Der Fernsehfilm: Eine unterschätzte Medienform

Anlässlich der Quotenmeter-Fernsehpreis-Verleihung blicken wir auf die Lage des deutschen Fernsehfilms.

Oberflächlich betrachtet wirkt der deutsche Fernsehfilmmarkt wie eine Aneinanderreihung seichter Polizeidramen und sentimental-kitschiger Schmonzetten. Allerdings ist es ein Irrglaube, dass sich das Publikum mit diesen Filmen berieseln lässt, während es beim leisesten Hauch von künstlerischem Anspruch umschaltet. Dass die konformistischen Fernsehfilme so sehr im Gedächtnis haften bleiben, liegt zu gewissem Grad auch daran, dass miese Kitschfilme und inhaltslose Kriminalgeschichten oft einer Dachmarke angehören. Als solche werden sie intensiv beworben und erhalten eine konstante Präsenz im Fernsehen – inklusive angestammten Sendeplatz.

Gleichwohl finden auch gelungene Fernsehfilme ihr Publikum. So verfolgten Ende Juli 4,97 Millionen Menschen das gesellschaftskritische Medien- und Politdrama «Männertreu». Und dies ist keine Ausnahme von der Regel: Der deutsche Fernsehfilm, so lauten die im November 2013 beim Fernsehfilmfestival Baden-Baden kolportierten Zahlen, kostet im Schnitt 1,3 Millionen Euro und spricht vier bis fünf Millionen Zuschauer an. Somit ist er die feste Größe in der deutschen Unterhaltungslandschaft, übertrifft mühelos die erfolgreichsten US-Serien und eine Vielzahl von Kinohits.

Diese unerschütterliche Statistik gibt den Verantwortlichen eine gewisse Planungssicherheit, so dass auch Kreative mit riskanteren Ideen häufig ihre Chance erhalten, also „Leute, die Fernsehfilme aus Passion machen und sich von kleinen Budgets nicht abschrecken lassen. Da ist dann halt kein Hubschrauberflug mit dabei.“ So fasst es Karl-Otto Saur zusammen, der bis 2012 das jährliche Fernsehfilmfestival in Baden-Baden leitete.

Dass die seichten, konventionellen Filme eine auffälligere Position erhalten, erklärt Saur mit dem schleichend intensiver werdenden Quotendenken der öffentlich-rechtlichen Sender: „Sie schielen mit anspruchslosen Schnulzen und Liebesfilmen mit bekannten Gesichtern auf die hohe Quote.“ Trotzdem: Qualität wird ungebrochen geliefert. Um dies zu erkennen, reicht ein Blick auf die Nominierten des Quotenmeter.de-Fernsehpreises. Mit «Grenzgang» gab es im vergangenen Fernsehjahr eine mehrschichtige Liebesgeschichte zu sehen. «Kein Entkommen» behandelte die brisante Wechselwirkung zwischen Selbstjustiz und Jugendkriminalität auf sensible, geistreiche Weise. «Neufeld, mitkommen!» war einer der berührendsten Fernsehfilme der letzten Saison, der insbesondere mit seinen wirklichkeitsnahen Figuren überzeugte. «In der Überzahl» bewies, dass deutsches Fernsehen auch intelligente Thriller machen kann. Und «Woyzeck» präsentierte sich als beachtliche Theateradaption.

Welcher dieser Filme begeisterte Sie am meisten? In welche Richtung sollten sich die Fernsehfilmproduzenten verstärkt orientieren? Geben Sie der Branche ein Signal und stimmen Sie beim Quotenmeter.de-Fernsehpreis für das Kleinod ihrer Wahl!

Hier gelangen Sie zur Abstimmung für den Quotenmeter.de-Fernsehpreis sowie zu weiteren Infos über die Nominierten.
20.08.2014 10:55 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/72542