In den letzten Jahren beschränkte sich Liam Neeson vornehmlich auf das Action-Genre. In «Non-Stop» scheint sich dieser Trend fortzusetzen, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass es sich bei dem als Actionfilm beworbenen Thriller gar nicht um einen solchen handelt.
U.S. Federal Air Marshal Bill Marks (Liam Neeson) hasst das Fliegen. Und doch liegt die Sicherheit tausender Flugreisender jeden Tag aufs Neue in seinen Händen. So soll auch der heutige Transatlantikflug ein reiner Routinejob werden. Doch weit gefehlt! Hoch über den Wolken erhält Marks plötzlich bedrohliche Textnachrichten: Solange nicht 150 Millionen Dollar auf ein geheimes Konto geflossen sind, droht der unbekannte Absender alle 20 Minuten einen Passagier zu töten. Als sich herausstellt, dass das Konto auf Marks‘ Namen läuft und an Bord eine Bombe auftaucht, gerät die Situation außer Kontrolle. Plötzlich steht Marks selbst unter Verdacht das Flugzeug zu entführen. Ihm bleiben nur wenige Stunden, das Leben der Passagiere zu retten und hinter das Geheimnis des unbekannten Absenders zu kommen.
Die Kulisse beschränkt sich ausschließlich auf das wenige Quadratmeter umfassende Flugzeug, in welchem sich der Protagonist, mit dem es sich anfangs nur schwer sympathisieren lässt, und der unsichtbare Gegner ein über Textmessages ausgetragenes Katz-und-Maus-Spiel liefern. In wenigen Zeilen ringt der Erpresser seinem Opfer Reaktion um Reaktion ab und gibt diesem stets zwanzig Minuten für das Ausführen seiner Aufgaben. Dass ausgerechnet ein grober Patzer innerhalb der deutschen Synchronisation dazu führt, dass dem ersten dieser Aufträge ein Großteil seiner Bedrohlichkeit abgeht, sei an dieser Stelle mit einem Hinweis auf die Originalfassung erwähnt.
«Non-Stop» verzichtet mit Ausnahme des dramatischen Finales gänzlich auf Effekthascherei. Promobilder eines schießenden Liam Neeson geben demnach nicht im Ansatz die unangenehm ruhige Stimmung des Films wieder, über die sich spannende Thriller zu definieren wissen. Ähnlich des 2003 von Joel Schuhmacher inszenierten Adrenalinpeitschers «Nicht auflegen!» baut auch «Non-Stop» in Gänze auf das Spiel mit der unsichtbaren Gefahr. Während der Täter im Verborgenen bleibt, spitzen sich die Ereignisse im Flugzeug immer weiter zu. Die Story schlägt wilde Haken, baut jedoch zum Großteil auf eine gewisse Form von Glaubwürdigkeit – Ausnahmen im Detail bestätigen die Regel. Schnell ergibt sich auch für das Publikum der Reiz, um den Täter mitzuknobeln und Jaume Collet-Serra setzt seine Fährten so geschickt, dass der Ausgang der Geschichte bis zum Schluss vollkommen offen bleibt. Gleichzeitig erlaubt sich der Regisseur von «Unknown Identity» – die erste Zusammenarbeit zwischen Collet-Serra und seinem Hauptdarsteller – auch einige weniger originelle Einfälle auf Film zu bannen. Da diese jedoch eine Minderheit darstellen, seien dem Filmemacher diese kleine Schwächen verziehen. Vor allem deshalb, da sie trotz bekannter Schemen nie langweilen und der Atmosphäre keinen Abbruch tun.
Aus technischer Sicht bleibt «Non-Stop» unauffällig. Die schörkellose Kameraarbeit von Flavio Martínez Labiano («Unknown Identity»), der den Film in fast zu perfekte Bilder kleidet und ein unauffälliger Score von John Ottman («Jack and the Giants») sind das Einzige, was «Non-Stop» mehr zum Vor- denn zum Nachteil den Status „Hollywoodblockbuster“ verleiht. Der Authentizität halber und zur Unterstreichung der das Amerikanische (Sicherheits-)System kritisierenden Message hätte dem Film eine etwas weniger aalglatt anmutende Ausrichtung gut getan. Auch die wenigen Effekte entpuppen sich schnell als Rohrkrepierer, was im krassen Gegensatz zum ansonsten angestrebten Hollywoodlook steht. Da sich diese jedoch an einer Hand abzählen lassen, fallen derartige Kleinigkeiten nur unwesentlich ins Gewicht eines ansonsten sehr guten Gesamteindrucks.