«Un Village Français» erzählt, wie die deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg ein französisches Dorf einnehmen. Sony Entertainment TV zeigt die Serie, die mal eine andere Perspektive auf das Geschehen wirft.
Hinter den Kulissen:
Regie: Philippe Triboit, Olivier Guignard, Autor: Frédéric Krivine, Musik: Éric Neveux, Produktion: France 3
Selbst wenn diese Thematik keine völlig neue ist, so fällt es bei Weltkriegsdramen doch schon grundsätzlich positiv auf, wenn eine Geschichte nicht schon fünfmal erzählt wurde. Erfrischend ist aber vor allem die Perspektive aus der berichtet wird. Aus deutscher oder amerikanischer Sicht dürften die meisten Zuschauer schon viele Storys erzählt bekommen haben. Französische Produktionen sind auf dem hiesigen Markt hingegen eher eine Seltenheit. Ein Gewinn für die Geschichte ist ferner, dass sich nicht zu sehr auf wenige Charaktere fixiert wird. Das macht zwar den Überblick, gerade zu Beginn, nicht unbedingt einfacher, hilft aber zugleich, ein breites und interessantes Spektrum an Charakteren und Schicksalen abzubilden. Auf Dauer könnte allerdings auch die Gefahr drohen, dass es an wirklicher Identifikation oder zumindest Verbundenheit mit den Figuren mangelt. Zumindest zu Beginn besteht dieses Problem aber nicht, und eine Versteifung auf Einzelschicksale wäre vermutlich ohnehin weit sträflicher gewesen.
Was die Produktion schafft: Mitgefühl und Beklemmung erzeugen, denn die Intensität wird nicht nur durch die vorgenannte Titelmusik erzeugt sondern auch durch das Schauspiel, die authentisch wirkende Aufmachung und die gesamte Situation. So wird zum Beispiel die Geschichte von einer spanischen Frau erzählt, die nicht mit den anderen fliehen kann, weil sie gerade ihr Kind gebärt. Auf die Frage des Arztes, wie das Kind heißen soll, antwortet diese voller Dankbarkeit und ohne die Frage zu verstehen „Te quiero“ - „Ich liebe dich“. Erst später wird der Fehler aufgelöst, den Namen aber behält das Kind. Obschon man manche Szenen so eindringlich wahrnimmt wie diese, hat der Zuschauer insgesamt das Gefühl, das Geschehen plätschert irgendwie doch vor sich hin, sofern man dies bei einer solch schweren Thematik überhaupt sagen kann. Die Spannungskurve ist einfach zu flach, um richtig zu überzeugen.
Selbst wenn diese Kurve in den späteren Folgen steiler werden sollte, stellt sich die Frage, inwiefern sich das Konzept der deutschen Besatzung wirklich über Staffeln hinweg fortträgt. Bei fünf Seasons, die in Frankreich seit 2009 produziert wurden, scheint das irgendwie gelungen zu sein. Zum Auftakt ist die Serie dennoch eher hypothetisches Portrait als spannungsgeladenes Drama. Das alleine ist nicht weiter schlimm, nur mit falscher Erwartungshaltung sollte man an die Produktion nicht herangehen. Tut man das nicht, bleibt eine Enttäuschung aus. Monumentales Machwerk ist die Serie zum Auftakt somit zwar nicht, weil sie aber durchaus sehenswert ist, darf der Pay-TV-Sender für «Un Village Français» gerne eingeschaltet werden.