfilms. Mit seiner Mischung aus amerikanischen Schauspielgrößen und internationalen eher unbekannten Charaktermimen gelingt Erik Van Looy nicht nur auf dem Papier eine sehr interessante Chemie. Auch untereinander haben sämtliche Darsteller die Ecken und Kanten, die es braucht, um die innere Spannung durchgehend aufrechtzuerhalten. Die Dialoge sind spitz, treffend und werden von sämtlichen Darstellern mit einnehmender Inbrunst vorgetragen. Mal erreichen die Worte aus du Pauwns Drehbuch schon für sich genommen die notwendige Durchschlagkraft, die die Szenerie vorantreibt. Dann wiederum ist es die individuelle Art des Vortragens, die, von den Figuren ausgehend, zum stimmigen Gesamtbild der beklemmenden Atmosphäre beiträgt. Das ist sehr gelungen – Liebhaber des Effektkinos werden trotz einer hohen Überraschungsdichte jedoch immer wieder auf die Geduldsprobe gestellt.
Die Geschichte selbst verbindet die interessanten Ansätze einer fünffachen Psychoanalyse mit dem Suspense-Gehalt eines ruhigen, wenn auch vielfach verworrenen Thrillers und kehrt damit recht früh einen wichtigen Aspekt der international tatsächlich sehr dankbaren, da zeitlosen Geschichte hervor: In «The Loft» ist niemand der, der er scheint und auch, wenn derartige Story- respektive gar Genrepfade schnell ausgetreten anmuten, so gewinnt Erik Van Looy seinem Herzensprojekt selbst in der dritten Variante noch neue Facetten ab. Öfter als in den beiden Vorgängern verlassen die Inszenatoren hier die Kulisse des titelgebenden Lofts und beleuchten in Rückblenden die Ereignisse, in welche diverse, äußerst chic in Szene gesetzte Frauen verwickelt sind. Leider gewinnt der Drehbuchautor ebenjenen, für die Handlung immens wichtigen Grazien nur oberflächliche Charakterzüge ab. Das ist zwar förderlich, um den Fokus konstant auf den fünf Protagonisten zu halten, ein wenig mehr dramatische Fallhöhe hätte allerdings auch den weiblichen Darstellern gut getan.