Eine Kolumne der Angst

Julian Miller hat Angst. Wovor, lesen Sie in der neuen Ausgabe von "360 Grad"...

Ich habe Angst.

Ich habe Angst vor dem 4. Oktober. Dann wird die Sau wieder rausgelassen und die Metzger stehen sicher schon bereit, um sie ein vorletztes Mal durchs Dorf zu treiben.

Am 13. Dezember wird dann alles endgültig vorbei sein. „Bild.de“ wird noch einmal von einem „Experten“ die Körpersprache von Markus Lanz in den letzten Minuten seiner Sendung analysieren lassen, während zahlreiche „Analysen“ für ein paar Tage „Spiegel Online“ lahmlegen werden. Aber dann war’s das endlich. Aus. Schluss. Vorbei.

Noch größere Angst habe ich aber vor dem, was danach kommen könnte. Davor, dass irgendwann im Herbst 2015 eine Samstagabendshow on air geht, die ein für alle Mal belegen würde, dass das ZDF keine Ahnung mehr davon hat, wie man sowas macht. Dass dann Kerner, Lanz oder Helene Fischer in irgendeiner Halle stehen und irgendwas mit Prominenten machen und dann noch irgendwas mit Social Media drin vorkommt, damit man sagen kann, dass was mit Social Media drin vorkommt. Ich habe Angst vor der Schmierigkeit, der Innovationsarmut, der Altbackenheit einer solchen Sendung. Und ich habe Angst davor, dass die Entscheider im ZDF genau so eine Show für diesen Sendeplatz als «Wetten, dass..?»-Nachfolger wollen.

Ich habe die Befürchtung, dass diese Show nach der ersten Ausgabe kein Schwein mehr gucken wird. Weil sie schmierig, innovationsarm und altbacken ist. Das ZDF wird den abgenagten Knochen dann circa zwei Jahre durchziehen und im Herbst 2017 einstellen.

Ich habe Angst, dass Thomas Bellut und Norbert Himmler dann mit dem Telefonieren anfangen werden – und dass dann in Malibu jemand ans Telefon geht und „Ja, Reschpekt, ich mach’s nochmal“ sagen könnte. Oder dass jemand aus dem Großraum Hamburg mit einem „Joa, voll geil, ich bring‘ euch die jungen Dinger rüber von RTL“ antworten wird.

Ich habe Angst, dass die Samstagabendshow des ZDF 2020 genau da sein wird, wo sie jetzt ist. Dass man die Chance auf einen Neuanfang nicht nutzen wird, sondern vielmehr krampfhaft versuchen, den einstigen Hit nachzubauen – und daran jämmerlich scheitert.

Ich hoffe, dass diese Angst vollkommen unbegründet ist.
26.09.2014 12:30 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/73382