Die deutsche Serie war im Privatfernsehen abgesehen von wenigen Ausnahmen bis zuletzt kaum existent, nur die Öffentlich-Rechtlichen waren häufig erfolgreich. Was VOX‘ eigene Serie für das deutsche Fernsehen bedeutet.
ProSieben setzt fast ausschließlich auf US- oder Showformate, meist aus dem Comedysektor, ein deutsches Format lief zuletzt mit «Bully macht Buddy» (Foto) mehr schlecht als recht. Sat.1 macht es ganz ähnlich und widmet sich verstärkt dem US-Crime, während sich beim Bällchensender deutsche Serien wie «Der letzte Bulle» oder «Danni Lowinski» auf den Zielgeraden befinden oder bereits beendet wurden. Gerade letztere beiden Serien gehören zu den Aushängeschildern der deutschen Serie, jedoch verabschiedete sich auch «Danni Lowinski» vergleichsweise schwach aus ihrem Run. Man könnte vermuten, dass dem Schwestersender ProSieben Maxx ein bisschen Spielraum zum Experimentieren eingeräumt wird, doch der noch junge Kanal dient dieser Tage eher als Recycling-Hof von ProSiebenSat.1‘ Lizenz-Serien, die den Durchbruch bei den großen Sendern nicht schafften. Diese Vorgehensweise haben die ProSiebenSat.1-Sender keinesfalls exklusiv, insgesamt herrscht bei den Privatsendern die Angst bezüglich Formaten vor, die sich in Bereiche wagen, welche im deutschen Fernsehen weniger bedient werden und dadurch ein zu großes Risiko darstellen.
RTL gibt die Hoffnung jedoch nicht auf. Eine deutsche Serie nach der anderen floppte beim aktuellen Marktführer in der Zielgruppe in der jüngeren Vergangenheit, vor allem am Donnerstagabend mit Formaten wie «Doc meets Dorf» (Foto) oder «Christine», einzig Dauerbrenner «Alarm für Cobra 11» kann dort in Sachen deutscher Fiction auf Quotenerfolge verweisen, nachdem zuletzt von 2009 bis 2011 mit «Countdown – Die Jagd beginnt» eine relativ erfolgreiche deutsche Produktion in zwei Staffeln lief. Und dennoch: Wie VOX versucht es auch RTL erneut mit frischen Formaten in diesem Bereich, so sollen die Spionage-Miniserie «Deutschland!» oder «Block B – Unter Arrest» den Negativ-Trend in dieser TV-Serie endlich stoppen. Das junge RTL Nitro verzichtet ebenfalls auf deutsche Fiction, Eigenproduktionen beschränken sich dort größtenteils auf verschiedene Magazine.
Vom Erfolg der VOX-Adaption hängt viel ab. Sollte das Projekt scheitern, könnten sich die Privatsender in ihrem Argwohn gegenüber deutscher Fiction bestätigt sehen und dem Genre distanziert bleiben. Auch die USA, die dem deutschen Fernsehen immer öfter als Vorbild dient, adaptierte das Format. Bei FOX liefen die ersten Episoden von «Red Band Society» jedoch miserabel, eine frühe Absetzung ist nicht unwahrscheinlich. Kurios, wo sich Kritiker doch einig sind, dass das Format eine außerordentlich hohe Qualität aufweist, ergreifende Geschichten erzählt und es versteht den Zuschauer mitzureißen. Diesen Standpunkt hat auch VOX, das fest an den Serienstoff glaubt. Nicht nur die Entscheidung für eine eigene Serie ist aktuell ungewöhnlich für einen deutschen Privatsener, die Dramaserie hebt sich auch von den üblichen deutschen Eigenproduktionen wie Romantic Comedies und Krimiserien ab. So geht das Risiko für VOX auch mit einer großen Chance für das deutsche Fernsehen insgesamt her, das vielleicht bald wieder verstärkt auf deutsche Serien setzt und damit auch Deutschland als Fernsehnation weiter voranbringt.