Immer mehr US-Formate zieht es ins Ausland. Welche Möglichkeiten und Hindernisse dabei für Produktionen wie «Game of Thrones» oder «Homeland» entstehen.
Die Reise ins Ausland stellt für eine US-Serie längst keine Ausnahme mehr dar. Auch scheinbar niedriger budgetierte Shows drehen abseits des Lands der scheinbar nicht ganz so unbegrenzten Möglichkeiten. So entstanden Teile der neuesten «Modern Family»-Staffel beispielsweise in Australien, während «Parks & Recreation» London für seine Dreharbeiten aufsuchte, genauso wie «Elementary». Starz‘ Historienserie «Outlander» nutzte die weiten Landschaften Schottlands für ein außerordentliches Seherlebnis, Showtimes «Penny Dreadful» suchte Irland heim und «Vikings» vom History Channel verlagert seine dritte Staffel auf die Emerald Isles in Kanada.
Unter all den Reiselustigen sticht dennoch Netflix als ambitioniertester Vielflieger heraus. In den nächsten 18 Monaten schickt der VoD-Dienst sein History-Epos «Marco Polo» nach Malaysia, Kasachstan und Italien, «Narcos» über den Drogenbaron Pablo Escobar wird natürlich in dessen Heimatland Kolumbien gedreht und der Verschwörungsthriller «Sense8» nutzt nicht weniger als neun Locations auf vier verschiedenen Kontinenten für seine Sache. Dabei liegt der Fokus von Netflix nach eigenen Angaben klar auf größtmöglicher Kredibilität im Hinblick auf die Geschichten, die seine Formate erzählen. Eine gesamte Staffel im Ausland zu drehen war bis vor kurzem dennoch Neuland für den Großteil aller US-Serien.
Zwar musste die Produktion der Serie aufgrund der erneuten Unruhen in und um Israel in die Türkei verlegt werden, einen Großteil des Drehbuchs in Israel umzusetzen bedeutete, entgegen den Vermutungen der meisten Beobachter, jedoch auch Einsparungen, immerhin hätte man in den USA die exotischen Schauplätze selbst mühevoll errichten müssen. Nach Schätzungen von Gordon hätten die Studios rund 700.000 Dollar gespart, da es in Israel keine Notwendigkeit gab die aufwendigen Sets aus dem Nichts zu konstruieren. Und auch die Länder profitieren durch das Medienaufsehen von den Serien und gewähren selbst hoch-budgetierten Shows wie «Game of Thrones» Kostenabschläge. Solche Boni findet die HBO-Show in Spanien nicht vor, wo Teile der kommenden fünften Staffel gedreht werden. Dafür arbeitet das Land auf der iberischen Halbinsel intensiv mit den Produktionsfirmen zusammen, um die Kosten so gering wie möglich zu halten damit das Land auch etwas vom «Game of Thrones»-Hype profitiert.
Auch private Umstellungen gehen natürlich mit einem Drehortswechsel einher. Die «Homeland»-Darsteller drehten drei Staffeln lang in den USA, haben dort Familie und ihr soziales Umfeld. Nur die Liebe zur Show ließ sie diese weite Reise auch antreten, auch wenn wohl nicht viele Namen im Cast mit der Entscheidung vollends zufrieden waren. Eine Möglichkeit sich die USA auch ins Ausland zu holen, war im Falle der Showtime-Serie sich Klauseln in den Vertrag schreiben zu lassen, die es ermöglichten Freunde oder Familie mitfliegen zu lassen und ihnen Unterbringung nahe der Drehstätten zu gewährleisten. Möglichkeiten und Hindernisse halten sich also bei einem Dreh im Ausland die Waage. Die Bildgewalt der entstandenen Aufnahmen rechtfertigt jedoch in den meisten Fällen den Auslandsaufenthalt. Der Zuschauer wird es danken.