Bully ist «Buddy»

Film des Monats: Ist der neue Film von Michael „Bully“ Herbig ein Treffer oder so mau wie die ihn begleitende Sitcom «Bully macht Buddy»? Quotenmeter.de hat die Romantikkomödie gesehen und verrät, ob sich der Kinobesuch lohnt.

Die Quoten der Sitcom zum Film

Am 18. November 2013 startete «Bully macht Buddy» am Montagabend um 21.40 Uhr mit sehr guten 2,05 Millionen Fernsehenden. In der werberelevanten Zielgruppe erreichte das Format erfreuliche 12,8 Prozent. Doch schon zwei Wochen später brachte es Folge 3 auf 1,89 Millionen Zuschauer und schwache 9,8 Prozent. Die fünfte und vorletzte Episode war letztlich mit 1,10 Millionen Interessenten und 7,1 Prozent bei den Umworbenen nahezu eine Quoten-Katastrophe.
Eigentlich sollte die ProSieben-Sitcom «Bully macht Buddy» ihrem Schöpfer und Hauptdarsteller Michael „Bully“ Herbig als Promotionplattform für seinen neuen Kinofilm «Buddy» dienen. Aufgrund schaler Gags, anstrengender Figuren und einer hölzernen Umsetzung fand die halbstündige Comedyserie allerdings wenig Gegenliebe beim Fernsehpublikum – was auch dazu führte, dass die Einschaltquoten nach einem beachtlichen Einstand herbe Verluste hinnehmen mussten (siehe Infobox). Bleibt zu hoffen, dass sich Fans des «Schuh des Manitu»-Regisseurs von der wenig ansehnlichen Serie oder den im arg abgedroschenen, schmalzigen Matthias-Schweighöfer-Tonfall gehaltenen Teasern und Trailern nicht haben verjagen lassen.

«Buddy» ist zugegebenermaßen kein durch und durch typischer Bully-Film, allein schon deshalb, weil er ausnahmsweise nicht auf einer Bullyparde-Sketchreihe basiert und zudem eine vergleichsweise kohärentere Story erzählt. Trotzdem ist dieser herzlichen Komödie dennoch deutlich die Handschrift des sympathischen Blödelbarden anzumerken. Dies zeigt sich in den flippigen Dialogen, die der von Michael „Bully“ Herbig gespielte, titelgebende Schutzengel von sich gibt, sowie in einzelnen, zu (bewusst) abgestandenen Schlagern und Pophits geschnittenen Gagmontagen. Ebenso sind allerhand den Kernplot ausschmückende Aspekte so markant verspielt, wie es aus anderen Bully-Filmen gewohnt ist. Da wären zum Beispiel ein filmverrückter Altenpfleger (ein schroff augenzwinkernder Daniel Zillmann), der den Heimbewohnern unpassende Lektüre empfiehlt und cartoonhafte Werbespots für Energy Drinks sowie eine wahnsinnig übertrieben inszenierte Verfolgungsjagd. All dies macht klar: Nachdem «Wickie und die starken Männer» für Bully-Verhältnisse relativ starr ausfiel, tobt sich der Autor, Darsteller und Regisseur nun wieder aus.

Im Zentrum des Films steht jedoch Eddie (Alexander Fehling), Erbe eines mehrere Millionen Euro schweren Sodawasser-Imperiums, der seiner Verantwortung nicht ansatzweise gerecht wird und dank seiner Partyexzesse Stammgast in den Schlagzeilen der Boulevardpresse ist. Die Warnungen seines Statthalters Dr. Küster (Christian Berkel) ignoriert Buddy durchweg, bis eines Nachts ein wildfremder Kerl in seiner Wohnung auftaucht, den niemand anderes sehen kann. Dieser Typ namens Buddy (Michael Herbig) behauptet, ein Schutzengel zu sein, der Eddies Eskapaden langsam satt hat. Eddie will das zunächst nicht wahrhaben, lässt sich mit der Zeit aber von Buddy weichkochen, so dass er sich letztlich sogar sagen lässt, was er in Liebesdingen zu tun hat: Die hübsche Altenpflegerin Lisa (Mina Tander) würde laut Buddy perfekt zu Eddie passen und ihm helfen, eine gesündere Orientierung im Leben anzunehmen. Doch der Brause-Magnat ist in solchen Dingen nicht gerade geschickt, während Lisa smart und wählerisch ist …

Auch wenn «Buddy» mit seinem zentralen Liebesplot auf Pfaden wandelt, die im Bereich der deutschen Mainstream-Kinokomödie längst ausgetreten sind, artet diese Story nicht zur reinen Schmonzette aus. Der schale Romantikkitsch, der etwa «Kokowääh 2» abseits seiner Comedy-Gehversuche befiel, fehlt bei «Buddy» nahezu völlig. Umso negativer sticht daher ein bedeutungsvoll eingeführter, für die zentrale Handlung aber unbedeutender Subplot über einen verliebten Rentner hervor. Dieser drückt aggressiv auf die Tränendrüsen und wirkt daher neben der eher kurzweilig erzählten Liebesgeschichte zwischen Eddie und Lisa deplatziert, zumal er das Tempo des Films drosselt. Manchem Zuschauer wird zudem der Epilog von «Buddy» zu bewusst mit den Gefühlen spielen, was den Eindruck des ironischen, dennoch durch seinen Liebesbombast überzeugenden Finales leicht schmälert.

Bully verpackt all dies in einen edlen, mit Farbfiltern leicht der Realität entrückten Look, der «Buddy» auf ein visuell klar überdurchschnittliches Niveau hebt. Stimmungsvolle Zeitrafferaufnahmen der Hamburger Kulisse und Plansequenzen, in denen die Kamera durch eine stillstehende Partymeute fährt, stärken den positiven Eindruck der handwerklichen Ebene. Grundsolide fallen derweil die Leistungen der Darsteller aus: Zwischen Alexander Fehling und Mina Tander sprühen in den Liebesszenen leider bloß wenige Funken, das komödiantische Timing weiß dagegen zu überzeugen.

Unterm Strich ist «Buddy» eine gute Popcorn-Komödie, die mit einigen gut, einigen mühselig eingesetzten Klischees sowie einer aufrichtigen Haltung an mehr Herzlichkeit appelliert. Die Liebesgeschichte nimmt sich ernst, dennoch will sie nicht vor Romantik triefen und fällt somit in den Bereich „Bringt nicht wirklich ins Schwärmen, strengt aber ebenso wenig durch forcierten Kitsch an“. Fans des Bully-Humors, die aber gerne eine Romantikkomödie des Comedian sehen möchten, statt einer weiteren Parodie, dürften dank des flotten Tempos und der charakteristischen Gags überaus zufrieden mit «Buddy» sein. Und vielleicht gewinnt Michael Herbig auch dank des etwas ruhigeren Tonfalls dieses spaßigen Films neue Anhänger dazu. Man darf «Buddy» einfach nur nicht zu ernst nehmen, wenn er zwischenzeitlich versucht mehr zu sein als eine kurzweilige Popcorn-Liebeskomödie.

«Buddy» ist ab dem 25. Dezember in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen.
24.12.2013 10:50 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/68102