Zeit für die Familie

Game-Show ohne Prominente und Trash - im deutschen Fernsehen ist das mittlerweile kaum noch zu finden. Der Disney Channel hat sich vorgewagt. Ein Kommentar.

Die Game-Show mit Normalos als Kandidaten im deutschen Fernsehen: Man wollte sie schon lange für tot erklären.

Denn das Privatfernsehen besetzt nahezu alles, was nicht «Schlag den Raab» heißt, mittlerweile mit Personal, das es für prominent hält. Gina-Lisa Lohfink und Micaela Schäfer battleten sich beim missglückten «Clash, Boom, Bang»-Versuch, die Ochsenknechts genehmigten sich ein paar Runden öffentliche Familientherapie beim «Familien Duell», während das Trash-Perpetuum-Mobile RTL mit seinem «Cash Crash» eine weitere Möglichkeit fand, seinen Dschungelcamp-Cast gewinnbringend einzusetzen. Mittlerweile ist man schon froh, wenn man mal Christine Neubauer bei «Deutschland gegen Holland» oder «Back to School» sieht.

Und die Öffentlich-Rechtlichen? Die haben so Formate wie «Klein gegen Groß». Immerhin Trash-frei, dafür aber angestaubt. Ein richtiger Knaller sieht anders aus. Hans, den Bolzen, bitte.

Und dann kommt da dieser Disney Channel um die Ecke und gibt mit seiner «Family Time» dem Otto-Normal-Deutschen auf einmal wieder eine Game-Show-Heimat. Drei Familien mit Kindern treten in verschiedenen kindgerechten Spielen gegeneinander an: Die Kids müssen Mamas Spaghetti-Bolognese von den Nudelgerichten anderer Köche unterscheiden, die Eltern kriegen in einer Quizrunde bei falschen Antworten Torten ins Gesicht (spontaner Tipp an alle ARD-Showentwickler: ein Revival von «Alles, nichts, oder?», anyone?) und zwischendurch führen die Families noch zu Hause einstudierte Kunststückchen vor.

Alles nichts Weltbewegendes, aber ganz nett. Und sind wir mal ehrlich: Wo sieht man heute noch ganz nette Familienunterhaltung in Game-Show-Form? Bei Nela Panghy-Lees und Tommy Scheels Frauen-Sauber-Lecken-Sendung eher weniger.

Für die Prime-Time bei den Big Eight wäre Disneys «Family Time» sicherlich zu unspektakulär, wobei man selbiges Argument streng genommen auch für «Frag doch mal die Maus» ins Felde führen könnte. Dennoch: Schön, dass die Game-Show in ihrer altmodischen nicht-prominenten Besetzungspolitik wieder ein zu Hause hat. Auch in der Nische lässt es sich ja schnuckelig wohnen.
07.03.2014 12:31 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/69387