In seiner neuen Komödie «Bad Neighbors» wirft «Männertrip»-Regisseur Nicholas Stoller einen Blick hinter den Gartenzaun zweier Nachbarn, die sich so gar nicht miteinander arrangieren können und wollen.
Mac und Kelly haben ihre wilden Party-Zeiten hinter sich. Die frischgebackenen Eltern genießen nun das besinnliche Leben am Stadtrand. Doch diese Idylle endet schneller als erwartet, als eine Horde lautstarker Studenten der Delta-Psi-Verbindung in ihre direkte Nachbarschaft zieht: Rücksicht? Nachtruhe? Hilfsbereitschaft? Das sind Fremdwörter für die partywütigen Studenten. Angeführt vom charismatischen Studenten Teddy (Zac Efron) feiern sie ein feuchtfröhliches Fest nach dem anderen. Auf der einen Seite wollen Mac und Kelly ihren Traum vom lauschigen Vorstadtidyll nicht aufgeben. Auf der anderen Seite wollen sich die Mittdreißiger beweisen, dass sie sich trotz allem ein Mindestmaß an Coolness bewahrt haben. So versuchen sie zunächst, keine Spielverderber zu sein und aus dieser ungemütlichen Situation das Beste zu machen. Doch die wilden Partys der Studentenverbindung werden immer ausufernder – und die Beziehung zwischen den Nachbarn immer angespannter. Man sabotiert sich, stellt sich gegenseitig bloß und versucht dem jeweils anderen das Leben zur Hölle zu machen. Die Lage spitzt sich dermaßen zu, dass entweder die College-Kids aus der Siedlung geworfen werden – oder das junge Ehepaar den letzten Funken gesunden Verstand einbüßen wird, das ihnen noch geblieben ist. Schließlich eskaliert der Nachbarschaftsstreit zu einer wahrlich epischen Schlacht, die für alle Beteiligten unvergesslich bleiben wird.
Zwar sind viele der Gags neu und in der hier dargebrachten Form tatsächlich richtig komisch – Seth Rogen («Das ist das Ende») stellt vor allem in den improvisierten Passagen einmal mehr sein ungeheures Talent für komödiantisches Timing unter Beweis. Gleichzeitig krankt das Skript an den schwach geschriebenen Charakteren. «Brautalarm»-Zicke Rose Byrne und Seth Rogen fehlt das gewisse Knistern untereinander, um glaubhaft ein sich liebendes Ehepaar zu verkörpern. So entsteht keine Fallhöhe vom ungestörten zum durch die Nachbarn vermiesten Familienleben – auch, weil der Zuschauer von der Harmonie vorab kaum etwas zu sehen bekommt. Viel zu schnell zieht die Studentenverbindung in das Nachbarhaus ein und viel zu zügig eskaliert daraufhin der Streit. Doch wirklich nahe geht dem Zuschauer dieser nicht: Teenieschwarm Zac Efron («Für immer Single?») ist als Bösewicht einfach zu charmant. Derweil ergeben ausgerechnet er und Seth Rogen ein großartiges Duo. Das Highlight dieser ungewöhnlichen Kombination ist ein gemeinsamer Auftritt vor einem „Abercrombie & Fitch“-Store. So wird die Prämisse (ungewollt) ad absurdum geführt und die Ausgangslage des Konflikts ist nichtig: Als Zuschauer findet man sich schließlich weder auf der Seite Efrons, noch auf der Seite der Sadners wieder.
Regisseur Nicholas Stoller, kreativer Kopf hinter Komödien wie «Der Ja-Sager» (Drehbuch) und «Männertrip» (Regisseur) tut sich in «Bad Neighbors» zum ersten Mal mit Seth Rogen zusammen. Neben seiner Nachbarschafts-Comedy ist eines seiner Werke derzeit ebenfalls im Kino zu sehen: Für das Puppenabenteuer «Muppets: Most Wanted» fungierte er als Drehbuchautor.
An der Seite des Dreiergespannes Rogen-Byrne-Efron beweist sich Dave Franco («21 Jump Street»), der als bester Kumpel Zac Efrons ebenfalls ungeahnte, komödiantische Fähigkeiten an den Tag legt. Seine zunächst nur als kleine Nebenrolle angelegte Figur erwächst schließlich zu einem wichtigen Konfliktpunkt innerhalb der Geschichte und beweist ein wenig, wo in «Bad Neighbors» die Schwachstellen liegen. Der Streit zwischen Efron und Franco, der aus einer tiefen Männerfreundschaft heraus entsteht, zeigt perfekt, wie sich das Verhältnis der eigentlichen Hauptfiguren hätte entwickeln sollen. Mit einem Augenzwinkern liefern die beiden Darsteller ganz großes Drama; den Fluss des komödiantischen Schwerpunktes stört das nicht und sämtliche Verwicklungen wirken glaubhaft und nachvollziehbar.