Niederländisches «Utopia» hat den Tiefpunkt überwunden

Das «Big Brother»-ähnliche Format hat sich nach spektakulärem Start und anschließendem freien Fall wieder etwas stabilisiert.

«Utopia»-Grundidee

  • 15 Kandidaten ziehen auf ein verlassenes Stück Land, gründen dort ihre komplett eigene Gesellschaftsform. Zu Beginn des Formats stellen sie somit auch gemeinsam beschlossene Verhaltensregeln auf.
  • Neben einer großen Scheune, fließend Wasser, Hühner, Elektrizität, ein bisschen Geld und ein paar Hühnern haben die Kandidaten zunächst nichts. Sie müssen sich verschiedenen Luxus erarbeiten.
  • Wie bei «Big Brother» wird nominiert, die Kandidaten mit den meisten Stimmen müssen sich in einem Wettkampf mit zwei neuen Kandidaten beweisen. Die Zuschauer entscheiden, welcher der beiden Neulinge «Utopia» beitreten darf; und der "Neue" sagt, welcher der drei Nominierten die TV-Show verlässt.
«Utopia» ist der neueste Reality-Schrei aus den Niederlanden und startete in deutschen Nachbarland zu Jahresbeginn fulminant mit bis zu 1,5 Millionen Zuschauern und 25 Prozent Marktanteil auf dem sonst recht kleinen Sender SBS 6. Die von John de Mol, der sich ebenfalls für TV-Erfolge wie «Big Brother» und «The Voice» verantwortlich zeigt, produzierte Serie um die Gründung einer neuen Gesellschaftsform verlor anschließend aber nach und nach an Publikum. Die ersten Stimmen wurden laut, die die Reality bereits als Flop verschrien. John de Mol betonte damals, dass man dem Format erst einmal drei Monate Zeit einräumen müsse, um es zu beurteilen. Er würde sich trotz dem Hype zu Beginn mit dann noch 800.000 Zusehern zufrieden geben. Wurde dieses in Anbetracht des starken Auftakts doch recht bescheiden formulierte Ziel erreicht, und wie war die Quoten-Entwicklung in den vergangenen Wochen?

Am Freitag, den 7. Februar sendete das junge Format gegen die Eröffnung der Olympischen Winterspiele und konnte mit 823.000 Zuschauern entscheidend weniger Reichweite als zum Start verbuchen. Am Montag dem 10. Februar knackten die im Internet rund um die Uhr beobachteten 15 Camp-Kandidaten dann wieder die 1-Million-Marke und auch am folgenden Dienstag sahen tolle 1.040.000 Fernsehende dem „sozialen Experiment“ zu. Laut holländischen Medien würden sich die anderen Sender nach Olympia richten, während SBS 6 mit seiner Reality die Sportmuffel abhole und ihnen eine echte Alternative biete. In diesen Tagen stieg der Wochenschnitt zum ersten Mal in der Geschichte des Formats wieder minimal an, von 933.000 auf 935.000 Interessierte.

Anschließend ging es aber direkt wieder bergab für die Hangar-Bewohner. In der darauffolgenden Woche lag der Schnitt nur noch bei 917.000 Fans der Selbstversorger. Den bisherigen Tiefpunkt erlebte die Reality dann zwischen dem 24. und 28. Februar, als «Utopia» nur noch durchschnittlich 876.000 Holländer zu SBS 6, das sonst allerdings auch nur rund 300.000 Zuseher mobilisiert, vor die TV-Geräte lockte. Die John-de-Mol-Entwicklung näherte sich also weiter der von ihrem Schöpfer gezogenen roten Linie von 800.000 Fernsehenden an. Der Marktanteil bei allen Zuschauern, in den ersten Wochen im freien Fall, wurde langsam abgebremst und stand nur noch bei gemittelten 14,1 Prozent.

Aber mit Beginn des laufenden Monats feierte das auf ein Jahr ausgelegte Projekt wieder einen Aufschwung. Vom 3. bis zum 7. März verbrachten durchschnittlich 915.000 Niederländer ihren Vorabend mit «Utopia», was einen Marktanteil von exakt 15 Prozent zur Folge hatte. Die guten Werte wurden in der vergangenen Woche sogar noch leicht gesteigert. Zwar musste das Format schlappe 1.000 Zuseher abgeben, verbesserte jedoch den Anteil am Markt auf nun 15,1 Prozent.

Wie ihre Kandidaten in ihrem Camp bei Amsterdam, haben also auch die Quoten der holländischen Reality ihre Aufs und Abs. Nachdem man vom Traumstart und 1,5 Millionen Zusehern der John-de-Mol-Produktion auf eine Reichweite von nur noch 876.000 fiel, und damit über 40 Prozent seiner Zuschauer verlor, war zuletzt wieder ein leichter Aufwärtstrend erkennbar. Vergangene Woche wurden im Schnitt 914.000 Fernsehende gemessen, was John de Mol und SBS 6 etwas beruhigter schlafen lassen dürfte. Schließlich ist man von der roten Linie wieder ein Stückchen weiter entfernt.
22.03.2014 09:15 Uhr  •  Christopher Schmitt Kurz-URL: qmde.de/69695