Während die deutsche Version dieser Tage mit Quotenproblemen zu kämpfen hat, steht «The Bachelorette» in den USA noch voll im Saft.
«Bachelorette»-Facts (USA)
- Premiere: 8. Januar 2003
- Network: ABC
- Genre: Datingshow/Reality
- Host: Chris Harrison
- Staffelzahl: 10
- Episodenzahl: 111
- Produktionsfirmen: Next Entertainment, Warner Horizon Television & Telepictures Productions
- Die Bachelorettes waren bislang alle Kandidatinnen bei «The Bachelor»
- Aktuell sind 4 ehemalige Bachelorettes mit ihren Erstplatzierten der jeweiligen Staffel zusammen
Das Genre Dating-Show genoss wohl noch nie wie einen höheren Stellenwert im deutschen Fernsehen als in dieser TV-Saison. Und da auch in Deutschland die konventionellen Konzepte für Liebessuchende so langsam aufgebraucht sind, bedienen sich die Sender einem immer bunter werdenden Treiben. Die herkömmliche Art wählt dieser Tage RTL II, die mit «Next, Please» und bald auch «Kiss or Cash» am Vorabend junge Menschen verkuppeln und sich dabei an früheren MTV-Formaten orientieren. Beim Fun-Sender sorgt aber auch bald eine Dating-Show von Kay One für neue Akzente. Unterdessen schickt sixx in der neuen TV-Saison Liebessuchende in Masken verkleidet zu Grusel-Rendezvous und auch bei ProSiebens «Crazy Dates» schlüpfen Singles in Kostüme.
Dem Dating-Wahn setzt wohl das bald anlaufende «Adam sucht Eva» die Krone auf, in dem sich die potenziellen Partner nackt begegnen, während bei ProSieben das Motto einiger junger Frauen bald wieder «Catch the Millionaire» lautet. Ohnehin scheint in Sachen Dating-Formaten RTL aber am versiertesten zu sein. Neben dem innovativen [Take me out]] läuft schließlich auch «Der Bachelor» außerordentlich erfolgreich beim Marktführer in der Zielgruppe. Nachdem RTL sich Anfang des Jahrtausends bereits am «Bachelor»-Ableger «Die Bachelorette» versuchte, wagte der Kölner Sender einen neuen Vorstoß und entließ wieder eine attraktive Alleinstehende auf Männersuche.
Obwohl «Der Bachelor» in Deutschland stets für ein großes Publikum sorgt, hatte «Die Bachelorette» schon in der zweiten Woche mit Quotenproblemen zu kämpfen. Hier offenbaren sich einmal mehr die unterschiedlichen Sehgewohnheiten zwischen deutschen und US-amerikanischen Fernsehzuschauern. Denn neben dem «Bachelor» genießt jenseits des Atlantiks auch «The Bachelorette» eine hohe Beliebtheit, dabei beendete das Format gerade seine bereits zehnte Staffel. Allerdings befinden sich große Teile der Staffel im Sommerloch, in dem die großen Networks auch etliche Wiederholungen versenden, die für wenig Konkurrenz sorgen und damit die tollen Quoten etwas relativieren.
Zu Beginn der zehnten «Bachelorette»-Staffel am 19. Mai 2014 sah sich die 26-jährige Andi Dorfman auf der Suche nach der großen Liebe jedoch zumindest noch eine halbe Stunde mit dem sehr beliebten «The Voice» konfrontiert, das um 22 Uhr endete, während die Rosenverteilerin die Männerjagd ab 21.30 Uhr aufnahm. Für die Premiere der 90-minütigen ABC-Show standen ordentliche 6,99 Millionen Zuschauer zu Buche und damit rund eine Million Interessierte mehr als noch im Jahr zuvor. Tolle sechs Prozent Marktanteil ließen das ABC-Programm zum zweitbeliebtesten Format bei den jungen Zuschauern an diesem Abend werden, auch «24: Live Another Day» bei FOX hatte das Nachsehen gegenüber der Dating-Show. In Verbindung mit «Castle»-Reruns war ABC zu dieser Zeit regelmäßig das meistgesehene Network am Montagabend.
In der nächsten Woche wechselte «Bachelorette» nach erfolgreicher Flucht vor NBCs «The Voice» zur Premiere in den regulären Time-Slot von 20 bis 22 Uhr. Ernstzunehmende Konkurrenz fand sich ab dem 26. Mai auch in FOX‘ [Master Chef]] wieder, das in eine neue Staffel ging und die «Bachelorette» von nun an für die nächsten Wochen begleiten sollte. Auch die Zuschauerzahlen von «Friends with Better Lives» ähnelten zu dieser Zeit denen der ABC-Show, allerdings trennte sich CBS kurze Zeit später von der gefloppten Sitcom. Knapp vor «24: Live Another Day» kennzeichnete «Bachelorette» am 26. Mai das meistgesehene Programm des Abends mit 6,03 Millionen Zuschauern. Dafür musste die attraktive Single-Frau jedoch bei den 18- bis 49-Jährigen einen Prozentpunkt einbüßen – noch fünf Prozent aus der Zielgruppe schalteten ein.
Ein Ausflug in den US-Sonntag kostete «The Bachelorette» am 1. Juni insgesamt eine Million Zuschauer. Gegen schwache Reruns anderer US-Networks stellte die Kuppelshow nach 20 Uhr jedoch noch immer das beliebteste Programm dar und unterhielt immerhin vier Prozent des werberelevanten Publikums. Gegen die üblichen Konkurrenten schwang sich die [Bachelorette]] wieder zu 6,74 Millionen Interessierten und sechs Prozent beim umworbenen Publikum auf. Die nächste reguläre Ausgabe am 16. Juni bewegte sich am 16. Juni mit 6,50 Millionen Interessierten auf dem gleichen Niveau, dafür war das Format um die junge Andi beim jungen Publikum mit fünf Prozent etwas weniger beliebt. Sehr konstant präsentierte sich «The Bachelorette» noch bis zum 21. Juli, gleichwohl ABC auch zu dieser Zeit schon wusste, dass die zehnte Staffel eine der bislang am wenigsten erfolgreichen Seasons darstellen würde. Die Zuschauerzahlen schwankten bis Ende Juli zwischen 6,30 und 6,83 Millionen, am 30. Juni verzeichnete das Dating-Format sogar acht Prozent in der Zielgruppe, ehe die Quoten bei den Jüngeren zwischen fünf und sechs Prozent pendelten. Die letzten beiden Episoden der aktuellen Staffel, in denen Andis endgültige Entscheidung immer näher rückte, zogen auch noch einmal ein gesteigertes Zuschauerinteresse nach sich. Das Finale unterhielt 7,50 Millionen Menschen, ehe das „After the final rose-Special“ sogar 7,90 Millionen Zuseher in seinen Bann zog und damit das größte Publikum der neusten Staffel.
Noch immer stellt «The Bachelorette» für ABC einen vollen Erfolg dar, auch wenn die Quoten in der neuesten Staffel auf sehr hohem Niveau abgaben. Fast jede Woche rangierte «The Bachelorette» am Montagabend auf dem ersten Platz unter allen großen Networks, was natürlich auch der schwachen Sommer-Konkurrenz geschuldet ist. Die US-Zuschauer scheinen dem Dating-Format jedoch nicht allzu schnell überdrüssig zu werden. Ähnliches hat sich mit Sicherheit auch RTL gewünscht, wo die kommenden Wochen zeigen werden, ob der «Bachelorette» in Deutschland mittelfristig überhaupt eine Zukunft bevorsteht.