'Aufbruchstimmung in Sachen Jugendangebot'

Auf einer Pressekonferenz behauptet ARD-Vorsitzender Lutz Marmor, dass das gemeinsame Jugendangebot von ARD und ZDF nur noch auf den rechtlichen Rahmen warte.

Außerdem …

… erwähnte Lutz Marmor auf der Pressekonferenz, dass es derzeit nichts neues in Sachen «Tour de France» zu vermelden gibt. Dies läge daran, so der ARD-Vorsitzende, dass die aktuell laufenden Verhandlungen um die Recht sehr hart seien. Allerdings hält Marmor an, dass sie noch dieses Jahr zum Abschluss kommen sollen.
Im Oktober nahm der gemeinsame Jugendkanal von ARD und ZDF nach jahrelangem Hin und Her plötzlich Gestalt an: Im Rahmen einer Ministerpräsidentenkonferenz wurde beschlossen, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihr Jugendangebot in Form einer Onlineplattform zu realisieren haben. Dieser Beschluss polarisierte die Fernsehbranche und ihre Beobachter: Teils gab es Lob dafür, dass die öffentlich-rechtlichen Sender mit der Zeit gehen, teils hagelte es harsche Kritik, weil ein Online-Jugendangebot von ARD und ZDF ohne Weiteres dazu führen könnte, dass sich die jungen Zielgruppen endgültig vom Fernsehmedium abwenden (mehr dazu in Julian Millers Kolumne zum Thema).

Für den ARD-Vorsitzenden Lutz Marmor ist diese Kritik aber irrelevant. Auf einer Pressekonferenz verkündete er: „Der Jugendkanal ist nicht dazu da, junge Menschen zum Fernsehen zu locken.“ Stattdessen soll er eine eigenständige Identität entwickeln, wozu passende, innovative Formate und inhaltliche Konzepte dienlich sein sollen. Auf die Ideen für das Jugendangebot geben sich die Verantwortlichen sehr stolz, der Tatendrang sei ebenfalls enorm: „Es herrscht Aufbruchstimmung in Sachen Jugendangebot. Jetzt braucht es nur noch einen rechtlichen Rahmen“, so Marmor.

Die von Marmor erwähnte rechtliche Grundlage ist der für das Angebot notwendige Staatsvertrag, den die Länderparlamente verabschieden müssen. Bis es so weit ist, ist allerdings noch etwas Zeit: Laut Marmor visieren die öffentlich-rechtlichen Stationen einen Launch Mitte 2016 an. Unterstützung des Gesetzgebers erhofft sich die ARD auch in ihrem Willen, ein Digitalradio zu entwickeln. Es herrsche innerhalb des Senderverbunds Einigkeit, dass die gleichzeitige Radioverbreitung über DAB+ und UKW kostengünstig umsetzbar sei – sowie notwendig, um den Nutzern ausreichend Zeit für eine Umstellung auf den rein digitalen Verbreitungsweg zu geben.

Auch die Privatsender müssten mitziehen, um das Digitalradio attraktiver zu gestalten und so auf lange Sicht die Relevanz des Radiomediums zu wahren. MDR-Intendantin Karola Wille dazu: „Nicht nur die Sender brauchen Anreize für den Umstieg. Auch die Hörerinnen und Hörer brauchen von uns die Gewissheit, dass digitales Radio ihnen ein Plus an Sendungsvielfalt, ein Plus an Empfangsqualität und ein Plus an Service-Informationen über die neuen Empfangsgeräte bietet.“

Ein weiteres Thema: Die viel kritisierte Themenwoche zum Schwerpunkt Toleranz. Die wegen ihrer provokanten bis latent intoleranten Anzeigenkampagne in Beschuss geratene Themenwoche (mehr dazu) schien den Anwesenden ein Stück weit unangenehm zu sein. Nachfragen zur Toleranzwoche wurden nicht gestattet, trotzdem zogen die Verantwortlichen ein bemüht-diplomatisches Fazit: „Die Themenwoche war vor allem ein Erfolg, weil sie für Gesprächsstoff gesorgt hat“, so Ulrich Wilhelm, Intendant des federführenden BR. „Für unsere Gesellschaft wichtige Fragen wurden kontrovers diskutiert. Die lebhafte Auseinandersetzung zeigt, dass das Thema einen intensiven Diskurs benötigt - sei es über den Begriff Toleranz an sich oder über die unter-schiedlichen Ausprägungen und auch Grenzen von Toleranz.“

Der nächste ARD-Programmschwerpunkt wird die Befreiung von Auschwitz behandeln. Anlässlich des Januar 2015 anstehenden, 70. Jahrestags dessen wird Günther Jauch in seiner Talkshow am Sonntag, den 25. Januar, mit Auschwitz-Überlebenden über ihre Erfahrungen sprechen. Am Montag, den 26. Januar, läuft um 22.45 Uhr in der Reihe «Story im Ersten» zudem die Reportage «Ich fahre nach Auschwitz», in der Autorin Gesine Enwaldt Jugendliche aus Breisach und aus Stadthagen sowie Polizisten aus Hamburg auf ihren Reisen nach Auschwitz begleitet. Im Anschluss, ab 23.30 Uhr, ist die internationale Koproduktion «Night Will Fall» zu sehen. Dieser Film zeigt, wie die Alliierten das Grauen in den Konzentrationslagern dokumentarisch aufbereiten wollten, dieses Projekt aber aus diversen Gründen aufgegeben haben.
26.11.2014 12:25 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/74715