Mit der Romanverfilmung «Love, Rosie - Für immer vielleicht» liefert der deutsche Regisseur Christian Ditter nicht bloß sein internationales Leinwanddebüt ab, sondern widmet auch all jenen hoffnungslos Verliebten einen Film, die nicht viel auf einen realistischen Blick auf Leben und Liebe geben.
Was «Love, Rosie – Für immer vielleicht» so besonders macht, ist in erster Linie die ehrliche Art, mit welcher die RomCom an ihr Publikum herantritt. Ohne Umschweife macht der deutsche Regisseur Christian Ditter («Vorstadtkrokodile») deutlich, dass er die Grundsätze der romantischen Komödie aus dem Effeff beherrscht. Doch anders als diverse Vertreter dieses oftmals belächelten Genres verschleiert «Love, Rosie» den ewig gleichen Ablauf nicht mit etwaigen Pseudo-Überraschungen, sondern konfrontiert den Zuschauer direkt mit seiner Erwartungshaltung. Wenngleich dieser ab der ersten Szene über den Ausgang der Happy-End provozierenden Story Bescheid weiß, macht der Film gerade hieraus nie einen Hehl. Ditter hält sein Publikum für intelligent genug, um es nicht mit vermeintlichen Plottwists in die Irre zu führen, gleichzeitig variiert er beliebte Handlungsabläufe so geschickt, dass der Zuschauer dem Geschehen gebannt folgt. «Love, Rosie» erzählt nicht etwa von der simplen Liebesgeschichte zweier Jugendlicher, sondern direkt vom ganzen Leben der beiden Protagonisten. Im Film umfasst dieses die zwölf Jahre zwischen dem 18. und dem 30. Lebensjahr. Und leider ist dies wiederum auch der große Schwachpunkt des Films.
Alle Dynamik und Leichtfüßigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der der Verfilmung zugrunde liegende Bestseller und die Art der Inszenierung nicht zusammenpassen. Mit einem ungeheuren Tempo arbeitet Christian Ditter die wichtigsten Stationen im Leben der beiden Liebenden ab und hangelt sich von Höhepunkt zu Tiefschlag zu Höhepunkt. Jedem Lebensabschnitt und -Ereignis kommt dabei nur ein Minimum an Zeit zu. Momente wie die ungewollte Schwangerschaft seitens Rosie werden in wenigen Minuten abgehandelt, Trennungen und Todesfälle teilweise sogar nur angedeutet. Durch diese nur allzu oberflächliche Betrachtungsweise gelingt den Figuren aus «Love, Rosie – Für immer vielleicht» nie die Tiefgründigkeit, mit der Filme wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ auftrumpfen konnten. Zum Mitleiden lädt Ditters internationales Leinwanddebüt entsprechend nicht ein. Auch dramaturgische Fallhöhen können so nur selten entstehen. Das Publikum bleibt somit lediglich Betrachter einer Story, die zwischen Komödie und Drama hin- und herschwankt und oberflächlich hervorragend unterhalten kann, jedoch keinerlei dramaturgische Qualitäten vorweist. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig bedeuten, dass einem das Geschehen auf der Leinwand in Gänze egal ist. Gerade die beiden Hauptdarsteller legen eine solch stimmig-spritzige Chemie an den Tag, dass es einen ungeheuren Spaß macht, den beiden beim sich Finden und wieder aus den Augen Verlieren zuzusehen.
Die Tochter des Weltstars Phil Collins, Lily, sorgte zuletzt in der wenig erfolgreichen Fantasyromanadaption «City of Bones – Chroniken der Unterwelt» für Aufsehen und war trotz ihrer gelungenen Schneewittchen-Performance in «Spieglein, Spieglein» bislang nicht zwingend ein Garant für die Verkörperung echter Sympathie-Rollen. In «Love, Rosie» kann Lily Collins endlich ihren zumeist unterkühlten Charme abstreifen und überrascht mit Natürlichkeit und jeder Menge Esprit. An ihrer Seite glänzt Newcomer Sam Claflin, der momentan auch im britischen Thrillerdrama «The Riot Club» zu sehen ist, dem jungen Publikum aber vornehmlich durch seine Rolle in «Die Tribute von Panem» bekannt sein dürfte. Während die Zusammenarbeit zwischen Claflin und Collins perfekt harmoniert und es den beiden anfangs gelingt, glaubhaft junge Erwachsene zu verkörpern, funktioniert die Transformation in immer älter werdende Versionen ihrer selbst nicht wirklich. Darüber, dass zwischen der ersten und letzten Filmszene allen Ernstes zwölf ganze Jahre liegen sollen, kann das nach logischen Lücken gierende Publikum nur den Kopf schütteln. Äußerlich ist an den beiden tatsächlich keinerlei Veränderung auszumachen. Auch die innere Reifung von den naiven High-School-Teenies zu fest im Leben stehenden Erwachsenden gelingt nur teilweise. Dafür begeistern die beiden mit ihrer Leidenschaft dafür, aus dem bisweilen nur oberflächlichen Skript das Maximum an Tiefgründigkeit herauszuholen.
Dem steht die allzu bemüht auf hip und modern getrimmte Inszenierung leider immer wieder im Weg. Technisch präsentiert sich «Love, Rosie – Für immer vielleicht» beliebiger als es dem Film gut tut. Kameramann Tony Cranstoun («Das hält kein Jahr..!») taucht den Streifen durchweg in äußerst grell-bunte Farben und lässt dem Publikum nie auch nur ansatzweise die Möglichkeit zum Durchatmen. Ähnlich des Skripts von Juliette Towhidi («Kalender Girls») setzt auch Cranstoun auf Kurzweiligkeit und hält sich nur selten lange an einer Szene auf. Dadurch wirkt «Love, Rosie» nicht selten überhastet – gleichzeitig muss man dieser Inszenierungsweise aber auch zu Gute halten, dass sich somit nie ein Gefühl der Langeweile einstellt. Kinobesucher, die Filme bevorzugen, bei denen auf der Leinwand permanent etwas passiert, werden an diesem Film ihre helle Freude haben. Zum äußeren Erscheinungsbild passt schließlich auch die musikalische Untermalung. Ralf Wengenmayr («Der Schuh des Manitu») bedient sich munter an allerhand halbwegs zur Szenerie passenden Popsongs, die das Geschehen mal ironisch, mal treibend untermalen sollen. Manchmal, so wie im Falle von Lily Allens Song „Fuck You“, der als Soundkulisse für eine Trennungsszenerie dient, gelingt dieses Vorhaben tatsächlich ordentlich. In den meisten Fällen übertönen die Musikstücke das Geschehen jedoch eher lärmend und lassen «Love, Rosie – Für immer vielleicht» durchschnittlicher erscheinen als er eigentlich ist.