Wenn Großmaul auf Urgestein trifft

…dann ist bei RTL wieder «5 gegen Jauch» angesagt. Am Abend zeigt RTL die 17. Folge der Rateshow. Grund für uns einen Blick in Vergangenheit und Zukunft zu werfen.

Die Kombination Jauch/Pocher ist schon länger keine gänzlich unbekannte. Bereits beim «Wer wird Millionär?»-Prominentenspecial im Jahr 2008 trafen sich die beiden auf großer Bühne – damals knackte Pocher übrigens als erster Promi überhaupt die Million. Die Kombination zwischen TV-Urgestein und Großmaul gefiel RTL offenbar so gut, dass man ein eigenes Showkonzept für die beiden ausarbeitete. Erste Berichte dazu gab es Anfang 2009, über ein halbes Jahr später mündete der Ansatz schließlich in «5 gegen Jauch»: Einer Quizshow, in der es ausgedehnt auf mindestens zwei Stunden um einige Fragen und vor allem viele Scherzchen Pochers und Studioaktionen geht.

Dabei funktionierte die Show vor vier Jahren noch deutlich anders als heute: Jeder Kandidat hatte damals die Chance auf einen Gewinn von bis zu 250.000 Euro und die Möglichkeit, zusätzlich einen Jackpot zu knacken. Interessierte waren dazu aufgerufen, eine Frage einzureichen, von der sie glaubten, dass Günther Jauch sie niemals richtig beantworten könnte. Zusätzlich zu der Frage mussten. Wie von «Wer wird Millionär?» bekannt, vier Antwortmöglichkeiten angegeben werden. Die fünf Bewerber mit den interessantesten und unterhaltsamsten Fragen nahmen auf einem der fünf Herausforderer-Stühle Platz und quälten Jauch.

Die auf den ersten Blick recht frische Alternative zu «Wer wird Millionär?» belohnten die Zuschauer am 4. September, einem Freitagabend, mit grandiosen Quoten. Rund 6,7 Millionen Zuschauer schalteten ein, 27,9 Prozent konnten in der Zielgruppe ermittelt werden. Wenige Tage danach stand schon fest, dass die Show fortgesetzt wird – und das obwohl Pocher damals bei Sat.1 unter Vertrag genommen wurde. Eine Sonderklausel machte es möglich. Doch ein Anknüpfen an den riesigen Erfolg gelang der zweiten Ausgabe nicht.

Sie verlor weit über eine halbe Million Zuschauer und ganze sieben Prozentpunkte in der Zielgruppe. Nach weiteren zwei Folgen war das Quiz bei 16,8 Prozent in der Zielgruppe angekommen – ein Wert, der damals unter dem hohen Senderschnitt von RTL lag. Somit offenbarte sich, dass «5 gegen Jauch» erschreckend schnell Abnutzungserscheinungen zeigte. Die Kölner entschieden in Folge dessen das Format in eine knapp einjährige Pause zu schicken und das Konzept zu überarbeiten.

Das neue «5 gegen Jauch» ging schließlich im März 2011 an den Start. In ihm ließen die Verantwortlichen nicht mehr fünf einzelne Personen Fragen an Jauch stellen, sondern direkt gegen ihn im Team spielen. Fortan hieß es also fünf gegen eins. Tatsächlich stellte sich diese Strategie als sinnvoller heraus: Mit 17,8 Prozent und 19,4 Prozent in der Zielgruppe gelang es erstmalig, die Quoten zu steigern. Aus Sicht der Gesamtreichweiten sah es mit weit über fünf Millionen Zuschauern sowieso gut aus. Es folgten vier weitere Ausgaben im Herbst 2011 bzw. Frühjahr 2012, die insgesamt solide Quoten zwischen 16,2 Prozent und 18,5 Prozent einzufahren wussten. Lediglich die Ausgabe am 23. Dezember 2011 tanzt mit 12,9 Prozent etwas aus der Reihe.

«5 gegen Jauch»-Quotenverlauf

  • 11/2012: 16,0 %
  • 12/2012: 14,6 %
  • 02/2013: 20,6 %
  • 03/2013: 19,6 %
  • 10/2013: 13,0 %
  • 11/ 2013: 12,8%
Promispecials seit November 2012, MA 14-49
Dennoch schien RTL weiterhin bemüht, die Sendung attraktiver zu gestalten. Und so begaben sich die Verantwortlichen auf die Suche nach der mehr oder weniger gewinnbringenden nächsten Innovation, die zum Herbst 2012 auch schnell gefunden war. Statt auf fünf normale Kandidaten setzte RTL fortan lieber auf ein vermeintliches Allheil-Mittel: Prominente. Schließlich strahlte RTL im November 2012 erstmalig ein «5 gegen Jauch Prominentenspecial» aus, was die Quoten nicht signifikant anstiegen ließ. Das zweite Promi-Special verlor danach sogar auf mäßige 14,6 Prozent – das allerdings auch gegen das quotenstarke Finale von «The Voice».

Ein kurzes, aber intensives Hoch erlebte RTL im Frühjahr 2013. Mit zwei Promi-Specials von «5 gegen Jauch» gelang es dem Sender bärenstarke Marktanteile von 20,6 bzw. 19,6 Prozent einzufahren Die Reichweite von 5,83 Millionen stellte die drittbeste in der gesamten Formatsgeschichte dar. Getrübt wird diese positive Frühjahresbilanz aber durch die Ergebnisse des Herbstes, als die Show gegen «The Voice» nicht bestehen konnte: Nur 13 und 12,8 Prozent in der Zielgruppe brachten dem Format Allzeit-Tiefs im Oktober und November ein. Die Reichweite krachte ebenfalls auf nur noch 4,31 Millionen Zuschauer. Eine fünfte und letzte Folge von «5 gegen Jauch» steht an diesem Freitagabend an – allzu viel scheint gegen das Halbfinale von «The Voice» allerdings nicht zu erwarten.

Folglich stellt sich die Frage, ob «5 gegen Jauch» überhaupt noch seine Daseinsberechtigung verdient. Aus Quotensicht spricht sicher wenig gegen die Show, immerhin lagen selbst die schwachen Folgen nie dramatisch unter dem Senderschnitt. Beim Gesamtpublikum funktioniert die Sendung sowieso. Dennoch schien es zuletzt so, als habe RTL die Alternative zu «5 gegen Jauch» längst entwickelt: «Die 2 ». Thomas Gottschalk selbst gab vor kürzerem zu, dass man damals überlegt habe, ihn in «5 gegen Jauch» einzubauen – und aus der Show etwas wie "10 gegen Jauch und Gottschalk“ zu machen.

Diese Idee wurde bekanntlich verworfen. Stattdessen ging man dazu über, gleich eine neue Show für Gottschalk und Jauch zu entwickeln, was letztendlich in «Die 2» mündete. Die Konzepte der beiden Rateshows ähneln einander, auch bei «Die 2» handelt es sich um eine Rateshow mit vielen Studioaktione, Geschichten am Rande und einigen Fragen. Hauptunterschied: Jauch bekommt Unterstützung von Gottschalk. Und die beiden müssen nicht nur gegen fünf Menschen, sondern gleich gegen den ganzen Saal bzw. die RTL-Zuschauer antreten.

Gerade gegen dieses Konzept wirkt «5 gegen Jauch» ein wenig angestaubt. Im Gegensatz zur Pocher-Show wird «Die 2» live produziert, kann mit Gottschalk und Schöneberger auf zusätzliches Spitzenpersonal verweisen und kommt auch von der Aufmachung edler daher. Besonders die überarbeitete zweite Ausgabe der Show erntete viele positive Kritiken, auch die Quoten stimmten. «Die 2» – die dritte inoffizielle Konzeptänderung von «5 gegen Jauch»? Vielleicht eine mutige Behauptung. Der heutige Freitag wird zeigen, ob es das Format mit Oliver Pocher doch noch kann.
13.12.2013 09:36 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/67910