Edathy-Overkill drückt Janukowitsch ins Abseits

Während über die Lage der Großen Koalition in gleich vier Talkshows ausgiebig debattiert wurde, fanden die Ausschreitungen in der Ukraine überhaupt nicht statt. «Anne Will» verkam zur Edathy-Resterampe.

Parteien-Ranking

  1. Union: 6 (40%)
  2. SPD: 5 (33%)
  3. Grüne: 3 (20%)
  4. FDP: 1 (7%)
Zu Rate gezogen wurden die relevanten Talkshows von Das Erste, ZDF, n-tv und N24 zwischen dem 16. und 20. Februar.
Sieben politische Talkrunden wurden in der vergangenen Woche ausgestrahlt, vier davon nahmen sich der Affäre um SPD-Politiker Sebastian Edathy an. Der erste und mit weitem Abstand erfolgreichste im Bunde war «Günther Jauch» am Sonntagabend, die Sendung kam auf durchschnittlich 5,32 Millionen Zuschauer und sehr gute 18,1 Prozent Marktanteil. Die mit Wolfgang Bosbach (CDU), Karl Lauterbach (SPD) und Wolfgang Kubicki (FDP) sehr prominent besetzte Runde punktete auch bei den 14- bis 49-Jährigen und erzielte gute 7,6 Prozent Marktanteil bei einer Reichweite von 0,90 Millionen. Ungleich schwächer schnitt zwei Tage später am Nachmittag «Das Duell» auf n-tv ab, das gerade einmal 0,09 Millionen Menschen erreichte. Das Streitgespräch zwischen Hans-Peter Uhl (CSU) und Joachim Poß (SPD) generierte mäßige 0,6 Prozent aller sowie 0,8 Prozent der werberelevanten Konsumenten.

Äußerst unkreativ präsentierte sich am späten Mittwochabend die Redaktion von «Anne Will», die nicht nur auf den Edathy-Zug aufsprang, sondern sich sogar für ein "Gäste-Recycling" nicht zu schade war: Erneut traten Bosbach und Uhl für die Union an, zudem kamen der Sozialdemokrat Hubertus Heil sowie die Grüne Renate Künast zu Wort. Diese Ideenarmut strafte das deutsche Publikum mit nur 10,5 Prozent Marktanteil bei 1,23 Millionen Interessenten ab. Bei den Jüngeren entschieden sich ab 23:15 Uhr gerade einmal 0,19 Millionen für Das Erste, miese 3,7 Prozent waren die Folge. Seit Anfang Oktober lief es nur ein einziges Mal noch schlechter - damals allerdings in direkter Konkurrenz zum RTL-Dschungelcamp.

Das Team um «Maybrit Illner» durfte sich am Donnerstag schließlich immerhin über einen Gast freuen, der durch den Edathy-Fall ins Kreuzfeuer der Kritik geriet: Das hochrangige Regierungsmitglied Thomas Oppermann (SPD) stellte sich erstmals einer Talk-Runde, darüber hinaus waren Joachim Herrmann von den Christsozialen und Cem Özdemir von den Grünen geladen. Mit 2,31 Millionen Zuschauern und 12,1 Prozent lief das Format solide, aber keineswegs überragend. Immerhin: Mit 0,36 Millionen sowie 4,8 Prozent bei den jüngeren Zuschauern wurden die zweitbesten Werte dieses Kalenderjahres verbucht. Der Senderschnitt von gut sechs Prozent war jedoch noch immer in weiter Ferne.

Bei dieser doch recht monothematischen Ausrichtung der Talk-Shows rückten andere spannende Thematiken arg in den Hintergrund: Die Situation in der Ukraine rutschte bei den Sendern beispielsweise komplett durch. Bei «Menschen bei Maischberger» versuchte man sich an der stets aktuellen Pflege-Problematik, kam damit am Dienstagabend nach 23 Uhr jedoch auf keinen grünen Zweig. Mit gerade einmal 1,35 Millionen wurde die schwächste Zuschauerzahl seit Anfang Dezember verbucht, der Marktanteil von 10,6 Prozent war der bislang geringste in diesem Monat. Auch bei den Jüngeren lief es mit 4,4 Prozent bei 0,23 Millionen alles andere als zufriedenstellend. In der «Beckmann»-Redaktion dürfte man von derartigen Zahlen hingegen nur träumen, denn auch in dieser Woche sendete man fast schon unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der Suche nach den eigenen Wurzeln schlossen sich gerade einmal 0,74 Millionen Bundesbürger an, mickrige 6,7 Prozent aller und 2,5 Prozent der jüngeren Konsumenten waren die Folge.

Mit großer Spannung darf man in der kommenden Woche die Quoten von «Studio Friedman» erwarten, machte das Format doch in diesen Tagen Schlagzeilen aufgrund eines Eklats zwischen dem Moderator und dem AfD-Sprecher Bernd Lucke. Am Donnerstag wurde zunächst eine hitzige Debatte zur moralischen Fragwürdigkeit der Olympischen Winterspiele in Sotschi gezeigt, die am späten Donnerstagabend auf eine Sehbeteiligung von 0,14 Millionen verweisen konnte. Hiervon waren 0,06 Millionen zwischen 14 und 49 Jahre alt. In beiden Zuschauergruppen wurden leicht unterdurchschnittliche 0,9 Prozent Marktanteil erzielt.

Die «Markus Lanz»-Ausgaben schnitten schließlich in dieser Woche allesamt zufriedenstellend, wenngleich nicht wirklich überragend ab. Mit 12,3 bis 13,8 Prozent Marktanteil bei maximal 1,42 Millionen Fernsehenden präsentierte man sich beim Gesamtpublikum sehr konstant, während es bei den jüngeren Zuschauern größere Divergenzen gab. Hier punktete einzig die Folge am Mittwoch, die im Anschluss an das Champions-League-Spiel der Bayern ausgestrahlt wurde: Mit 8,4 Prozent bei 0,32 Millionen positionierte man sich klar im grünen Bereich. Am Dienstag und Donnerstag lief es angesichts von nur 4,1 und 5,0 Prozent bei maximal 0,21 Millionen hingegen weniger erbaulich.
23.02.2014 10:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/69176