Popcorn und Rollenwechsel: 10 Jahre früher …

Sind die großen Erfolge des Kinojahres 2004 auch heute noch beliebt?

Dass moderne Klassiker nicht auf Anhieb warm aufgenommen wurden, ist hinlänglich bekannt und wird berechtigterweise regelmäßig thematisiert. So ging «Fight Club» einst an den Kinokassen brutal unter (mehr dazu), was nunmehr kaum ein Filmliebhaber wahr haben will. Aber was ist, wenn wir mal das Pferd von hinten aufzäumen? Was, wenn wir nicht zurückblicken, um uns daran zu erinnern, wie nunmehr beliebte Werke einst ankamen? Stellen wir uns doch einfach einmal folgende Frage: Was ist eigentlich aus den Kritiker- und Publikumslieblingen vergangener Jahre geworden?

Wie sehr blieben der Filmwelt etwa die Oscar-Anwärter in Erinnerung, die im Februar 2004 ins Rennen um den begehrten Goldjungen gingen? Der große Abräumer des Abends, «Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs» ist selbstredend sehr gut gealtert: Das mit elf Academy Awards prämierte Fantasyepos hat noch heute eine umfangreiche, stolze Fangemeinde und ist ungebrochen der Gradmesser für Vertreter seines Genres. Auch das ebenfalls als bester Film nominierte Drama «Lost in Translation» gibt Cineasten mit seiner Abschiedssequenz wie eh und je Rätsel auf und konnte seinen Status als Meilenstein zementieren. «Mystic River» und «Seabiscuit», beide ebenfalls in der Hauptkategorie nominiert, erhalten heutzutage nicht ganz so viel Achtung, sind aber noch immer respektiert. Weniger versöhnlich ging der Zahn der Zeit mit dem Seefahrerdrama «Master and Commander – Bis ans Ende der Welt» um: Damals mit zehn Nominierungen gesegnet, wartet die Produktion noch immer auf die einst angedeutete Fortsetzung, um Regisseur Peter Weir wurde es seither sehr still und einen Rang in den Top 250 bei IMDb hat die Romanadaption auch nicht aufzuweisen. Anders als die fünffach nominierte, wesentlich süffisantere Seefahrtsgeschichte «Fluch der Karibik», die ohne eine „Bester Film“-Nennung auskommen musste.

Und die großen Kassenknüller 2004? Auf Platz eins der deutschen Kinocharts landete mit bombastischen 9,16 Millionen Besuchern «(T)Raumschiff Surprise – Periode 1», was 2014 wahrscheinlich nicht mehr passieren würde, aber rückblickend dennoch niemanden erstaunen dürfte. Rang zwei der Kino-Jahrescharts hingegen ist schon eine etwas verwunderlichere Sache: 6,80 Millionen «7 Zwerge»-Tickets gingen über die Theke, womit «Harry Potter und der Gefangene von Askaban» (einer der beliebtesten Teile der Reihe) auf den dritten Platz verdrängt wurde. Nun, das würden retrospektiv wohl viele gerne ungeschehen machen. Sonst sticht aus den Top Ten nur «Bärenbrüder» hervor: Der international wenig beachte Disney-Zeichentrickfilm schlug mit 3,46 Millionen Zuschauern in deutschen Landen unter anderem «Spider-Man 2» und den Abenteuerfilm-Geheimtipp «Das Vermächtnis der Tempelritter». Dass «Bärenbrüder» somit im Kino besser ankam als der moderne Disney-Klassiker «Lilo & Stitch» (1,87 Millionen Besucher im Jahre 2002) oder die mit einer eigenen Serie gesegnete Zeichentrickkomödie «Hercules» (3,24 Millionen Interessenten im Jahr 1997) gehört wohl zu den nennenswertesten Kuriositäten der deutschen Disney-Geschichte.

Eine weitere Verrücktheit des Jahres 2004? Ben Affleck „gewann“ die Goldene Himbeere als schlechtester Hauptdarsteller, unter anderem aufgrund seiner Performance im Superheldenstreifen «Daredevil». Nun, ein Jahrzehnt später, bereitet sich der Schauspieler darauf vor, Batman in der Big-Budget-Produktion «Batmans vs. Superman» zu verkörpern.

Was der Lauf der Zeit so alles mit Gewinnern und Verlierern anstellen kann …
17.02.2014 07:05 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/69068