Die Kritiker: «Die Brücke II – Transit in den Tod»

Am Sonntagabend setzt das ZDF seinen Exportschlager fort. Sofia Helin und Kim Bodnia sind weiterhin in den Hauptrollen von «Die Brücke» zu sehen. Christopher Schmitt über die zweite Staffel.

Inhalt

Hinter den Kulissen

  • Musik: Johan Söderqvist, Patrik Andrén, Uno Helmersson
  • Kamera: Carl Sundberg
  • Szenenbild: Søren Gam
  • Buch: Hans Rosenfeldt, Camilla Ahlgren
  • Regie: Henrik Georgsson
  • Produktion: Filmlance International Nimbus Film, Sveriges Television Film, Network Movie
Ein Küstentanker verlässt seine vorgegebene Fahrroute und bewegt sich geradewegs auf die Öresund-Brücke zu. Die Küstenwache geht an Bord und findet das Schiff führerlos vor. Unter Deck entdecken sie fünf angekettete Geiseln, drei schwedische und zwei dänische Jugendliche. Saga Norén von der Polizei Malmö wird auf den Fall angesetzt und kontaktiert ihren dänischen Kollegen Martin Rohde, der noch immer von dem Tod seines Sohnes traumatisiert ist. Martin und seine Ehefrau Mette haben sich getrennt, und der Ermittler erkennt, dass er den Mörder seines Sohnes Jens im Gefängnis besuchen muss, um seine Vergangenheit bewältigen zu können. Saga beschließt, mit ihrem Freund Jakob zusammenzuziehen. Für sie ein besonderes Wagnis, da sie zum ersten Mal eine gemeinsame Wohnung mit einem Freund teilt.

Gemeinsam untersuchen sie den Fall. Der Zustand der Jugendlichen verschlechtert sich in kurzer Zeit rapide, da sie mit extrem aggressiver und ansteckender Lungenpest infiziert wurden. Saga und Martin werden unter Quarantäne gestellt, da sie mit den erkrankten Jugendlichen in Kontakt standen, doch die Testergebnisse fallen negativ aus. Sie können das Krankenhaus verlassen und an der Lösung des Falles weiterarbeiten, der sich zum Politikum entwickelt. Dabei erhalten die beiden zusätzliche Unterstützung von dem schwedischen Polizisten Rasmus und der dänischen Kollegin Pernille.

Im Internet wird ein Video hochgeladen, in dem vier Personen mit unterschiedlichen Tiermasken zu sehen sind. Durch beschriftete Tafeln geben sie zu verstehen, dass sie für die Tat verantwortlich sind und beabsichtigen, das Virus weiterzuverbreiten. Dieses Video weist einen Zusammenhang mit mehreren gemeldeten Todesfällen durch vergiftete Lebensmittel auf. Saga und Martin bringen schnell die beiden Fälle miteinander in Verbindung und erkennen, dass das erst der Anfang ist.

Darsteller
Sofia Helin («Kommissar Beck») als Saga Norén
Kim Bodnia («In China essen sie Hunde») als Martin Rohde
Dag Malmberg als Hans Petterson
Sarah Boberg («To Verdener») als Lillian Larsen
Rafael Pettersson als John
Henrik Lundström als Rasmus Larsson
Vickie Bak Laursen als Pernille Lindegaard
Lars Simonsen als Jens Hansen

Kritik
Skandinavische Krimireihen am Sonntagabend sind inzwischen eine feste Institution im ZDF und zweifellos sind die nordischen Produktionen ein Steckenpferd der öffentlich-rechtlichen Unterhaltung. In diesem Fall hatte aber neben dem schwedischen SVT1 und dem dänischen DR1 auch das Zweite Deutsche Fernsehen seine Finger im Spiel. Viele Köche verderben den Brei? Das gilt sicher nicht für diese internationale mitreißende Kriminalserie von Regisseur Henrik Georgsson.

Die Geschichte wird vor allem von den charismatischen Hauptrollen getragen, deren aus ganz unterschiedlichen Gründen gebrochene Charaktere von Sofia Helin und Kim Bodnia mehr als gelungen in Szene gesetzt werden. Da die beiden meistens gemeinsam auftreten, werden die Differenzen zwischen den Vermittlern besonders verdeutlicht. Ein Teil des ungleichen Duos stellt die unter dem Asperger Syndrom leidende und deshalb zwischenmenschlich unbeholfene Schwedin Saga dar, die ihren Job über ihr Privatleben stellt. Der andere Teil und ihr Gegenpol ist der gemütlich-freundliche, aber nichts desto trotz mit allen Wassern gewaschene Däne Martin. Wie so häufig bei Ermittlerduos, ergänzen sich die beiden perfekt. Während Saga unnachgiebig hart und mit einem scharfen Blick fürs Detail die Befragten in die Mangel nimmt, gibt Martin zumeist den verständnisvollen und mitfühlenden Polizisten. Während Helin es versteht, die durch die Krankheit Sagas bedingte Gefühlskälte authentisch zu mimen, überzeugt Bodnia in der Rolle des von Schicksalsschlägen gezeichneten Familienmenschen.

Gemeinsam haben die beiden hingegen ihre kantige Persönlichkeit und ihre Sympathie für einander. Dass Saga nicht in Lage ist ihre Emotionen zu zeigen, würzt die ernste Serie mit trockenem Witz, sorgt aber auch für tragikomische Momente. Zum Beispiel als die zu jeglichem Mitleid unfähige Schwedin einen Gefühlsausbruch ihres Partners mit dem Autoradio überspielt. Die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller sorgt dafür, dass der Zuschauer schnell Sympathie für die stets um zwischenmenschliche Nähe zu Freund und Kollegen bemühte Schwedin und den empathischen Dänen, der alles daran setzt, sie zu unterstützen, empfindet.

Die Erzählung nimmt sich zwar zwischendurch ihre Pausen, büßt aber währenddessen nichts an Dramatik ein. Es scheint eher so, als nehme die Handlung wieder neuen Anlauf für den nächsten Spannungsschub. Dabei gibt es durchaus mehrere Erzählstränge, die sich jedoch nicht in Belanglosigkeiten verlieren, sondern sich nahtlos in den Hauptstrang einfügen, wie die Geschichte um den in der Schule gemobbten 13-Jährigen Julius, oder Martins Gefängnisbesuche bei dem Mörder seines Sohnes.

Es wird nicht am Einsatz von Musik gespart, um die Szenen dramaturgisch zu unterlegen. Hier und da hätte man die musikalische Untermalung auch dezenter gestalten können, doch insgesamt kommt der kraftvolle, spannungsfördernde Sound der Serie durchaus zu Gute. Dieser fügt sich zusammen mit den größtenteils düsteren, grauen Bildern zu einem athmosphärisch-dichten Krimierlebnis nach skandinavischer Art. Die Totalen, in denen die namensgebende Öresund-Brücke sowie die grauen Silhouetten der durch sie verbundenen Städte Kopenhagen und Malmö, eingefangen werden, verstärken die kalte Grundstimmung noch zusätzlich.

Ein weiteres großes Plus der Krimireihe ist, dass durch das ökologisch-soziale Motiv der Täter ein einfaches Schwarz-Weiß-Denken erschwert wird. Handeln die Verbrecher doch nicht aus Habgier oder schierer Mordlust, sondern aus einer in der öffentlichen Meinung meist geschätzten politischen Einstellung heraus. Damit knüpft die zweite Staffel von «Die Brücke – Transit in den Tod» an die erste Staffel an, in der die Täter ebenfalls auf unbequeme gesellschaftliche Probleme hinwiesen. Henrik Georgsson ist es erneut gelungen auf diese Probleme aufmerksam zu machen, ohne jedoch die Kriminellen zu romantisieren oder gar zu glorifizieren. So rundet die Sozialkritik ohne erhobenen Zeigefinger eine spannende und mit starken Charakteren bestückte Krimireihe ab, deren Qualität man daran messen sollte, dass man nach der ersten Folge nicht erwarten kann zu wissen, wie es in der zweiten weitergeht.

Das ZDF zeigt «Die Brücke II – Transit in den Tod» ab Sonntag, 16. März 2014, immer um 22.00 Uhr.
16.03.2014 10:21 Uhr  •  Christoher Schmitt Kurz-URL: qmde.de/69566