Unbedingt dranbleiben

In Sat.1 haben zwei Serienschätze ihre Halbwertszeit längst überschritten. Hit-Potential scheint aber (noch) kein Nachfolger zu haben.

Die Letzte wird die Beste sein!
...behauptet Sat.1 in Bezug auf die finale «Danni Lowinski»-Staffel
So wirklich überrascht war am Montagnachmittag niemand, als Sat.1 offiziell bekannt gab, nach der fünften Staffel mit «Danni Lowinski» Schluss zu machen. Zum einen hat man mit einem solchen Schritt rechnen können, erging es der ebenfalls von Marc Terjung geschaffenen Serie «Edel & Starck» vor einigen Jahren nicht anders. Sie lief bis 2005 in insgesamt vier Staffeln. Später sprach man davon, dass vor allem die Schauspieler sich auch weiter- und eben von ihren Figuren wegentwickeln wollten. Bei «Danni Lowinski» schien das zuletzt anders zu sehen – womit man „zum anderen“ kommt. Schon in Staffel vier zeigte das Format inhaltlich wie quotentechnisch leichte Abnutzungserscheinungen. Da Marc Terjung jemand ist, für den eine gewisse Buch-Qualität unabdingbar ist, hätte man die Serie entweder neu erfinden müssen oder eben jetzt beenden.

Dass sich Sender und Macher für zweiteren Weg entschieden haben, stellt die Münchner vor eine gewisse Aufgabe. Einen potentiellen Nachfolger von „Danni“ testet man bereits jetzt als Lead-Out des «letzten Bullen» schon das ähnlich angelegte «Josephine Klick» mit Diana Amft in der Hauptrolle. Ebenfalls von Marc Terjung kommend war vorher schon recht klar, dass ein Totalflop wohl ausbleiben wird; mit noch leicht überdurchschnittlichen Quoten dringt der Frischling aber auch bei Weitem nicht in die Regionen vor, in die es «Danni Lowinski» in ihren besten Tagen schaffte.

Nach dem Ende von «Danni Lowinski» muss also konstatiert werden, dass der einst so gefeierte Seriensender Sat.1 inzwischen wieder recht alleine da steht. Frau Klick ist weder Fisch noch Fleisch, «Familie Undercover», ein Relikt aus Kosack-Zeiten wird zwar von Sat.1 Emotions gezeigt, nicht aber vom großen Bruder und «Der letzte Bulle» hat weiterhin eine ungewisse Zukunft. Hier sind die Quoten weiterhin stark, doch schon nach Staffel vier sahen sich die Macher gezwungen radikal am Inhaltlichen zu schrauben. Mehrere ähnlich krasse Brüche wird wohl auch das Henning-Baum-Format nicht vertragen.

Deshalb wäre es für Sat.1 so wichtig, neben dem Showbereich nun auch endlich im Serien-Bereich wieder Gas zu geben. Die Anzahl der Erstausstrahlungen auf dem Film-Slot am Dienstag ist schon deutlich reduziert worden, das darf mit der deutschen Serie nicht passieren. Wenn der Sender in ein paar Wochen sein Programm für die neue Saison vorstellt, müssen mindestens zwei neue Serien dabei sein. Welche, die neue und frische Ideen haben. Es können Krimis sein, ohne Frage – aber dann bitte welche vom Schlage des Dortmunder «Tatorts» - etwas, das Biss hat. Was Deutschland nicht braucht und was auch nicht funktionieren wird, ist der nächste «Cop und der Snob», die nächste ausgelutschte Kommissar-Komödie auf dem Land.

Doch selbst das wäre schon besser als nichts. Nach dem Ende von «Danni Lowinski» müssen die Privatsender ein Zeichen setzen. Es kommt etwas nach – es muss etwas nachkommen. Denn dass sich die deutsche Fiction derzeit wieder in eine Krise bewegt, ist schlicht nicht mehr als eine Mär. «SOKO XY», «Tatort» und Co. zeigen, dass der Deutsche durchaus Lust auf (Krimi)-Kost aus dem eigenen Lande hat. Mit dem Serienmontag hat Sat.1 ein etabliertes Steckenpferd – und muss darauf auch im Herbst wieder setzen. Sonst würde vieles, was «Danni Lowinski» geschaffen hat, nicht sonderlich lange überdauern.
27.05.2014 09:25 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/70953