Nach der Teddybär-Komödie «Ted» liefert Seth MacFarlane mit seinem Projekt «A Million Ways to Die in the West» eine amüsante und durchdachte Westernposse, die ihre Wurzeln nicht leugnet und mit einem tollen Cast aufwarten kann.
Der Wilde Westen ist wirklich ein verdammt gefährliches Pflaster. Andauernd will irgendjemand einen umbringen. Banditen und Indianer sowieso. Aber auch besoffene Typen, wilde Tiere oder sogar der Doktor. Selbst auf dem eigentlich harmlosen Jahrmarkt sterben jedes Jahr Leute. Deshalb hält sich Schafzüchter Albert (Seth MacFarlane) bei brenzligen Situationen auch lieber im Hintergrund. Er hat zwar ein loses Mundwerk und gibt zusammen mit seinem Kumpel Edward (Giovanni Ribisi) zu allem einen frechen Kommentar ab, einen Revolver hat er allerdings noch nie in die Hand genommen. So gilt Albert auf den Straßen von Old Stump als unverbesserlicher Feigling, weshalb ihn auch seine Freundin Louise (Amanda Seyfried) verlassen hat. Die macht jetzt mit dem wesentlich mutigeren, vor allem aber auch wohlhabenden Bartträger Foy (Neil Patrick Harris) rum.Doch mit der Ankunft der wunderschönen Anna (CharlizeTheron) ändert sich alles. Albert ist von dem blonden Superweib, das nicht nur fluchen, schießen und ordentlich trinken kann, sondern auch noch seinen schrägen Humor teilt, hin und weg. In ihrer Begleitung wandelt sich der schlaffe Schäfer zum wilden Wolf. Na, ja … fast. Eine Sache vergaß Anna allerdings zu erwähnen: Sie ist mit einem eifersüchtigen Banditen verheiratet. Wird Alberts neu entdeckter Mut also reichen, um es mit dem schießwütigen Gatten seiner Angebeteten aufzunehmen?
Selbiges gilt für die Darsteller. Allen voran CharlizeTheron («Prometheus») legt eine ungeheure Spielfreude an den Tag, die sie ausnahmslos sämtliche Schauspielkollegen an die Wand spielen lässt. Zusammen mit Seth MacFarlane – beide bestreiten den Film über die großzügige Laufzeit von knapp zwei Stunden zum Großteil im Alleingang –bildet sie ein stimmiges Duo, gleichwohl wirkt MacFarlane ab und an zu unkonzentriert, um der blonden Schönheit in irgendeiner Form das Wasser reichen zu können. Das männliche Pendant zu Theron bildet dagegen «How I Met Your Mother»-Kultstar Neil Patrick Harris. Seine Darstellung eines machohaft-arroganten Schnösels, dessen einziges Alleinstellungsmerkmal auffälliger Schnurrbartwuchs ist, ist brillant und von einem großartigen komödiantischen Timing. Amanda Seyfried («Les Misérables») versucht sich dagegen erfolgreich an überspitzter Selbstdemaskierung, während der mit viel zu wenig Screentime gesegnete Liam Neeson («Non-Stop») einen echten Gauner verkörpern darf. Das große Star-Ensemble harmoniert hervorragend untereinander und verhilft «A Million Ways to Die in the West» zur notwendigen Erdung, die «Ted» nicht besaß und «American Dad» sowie «Family Guy» nur bedingt aufweisen.
Hierzu trägt auch die dramaturgische Aufteilung des Streifens bei. Wie es im Western-Genre so üblich ist, erweckt auch der hiesige Vertreter den Eindruck, über eine sehr lange Strecke von etwa der Hälfte an Laufzeit nicht über den Prolog hinauszukommen. Der Plotmittelpunkt kristallisiert sich nur schleppend heraus. Dass die erste Filmstunde sich dennoch nicht als langweilig entpuppt, ist der inszenatorischen Raffinesse des Teams zu verdanken. Flüssig geschriebene Pointen und sympathische Charakterentwicklungen entführen das Publikum auf einen Trip durch die wilde Prärie. Selbst den von MacFarlane so geliebten, infantilen Humor bekommt man nur an ausgewählten Stellen zu spüren. Zwar ist «A Million Ways to Die in the West» nicht völlig frei von Haudrauf-Humor, doch die wenigen unter die Gürtellinie zielenden Gag-Spitzen werden in ihrer Absurdität soweit ausgekostet, dass das wiederum richtig lustig ist. Was man hingegen schmerzlich vermisst, ist der in den Trailern groß angekündigte Blut-Gehalt. Entgegen sämtlicher Erwartungen ist MacFarlanes Komödie kein ernstzunehmender Konkurrent für «Django Unchained». Die deutschlandweite FSK-Freigabe ab 12 lässt bereits erahnen, dass sich der Streifen wenig bis kaum auf Gemetzel und Ballerei verlässt. Für die Konsequenz der Prämisse ist dies lohnenswert. Wer das Kinoticket jedoch vor allem des Splattergehalts wegen löst, wird dagegen wohl enttäuscht werden.Im Januar kündigte Seth MacFarlane an, einen Roman auf Basis des Drehbuchs schreiben zu wollen. Am 4. März wurde dieser schließlich veröffentlicht. Auch ein Hörbuch ist erhältlich, gesprochen von Jonathan Frakes.