Welche Oscar-Abräumer spülten das meiste Geld in die Kinokassen?
Überwältigende acht Academy Awards hagelte es im Frühjahr 2009 für Danny Boyles kinetisch erzählte Geschichte des indischen Waisenjungen Jamal, der sich unsterblich in seine Leidensgenossin Latika verliebt und nach turbulenten, einsamen Jugendjahren dank der Quizshow «Wer wird Millionär?» nicht nur die Gelegenheit hat, 20 Millionen Rupien zu gewinnen, sondern endlich wieder Kontakt zu seiner Herzensdame aufzunehmen. Dank der optimistischen Wenden dieser Erzählung kürten zahlreiche Kritiker dieses Drama trotz einiger trister Momente zu einem der besten Feel-Good-Filme der Dekade. Das Kinopublikum ließ sich von diesen Jubelstürmen und den acht Oscars mitreißen: 141,32 Millionen Dollar kamen allein in den USA zusammen, in Deutschland stürmten 2,09 Millionen Filmfreunde in die Kinos.
Inflationsbereinigte Filmhitlisten sind ein ewiger Streitpunkt unter Kinoexperten, da zwar das Vorhaben, die Einnahmen älterer Filme auf heutige Ticketpreise umzurechnen, ein hehres ist, wie genau diese Umrechnung zu erfolgen hat und welche Parameter berücksichtigt werden müssen, wird allerdings regelmäßig umkämpft. Doch auch komplett ohne Inflationsbereinigung ist leicht erkenntlich, welch Kassenschlager diese imposante Romanadaption darstellt – schließlich kann «Vom Winde verweht» sich mit zahlreichen modernen Kinoerfolgen messen, und dies, obwohl die Uraufführung rund 75 Jahre zurückliegt und somit zu einer Zeit stattfand, als Kinobesuche deutlich günstiger waren. Die ungezählten Produktionsprobleme sind diesem Klassiker keineswegs anzumerken, und so hagelte es die damalige Rekordsumme von zehn Oscars . Ein weiterer bemerkenswerter Fakt: Selbst ohne Umrechnungen auf späteren Geldwert oder höhere Eintrittspreise wurde «Vom Winde verweht» erst 1975 als erfolgreichster Publikumsrenner der Kinogeschichte abgelöst. Und zwar durch Steven Spielbergs «Der weiße Hai».
Obwohl zehn Produktionen bei der 2011 abgehaltenen Oscarverleihung ins Rennen um die Auszeichnung als bester Film gingen, drehten sich nahezu alle Prognosen allein um zwei dieser Werke: David Finchers «The Social Network» und Tom Hoopers «The King's Speech». Beide Filme waren große Kritikerfavoriten, doch das Adelsdrama setzte sich zunächst bei den Nominierungen durch (hervorragende 12 Nennungen sprangen heraus) und dann schlussendlich auch bei den Awards. Die errungenen Auszeichnungen: Bester Film, beste Regie, bestes Originaldrehbuch und ein Oscar für Colin Firth als bester Hauptdarsteller. Nicht zuletzt auch der Oscarerfolg löste bei den Kinobesuchern große Neugierde auf die Geschichte des stotternden Königs aus und verhalf zu einem weltweiten Einspielergebnis, das fast 200 Millionen Dollar über dem von «The Social Network» liegt.
Kevin Costners monumentales Westerndrama ging bei der Oscarverleihung 1991 als haushoher Favorit ins Rennen: Mit 12 Nominierungen hatte die über drei Stunden lange Romanadaption einen klaren Abstand zur Comicverfilmung «Dick Tracy» und zur polarisierenden Fortsetzung «Der Pate – Teil III», die sich mit sieben Nennungen den zweiten Rang teilten. Sieben der Goldjungs gingen letztlich an die 22-Millionen-Dollar-Produktion, darunter die Awards für die beste Regie, die beste Kamera, die beste Filmmusik und den besten Schnitt. In den Darstellerkategorien ging «Der mit dem Wolf tanzt» hingegen leer aus. Stattdessen erntete das nachdenkliche Epos Bronze in den US-Kinojahrescharts (hinter «Kevin – Allein zu Haus» und «Ghost – Nachricht von Sam») sowie den ersten Rang in den deutschen Jahrescharts 1991 mit über 6,86 Millionen Besuchern.
Insgesamt 30 Oscar-Nominierungen gingen an Peter Jacksons epochale Fantasy-Trilogie, 17 dieser Nennungen wurden in Oscar-Siege umgewandelt. Ganze elf Trophäen gingen dabei an «Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs», womit das Finale der populären Saga einen sensationellen Durchmarsch hinlegte. Jede einzelne Nominierung führte auch zu einem Sieg – was dem Moderator der Oscarverleihung 2004, Billy Crystal, umfangreiches Material für Seitenhiebe auf den einseitigen Abend lieferte. Bislang ist «Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs» der einzige Fantasyfilm, der bei den Academy Awards als bester Film prämiert wurde, zudem ist der Riesenerfolg neben «Der Pate – Teil II» die einzige Fortsetzung, der diese Ehre zuteil kam. Darüber hinaus war die bildgewaltige Tolkien-Adaption, die in Deutschland 10,3 Millionen Kinogänger anlockte, erst der zweite Film der Kinogeschichte, der weltweit mehr als eine Milliarde Dollar einnahm ...
… die erste Kinoproduktion, der es gelang, die Milliarden-Dollar-Schallgrenze zu durchbrechen war, wie weitläufig bekannt sein sollte, James Camerons «Titanic». Und nachdem diese Hürde fiel, war noch lange nicht Schluss: Die Verschmelzung aus Romanze und Historien- beziehungsweise Katastrophendrama brachte es ursprünglich auf mehr als 1,8 Milliarden. Die 3D-Wiederaufführung verhalf Camerons Big-Budget-Produktion im Jahr 2012 zu guter Letzt sogar über die Zwei-Milliarden-Dollar-Marke. Und nicht nur Kinorekorde purzelten – mit 14 Oscar-Nominierungen zog der Blockbuster, der Leonardo DiCaprio und Kate Winslet zu Weltstars machte, zudem mit dem Künstlerinnendrama «Alles über Eva» von 1950 als am häufigsten nominierter Film der Academy-Geschichte gleich. Anders als «Alles über Eva» regnete es bei der großen Preisverleihung allerdings nicht sechs, sondern gleich elf Statuetten. Die drei Kategorien, in denen «Titanic» das Nachsehen hatte waren die Sparte für das beste Make-up, die beste Haupt- und die beste Nebendarstellerin. «Titanic»-Frontfrau Kate Winslet gewann dafür Jahre später für ihre Performance in «Der Vorleser», ihr damals nicht nominierter Leinwandpartner Leonardo DiCaprio wiederum wartet weiterhin auf seine erste Auszeichnung.