Die Kritiker: «Hubert und Staller – Die ins Gras beißen»

Die gemütlichen Dorfpolizisten ermitteln erstmals in Spielfilmlänge.

Inhalt

Hinter den Kulissen

  • Drehbuch: Philip Kaetner und Oliver Mielke
  • Regie: Wilhelm Engelhardt
  • Kamera: Ivan Minov
  • Schnitt: Andre Wolf
  • Musik: Gerd Gerdes
Der komplizierteste Fall in der langen Dienstgeschichte von Hubert und Staller nimmt seinen Anfang in einer ganz unscheinbaren Begebenheit: Das Duo muss mit dem Linienbus in den Feierabend fahren, weil dem Dienstwagen das Benzin ausging. Keiner der beiden gemütlichen Polizisten will an der Misere Schuld haben, und so entwickelt sich im Bus ein recht unschönes Streitgespräch. Es ist die stete Pflicht eines wachen Dorfpolizisten, die Hubert und Staller wieder zur Ordnung ruft, als der Bus aufgrund einer störrischen Kuh plötzlich zum Halt kommt. Am Horizont ist zudem ein Feuer auszumachen, vor dem die Kuh mutmaßlich geflohen ist – und das obendrein einen schaurigen Ursprung hat. Was dort brennt, sind nämlich die Überreste eines Menschen.

In der Nähe des Feuers versteckt sich der als zwielichtig geltende Bauer Weidinger, der auch prompt verhaftet wird. Dieser beteuert allerdings, bloß seine Kuh gesucht zu haben, was ihm Hubert und Staller nach einiger Zeit auch glauben. Sehr zum Unmut des Polizeirats Girwidz, der einfach nur eine schnelle Lösung in diesem Fall haben will, um den Polizeichef zu beeindrucken und so seine Chancen auf eine Beförderung zu verbessern. Während Huberts und Stallers Kollegin Sonja zunächst bereitwillig hilft, das Revier tadellos aussehen zu lassen, bohrt das Duo weiter nach und fährt bald darauf in ein weiteres Unglück: Ein Mann stürzt sich direkt auf den Streifwagen Huberts und Stallers, die nunmehr vor der schweren Entscheidung stehen, in welchem Todesfall sie zuerst ermitteln …

Darsteller
Christian Tramitz («Der Schuh des Manitu») als Franz Hubert
Helmfried von Lüttichau («Der letzte Bulle») als Johannes Staller
Michael Brandner («SOKO Leipzig») als Reimund Girwidz
Annett Fleischer («Böse Mädchen») als Sonja Wirth
Karin Thaler («Die Rosenheim-Cops») als Dr, Anja Licht
Carin C. Tietze («Der Winzerkönig») als Sabrina Rattlinger
Miriam Pielhau («Der letzte Bissen») als Bettina Gaertner

Kritik
Die Serienwelt von «Heiter bis tödlich» ist alles andere als heiter: Die vorabendlichen Schmunzelkrimis holen konsequent miese Quoten und erhalten außerdem nur mäßige Kritikerresonanz. Zu den Formaten, die am ehesten noch beim Publikum ankamen, zählt der gemächliche Lokalkrimi aus Bayern, in dem Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau als «Hubert und Staller» auf Streife gehen. Zwar sind die Geschichten nahezu frei von Dramaturgie und zudem überaus dünn, doch die zentralen Darsteller bestechen mit einer tollen Chemie untereinander und spielen ihre etwas dusseligen Dorfpolizisten als runde Figuren mit Witz, statt sie als bloße Witzfiguren auftreten zu lassen.

So vermeidet das Format «Hubert und Staller» einen der ärgsten Schnitzer vieler seiner „Partnerserien“, weshalb es vergleichsweise wenig überrascht, dass es dieses Format nunmehr in die dritte Staffel schaffte und jetzt sogar erstmals in der «Heiter bis tödlich»-Geschichte mit einem 90-minütigen Film auf Zuschauerfang geht.

Der «Hubert und Staller»-Film unterscheidet sich jedoch nahezu ausschließlich in seiner Laufzeit von den üblichen Serienfolgen – inszenatorisch und inhaltlich wird nicht mehr als die gewohnte Kost geboten. Fans, die einen besonders aufregenden Fall erwarten oder (fernseh-)filmreife Bilder, werden also enttäuscht. Hinzu kommt, dass ohne ein gebotenes Mehr die Qualitäten einer normalen «Hubert und Staller»-Episode auf 90 Minuten gestreckt werden – was zu qualitativen Einbußen führt: Der die titelgebenden Cops überfordernde Fall trägt eine derartige Laufzeit nicht und die karikaturenhaften Nebenfiguren verblassen bei dieser Laufzeit mehr denn je. Aber die zwei Stars der Serie glänzen weiterhin: Mit ungezwungenem Mienenspiel erschaffen Tramitz und Lüttichau gänzlich unterschiedliche Landpolizisten, die aber perfekt zusammenpassen.
Ist Tramitz' Figur pointiert stur und verzieht daher kaum eine Miene, ist Lüttichaus Rolle eine ähnlich gemächlich handelnde, aber emotional sprunghaftere Person, die eine vitalere Mimik besitzt. Verbunden werden beide durch ihre knochentrockenen Reaktionen auf alles, was ihnen widerfährt – und dieser Dialogwitz ist es auch, der diesen Fernsehfilm auf brauchbarem Niveau hält.

Neugierige, die «Hubert und Staller» erstmals eine Chance geben wollen, sollten derweil überlegen, ob sie nicht lieber eine der neuen Episoden am Vorabend schauen. Dort ist alles ein wenig knackiger erzählt als in dieser umfassenderen, gleichzeitig aber auch leicht verwässerten XL-Ermittlung der Dorfpolizisten mit deppertem Charme.

«Hubert und Staller – Die ins Gras beißen» ist am Donnerstag, dem 7. November, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
06.11.2013 11:50 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/67175