Das überaus erfolgreiche Theaterstück «Männerhort» erzählt von drei Freunden, deren frauenfreiem Domizil der Untergang droht. Ausgerechnet eine Frau hat die Geschichte der Kumpels nun verfilmt.
Bereits das gleichnamige Theatervorbild von «Männerhort» machte es vor: Wenngleich die teils recht derbe RomCom besonders zu Beginn bewusst auf die Ausarbeitung von Klischees setzt, ist der Streifen mehr als ein weiteres Austreten gängiger Gender-Pfade. Das beginnt schon bei der Besetzung: Mit Christoph Maria Herbst, Elyas M’Barek sowie Schauspieler und Regisseur Detlev Buck, der aktuell mit der Realisierung seiner «Bibi & Tina»-Fortsetzung beschäftigt ist, greift Filmemacherin Franziska Meyer Price auf ein breit gefächertes Arsenal unterschiedlicher Männertypen zurück. Doch anders als es die Charakterformung zunächst erahnen lässt, unterwandern die Macher, allen voran die Drehbuchautoren, die Erwartungen des Publikums alsbald, wenn sie Schauspieler und Figur vollkommen gegen den Strich zusammenführen. 
Elyas M'Barek hat momentan viel zu tun. Mit den FIlmen «Männerhort», «Who Am I - Kein System ist sicher» und «Der Medicus» dominierte er die deutschen Kinoleinwände des vergangenen Jahres.
Während sich das Theaterstück ausschließlich im Männerhort selbst abspielt, der in der Bühnenfassung nicht unterhalb einer Neubausiedlung, sondern direkt in den Katakomben des Konsumtempels „Happy Center“ ansässig ist, weitet die Regisseurin Franziska Meyer Price das Setting in ihrer Kinokomödie mit der Begründung, „mehr Schauwert“ bieten zu wollen aus und verzichtet so auf das reizvolle Kammerspielflair des Originals. Gleichzeitig haben die Drehbuchautoren so die Möglichkeit, die Charaktere und deren heimische (Beziehungs-)Probleme ausführlich zu etablieren und durchaus dramatische Fallhöhen zu generieren. So ist «Männerhort» keine bloße Aneinanderreihung sketchartig vorgetragener Pointen (Stichwort: „Tourette, du Fotze!“), sondern bemüht sich sichtlich um ein ebenso ausgewogenes wie innovatives Storytelling, das entgegen so vieler anderer deutschen Tragikomödien-Produktionen nicht nach Schema F funktioniert. Dabei bricht Meyer Price zwar nicht mit gängigen Sehgewohnheiten, diesen zum Trotz weiß ihr schnörkelloses Skript mit Kurzweil und einem kaum vorhersagbaren Verlauf zu gefallen. Da ist es fast schade, dass das Drehbuch an manchen Stellen ein wenig zu gewollt Platz für ausladende Gag-Szenerien machen muss. Immerhin ist es trotz Fehlplatzierung durchaus unterhaltsam, wenn Christoph Maria Herbst im offenen Dixi-Klo durchs Neubauviertel gezogen wird.
Das Hauptaugenmerk liegt ohnehin auf der Dynamik innerhalb des Ensembles. Neben der bereits eingeführten Männerclique überrascht insbesondere der durch seine «Süper Tiger Show» auf Youtube bekannt gewordene Serkan Çetinkaya, der in «Männerhort» in seiner ersten Kino-Hauptrolle zu sehen ist. Wenngleich dem Deutsch-Türken keinerlei Unsicherheit vor der Kamera anzusehen ist, nagt vermutlich der Respekt vor der Leinwand am Timing-Gespür des Komikers. Das macht jedoch nichts: Çetinkaya ist mit seiner unbedarften Spielweise eine echte Bereicherung unter den alteingesessenen Akteuren und erweist sich als wahre Neuentdeckung des komödiantischen Deutschkinos. Unter den Damen sticht allen voran Cosma Shiva Hagen hervor. Die auch als Synchronsprecherin («Die Biene Maja – Der Film») tätige Tochter von Rockröhre Nina Hagen vermischt in ihrem Mimen des waschechten Frauenklischees die shoppingsüchtige Diva mit der erfolglosen Schauspielerin, die mit einer frühzeitigen Midlife-Crisis zu kämpfen hat und emotional von ihrem Ehemann Eroll mehr als abhängig ist. Wenngleich Hagen durchgehend an der Grenze zum mehr nervigen denn amüsanten Overacting agiert, funktioniert ihre Figurenzeichnung im Kontext zur Handlung: Sie verkörpert schlussendlich den Albtraum aller Männerhort-Bewohner und kommt dabei nicht bloß mit typischen Frauen-Problemen daher, sondern legt zeitweise auch ein äußerst männliches Verhalten an den Tag.
Ohnehin konzentriert sich «Männerhort» nicht bloß auf die abgestandene Frage, wie ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mann und Frau funktioniert. Zwar greifen die Macher immer wieder bewusst auf vermeintliche Stereotypen zurück und kreieren dadurch herzerfrischende Lacher. Vor allem die Veranschaulichung des Internetshoppingwahns, inklusive Retourenversand, ist überaus amüsant anzuschauen. Doch die Regisseurin verlässt sich nie auf Mario-Barth-Grundsätze der Marke „Auch wenn Frauen uns Männer nerven: Nur mit ihnen ist es wirklich schön!“. Je länger sich Franziska Meyer Price sowie das Publikum mit den grundverschiedenen Stolperfallen im Leben der Hauptfiguren beschäftigen, desto individueller sind schlussendlich die Arten, mit denen ein jeder derartigen Konflikten begegnet beziehungsweise begegnen sollte. Somit erweist sich «Männerhort» als sympathischer Appell daran, jeden so leben zu lassen wie er es für richtig hält. Dies ist vielleicht kein allzu originelles Fazit, jedoch ein solches, mit dem man Niemandem auf den Schlips tritt.