Haben die Krimis «Wetten, dass..?» zu Fall gebracht?

Ein Show-Dino stirbt – und macht Platz für noch mehr Krimis im Zweiten. Dass «Wetten, dass..?» gerade 2014 zu Ende gehen wird, kommt wohl nicht von ungefähr. Warum ZDF-Programmchef Himmler in seinem Statement von Aufwand und Zuschauer-Resonanz spricht.

Pressestimmen zum «Wetten, dass..?»-Ende

Mutig, dass der Sender trotzdem nach so vielen Jahren seine Traditionssendung sterben lässt, ohne Lanz die Schuld zu geben - was deutlich leichter gewesen wäre. Doch gerade in der heutigen Show zeigte der Tiroler, dass er tauglich für den Samstagabend ist. Die Sendung war kurzweilig, die Gäste harmonierten, die Wetten waren stark. Und Lanz wirkte gelöst und irgendwie glücklich – vielleicht aber auch, weil er wusste, dass er die Medien-Schelte nicht mehr lang zu ertragen hatte.
Focus Online
Show Nummer 13 für Markus Lanz – normalerweise ist die 13 in Deutschland als Unglückszahl bekannt. Dieser Eindruck wird sich bei Abergläubischen nun verstärken, war es doch die 13. Show, die das Ende des Showdinos, der seit fast 34 Jahren Bestandteil des ZDF-Programms ist, besiegelte. Mit dieser 13. Show wird vielleicht auch eine Kehrtwende einhergehen, denn nach der Sendung – und das ist irgendwie typisch – erlebte Lanz eine kleine bis mittelgroße Premiere. Ja, es gab positive Töne über «Wetten, dass..?». Darf der zuletzt so unglaublich viel gescholtene Moderator jetzt etwa das erleben, was einst auch Harald Schmidt in seiner zweiten Sat.1-Phase zu teil wurde?

Dass die Kritiker nämlich erst nach Feststehen der Absetzung würdigende Worte tippen? Vor einigen Tagen schon stellte Quotenmeter.de die Frage nach der exakten Rolle von Markus Lanz bei «Wetten, dass..?»: Auch nach der 13. Show ist nicht klar, ob der Südtiroler nun eher VIP-Gast oder doch Kapitän an Bord des Show-Dampfers ist. Ihm blieb es zwar überlassen, die Abschiedstour von «Wetten, dass..?» anzukündigen, ausführlich begründet wurde sie dann aber von ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler.

Pressestimmen

Lanz die Verantwortung als Totengräber zuzuschreiben, wäre allerdings zu einfach. Das hat seine Moderation gezeigt: Er lieferte in einer soliden Show ordentliches Handwerk ab, ging gut auf seine Gesprächspartner ein, und ihm gelang auch der ein oder andere Gag.
rp-online
In einem langen Statement sprach der ZDF-Boss auch davon, dass der große Aufwand von «Wetten, dass..?» nicht mehr im Verhältnis zur Zuschauer-Resonanz stünde. Das lässt zunächst einmal aufhorchen. Am Samstag kam die Show aus Offenburg auf fast sieben Millionen Zuschauer - «Deutschland sucht den Superstar» erreicht halb so viele, auf ähnlichem Niveau läuft «Schlag den Raab». Hätte man mit einer Begrenzung des Budgets auf den Zuschauerschwund reagieren müssen, so hätte es Möglichkeiten gegeben, die Kosten zu drücken. «Wetten, dass..?» wäre nicht schlechter geworden, wäre das Format fest vom Lerchenberg gesendet worden.



Den Satz von Himmler versteht man aber vielleicht dann besser, wenn man ein Quotenmeter-Interview mit dessen Stellvertreter Reinhold Elschot kennt. Im Rahmen der Ankündigung der zahlreichen neuen Krimi-Reihen der Mainzer hatte dieser vor einigen Wochen erklärt: „Die ARD wird um den «Tatort» in der Tat viel beneidet. Dass da manchmal mehr als zehn Millionen Menschen zuschauen, ist der Qualität der Filme, aber auch einer konsequenten Programmierung geschuldet (…)Vom Frühjahr an wollen wir nun unseren "Samstagskrimi" stärken: für zunächst drei Monate werden wir die Samstagskrimis konsequenter programmieren, der "Samstagskrimi" soll seinem Namen gerecht werden.“ Heißt: Dass das ZDF seine Samstags-Krimi-Marke sowohl im Herbst als auch im Frühjahr alle vier bis fünf Wochen für den Showdino unterbrechen musste, passte den Mainzern nicht mehr, seitdem das Genre Krimi durch die Decke schießt.

Pressestimmen

Als wären sie eingeweiht, trugen die Gäste an diesem Abend ausnahmslos schwarze Trauerkleidung. Einmal spielte Lanz sogar darauf an: "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal im Fernsehen den buntesten Anzug tragen würde!" Nein, anzumerken war dem Moderator rein gar nichts. Der Show dagegen umso mehr.
SpOn, Arno Frank
Zehn Millionen Zuschauer für den Sonntagabend-«Tatort»? Acht Millionen für «Stubbe»? Auch acht Millionen für den Neustart «Helen Dorn»? Dass die etwa nur die Hälfte kostenden Krimis inzwischen mehr Gesamtzuschauer vor die Bildschirme locken als der Showdino mit «Wetten, dass..?», dürfte einen gewaltigen Anteil daran haben, dass man auf dem Lerchenberg von der großen Show abgerückt ist. Die Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache.

Im Schnitt holte Lanz mit seinen drei Ausgaben im Jahr 2014 6,33 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Die bis dato fünf letzten Krimiausstrahlungen am Samstag um 20.15 Uhr aber kamen im Schnitt auf 6,79 Millionen Zuseher ab drei Jahren. Um 21.45 Uhr schwimmen Krimi-Wiederholungen alter Serien gut im Fahrwasser der Reihen. Durch das Einsparen der Kosten von «Wetten, dass..?» werden nun Gelder frei, die man gut und gerne in das Stärken des Samstags-Krimis stecken kann. Wohl in der Hoffnung, dass man 2015 dann auf den «Tatort» im Ersten aufholt und die durchschnittliche Reichweite am Samstagabend auf mehr als sieben Millionen steigert.



Ob es nämlich wirklich regelmäßig vorkommen wird, dass das ZDF samstags auf Shows setzt, ist erstmal fraglich. Es wäre vermutlich auch nicht allzu klug, direkt 2015 damit weiterzumachen, weil ein jedes Format zwangsweise wieder mit dem Wett-Format verglichen werden würde. Dieser Schritt verpflichtet die Programmplaner des Zweiten nun dazu, auf ein vergleichsweise sicheres Pferd zu setzen; und so unattraktiv da Krimis scheinen mögen, weil sie die Mono-Kultur im deutschen TV fördern, so wenig kann man mit ihnen aktuell falsch machen.
06.04.2014 11:32 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/69996