Die Kritiker: «Die Mütter-Mafia»

Dass das Herzkino im Zweiten qualitativ nicht unbedingt hochwertig ist dürfte hinreichend bekannt sein. Doch was die Produktionsfirma U5 im neuesten Werk abliefert, ist schlicht unterirdisch. Eine Analyse.

Inhalt

Hinter den Kulissen

  • Buch: Johannes Wünsche und Tomy Wigand
  • Romanvorlage: Kerstin Gier
  • Regie: Tomy Wigand
  • Musik: Sebastian Pille
  • Kamera: Egon Werdin
  • Schnitt: Christian Nauheimer
  • Produktion: U5 Filmproduktion
Wirklich selbstständig war Conny eigentlich nie. Egal ob von ihren Eltern, ihrem Mann oder ihren Kindern – sie hat sich ihr Leben immer vorgeben lassen. Ehemann Lorenz hat aus dem Mauerblümchen allerdings eine richtige Frau gemacht.

Als Lorenz aber verkündet, dass er sich scheiden lassen will, weiß Conny nicht was sie machen soll. Abgeschoben ins Haus der verstorbenen Schwiegermutter ist sie mit Einsamkeit, dem Kleinstadtleben und pubertierenden Kindern überfordert. Dazu kommen die High-Society-Ladys des Ortes, die neue Liebschaft vom Ex-Ehemann und rechtliche Probleme. Doch Connys neuer Anwalt weiß Rat, nicht nur in Rechtsfragen.

Darsteller
Annette Frier («Danni Lowinski») als Conny Wischnewski
Roeland Wiesnekker («3096 Tage») als Anton Alsleben
Eva Löbbau («Lerchenberg»,«Unknown Identity») als Mimi
Tim Bergmann («Rommel») als Lorenz Wischnewski
Chiara Schoras («Countdown – Die Jagd beginnt») als Frauke Kröllmann
Charlotte Uedingslohmann als Nelly Wischnewski
Claudio Magno als Julius Wischnewski

Kritik
Die Story liest sich nicht nur fad und klischeebeladen sondern ist es auch gleichermaßen. Trotz mehrerer Erzählstränge ist die Handlung so wenig komplex, dass sich Handlungslücken gar nicht erst auftun können. Doch der Zuschauer darf sich sicher sein: Würde es diese Möglichkeit geben, die Autoren hätten sie sicher genutzt. Irgendwie wirr zu agieren, schaffen die Verantwortlichen aber trotzdem. Zum Beispiel als in einigen Momenten mies inszenierter „Horror“ gezeigt wird. Was der im Film zu suchen hat, wird bis zum Ende nicht klar.

Die Romanvorlage muss entweder ein furchtbares Buch sein – oder schlicht furchtbar umgesetzt. Die Handlung ist jedenfalls schon zu dünn für eine dreiviertel Stunde. Über 90 Minuten zieht es sich dann endgültig hin wie Kaugummi.

Der Titel macht noch viel weniger Sinn als die ohnehin schon schwache Handlung. Die miteinander konkurrierenden Lebedamen stehen eigentlich nicht so wirklich im Zentrum und sind nur ein Teil des Ganzen. Gerade zum Ende hin spielen sie einer immer geringere Rolle. Wirklich ausdifferenziert ist aber immerhin keine der Handlungsebenen. Gleiches Recht für alle, sozusagen.

Die Pointen muss man mit der Lupe suchen. Wer es witzig findet, seine verschiedenen Klingeltöne im Kino auszuprobieren und damit Filmfreunde zur Weißglut zu bringen, der hat etwas zu lachen. Ansonsten sind die peinlichen Situationen vorwiegend deswegen unangenehm, weil sie so vorhersehbar sind - aber nicht weil es das Drehbuch so beabsichtigt.

Die Besetzung ist gerade für das möchtegern-romantische ZDF-Herzkino gar nicht so übel. Doch Annette Frier in der Hauptrolle ist nicht nur schlecht geschminkt, sondern auch nicht besonders gut aufgelegt. In jedem Fall hat sie schon deutlich bessere Leistungen gezeigt. Gerade die typisch-pubertierende Tochter, dargestellt von Charlotte Uedingslohmann, bekommt aber gar nicht erst die Chance wirklich gut zu sein, weil allein die Rolle schon so mies angelegt ist: Erst ist Töchterchen sauer, dass sie in der miefigen Provinz keinen Handyempfang hat und will flüchten, dann taucht, welch Überraschung, plötzlich ein süßer Typ auf und irgendwie will sie dann doch nicht mehr zurück zu Papi. Welch genialer Schreiberling muss da am Werk gewesen sein.

Die Musik fällt nur an wenigen Stellen auf, was bei diesem Film durchaus positiv zu erwähnen ist. Manchmal aber sind dann doch einige gute Lieder dabei, selbst wenn der Zuschauer den Eindruck hat, dass die nicht unbedingt an der richtigen Stelle einsetzen.

Das Ende ist auf eine seltsame Art und Weise überraschend. Das bedeutet aber noch nicht, dass die Überraschung positiv ist. Denn irgendwie löst sich dann doch alles in Wohlgefallen auf – wie man es von dieser Sorte Filme eben kennt. Hier wird nochmal eine Chance vertan, die die Produktion gehabt hätte: Sich selbst nicht zu Ernst und das Genre ein wenig auf die Schippe zu nehmen.

Insgesamt scheint Realismus nicht der Anspruch zu sein, den dieses Machwerk hat. Das wäre allein nicht weiter schlimm. Doch eine Frage tut sich dann unweigerlich auf: Was ist eigentlich der Anspruch? Eine Antwort bleiben die Macher allerdings schuldig, denn die lässt sich beim besten Willen nicht erkennen. Wer in einer Welt lebt, in der mit einer Portion selbstgemachter Cannelloni und einem neuen Handy jedes Problem gelöst ist, der wird auch an diesem Film Freude haben. Wiedererkennen könnten sich in dem Machwerk wohl auch im Selbstmitleid schwelgende Mitvierzigerinnen. Diese Zielgruppe dürfte allerdings nicht allzu groß sein. Das zumindest wäre gleich in mehrfacher Hinsicht wünschenswert.

«Die Mütter-Mafia» gibt es am Sonntag, 6. April um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
06.04.2014 08:17 Uhr  •  Frederic Servatius Kurz-URL: qmde.de/69949