Haie und Gespenster neu im Kino

Bissig, blutig aber auch nachdenklich gehts auf der Leinwand zu.

«Blue Jasmine»
Ihr Gatte muss ins Gefängnis, und so zieht die jetzt mittellose Jasmine erst einmal von New York nach San Francisco zu ihrer Schwester Ginger. Dort arbeitet sie als Empfangsdame bei einem Zahnarzt, der sie etwas unbeholfen umwirbt, damit aber auf wenig Gegenliebe stößt. Doch dann tritt der aufstrebende Diplomat Dwight in ihr Leben, der für die Förderung seiner politischen Karriere eine passende Partnerin sucht – und Jasmine beginnt wieder neue Pläne zu schmieden.

„«Blue Jasmine» ist vielleicht Allens tiefster und ernstester Film und dennoch voller Magie und witziger Momente“ lobt outnow.ch. Stern.de kommentiert: „«Blue Jasmine» mag sich verträumt anhören, doch ist der 45. Film des neurotischen Altmeisters eine brutale Egomanen-Party. So offen fies war Woody selten.“

OT: «Blue Jasmine» von Woody Allen. Mit Cate Blanchet und Alec Baldwin

«Im weissen Rössl: Wehe du singst»
Das durch die Operette weltbekannt gewordene Gasthaus ist der Schauplatz dieses Films. Ottilie Giesecke wird von ihrem Vater zu einem Kurzurlaub dorthin eingeladen, um sie aufzuheitern, nachdem ihr Freund sich von ihr getrennt hat. Dort macht ihr der Arzt Dr. Siedler dann auch sofort einen Heiratsantrag, den Ottilie aber zurückweist. Währenddessen will die Wirtin des weißen Rössl ihr Hotel an den skrupellosen Sigismund Sülzheimer verkaufen, der bereits dessen Abbruch plant.

„Eine durchaus interessante Neuinterpretation des Singspiels, das aus jeder Menge Klischees zuweilen recht witzige Szenen ableitet“ findet Ronny Dombrowski auf cinetastic.de. „Aus der Klamottenkiste gezogen und fröhlich neu gestylt, präsentiert sich die romantische Musikkomödie «Im Weißen Rössl» als richtiges Schmuckstück“ lobt Bianka Piringer auf spielfilm.de. Kino.de schwärmt: „Das ist hochgradig kitschig, schonungslos romantisch und vor allem permanent witzig…Da kann man selbst als Anti-Romantiker nur noch stauen und schmunzeln“ Durchschnittlich ist das Urteil von flinkefilme.de: „Wir haben 93 Minuten lang entfesselt gelacht…Kein Meisterwerk, aber auch kein totaler Horror.“

OT:«Im weissen Rössl: Wehe du singst» von Christian Theede. Mit Armin Rhode, Edita Malovcic und Sarah Wiener


«Fack ju Göhte»
Unterricht einmal anders! Ganove Zeki Müller will eigentlich als Hausmeister an einer Schule anfangen, um sein dort verstecktes Diebesgut mitnehmen zu können. Doch dann steht er plötzlich als Lehrer vor einer Klasse, die alles andere als pflegeleicht ist. Zeki aber hat seine eigenen Methoden, widerspenstige Schüler zu bändigen. Unterstützung findet er bei der Referendarin Lisi Schnabelstedt, mit der ihn bald mehr als nur die Arbeit verbindet. Wird das Leben des Kriminellen so dauerhaft in neue Bahnen gelenkt?

Recht positiv fallen die Reaktionen der Kritiker aus. „«Fack Ju Göhte»…darf durchaus als Überraschung des diesjährigen Kinojahres genannt werden. Es ist endlich wieder einmal eine gelungene deutsche Komödie, welche zwar auf ein paar bekannte Elemente setzt, diese jedoch unterhaltsam variiert“ findet outnow.ch. Der Film „mischt das Genre Schulkomödie mit unverstellten Sprüchen und spitzen Dialogen neu auf“ sagt volksstimme.de. Kino.de schreibt: „«Fack ju Göhte» ist ein gelungener wenn auch formelhafter "Back to school"-Spaß, befeuert von einem hippen Soundtrack.“

OT:«Fack ju Göhte» von Bora Dağtekin. Mit Elyas M'Barek, Karoline Herfurth, Katja Riemann

«Das kleine Gespenst»
Ein Kinderbuch von Otfried Preußler aus dem Jahre 1966 ist die Vorlage für diesen Film, in dem menschliche Schauspieler gemeinsam mit Trickfiguren agieren. Auf einer Nachtwanderung durch Burg Eulenstein trifft der Schüler Karl das kleine Gespenst, das so gerne einmal die Welt bei Sonnenlicht betrachten will. Dieser Traum wird schließlich Wirklichkeit, doch leider verfärbt sich der Geist dabei schwarz, erschreckt die Bewohner der Stadt und wird von der Polizei gejagt. Karl und seine Freunde wollen ihm helfen, aber werden sie dabei erfolgreich sein?

„Dieser liebenswerte Kinderfilm, der auch als Komödie für die ganze Familie funktioniert“ verknüpfe „auf angenehm unaufdringliche Weise Substanzielles mit Unterhaltung“ schreibt Kino.de. „Die unverwechselbare Lebendigkeit des kleinen Gespensts wird durch die aufwändige Arbeit eines Teams von VFX und Character Designern garantiert“ liest man auf gamesunit.de. Björn Schneider bezeichnet «Das kleine Gespenst» auf cineman.ch als „familiengerechtes Kino mit viel Witz und einer fantastischen Ausstattung“. Bianka Piringer allerdings kritisiert auf cinefacts.de: „Der eher durchschnittliche Realfilm kombiniert die Geistergeschichte mit den Abenteuern eines Jungen: Das Plus an Spannung aber geht auf Kosten des Zaubers.“

OT:«Das kleine Gespenst» von Alain Gsponer. Mit Anna Thalbach, Jonas Holdenrieder, Emily Kusche

«Computer Chess »
Zurück in die frühen 80er Jahre und zu den Anfängen der Computertechnologie reisen die Zuschauer mit diesem im Stil einer Dokumentation aufgebauten Film. Nicht nur die Frage, ob ein Schachcomputer einen Menschen schlagen kann, steht hier im Mittelpunkt, sondern auch das Problem der künstlichen Intelligenz ganz allgemein. Und was für Persönlichkeiten sind es eigentlich, die ihren Ehrgeiz daran setzen, ihr Programm beim Wettkampf der Schachcomputer gewinnen zu lassen?

Durchaus lobend ist das Urteil der Kritiker. Eine „vergnügliche, liebevoll und mit äußerster Detailfreude ausgestattete Zeitreise“ sieht berlinale.de. Ronny Dombrovnik, erklärt auf cinetastic.de, der Film sei „für Schach und Computerbegeisterte auf jeden Fall einen Blick wert“, während Martin Gobbin auf critic.de schreibt, «Computer Chess» schaffe es, „zu jeder Zeit bei seinem hintergründigen Humor zu bleiben und gegenüber den Protagonisten nicht ins Alberne oder Despektierliche abzugleiten.“

OT:«Computer Chess» von Andrew Bujalski. Mit James Curry, Chris Doubek, Robin Schwartz, Myles Paige, Patrick Riester

«Kopfüber »
Zentrale Figuren in diesem Film sind der zehnjährige Sascha und seine beste Kameradin Elli, die gerne zusammen merkwürdige Geräusche aufnehmen. Im Unterricht allerdings ist Sascha wenig erfolgreich, Buchstaben und Zahlen wollen einfach nicht in seinen Kopf. Als der Junge auch noch einen Diebstahl begeht, sucht seine Mutter Hilfe beim Jugendamt. Außerdem muss der lebhafte und oft unkonzentrierte Junge jetzt Ritalin einnehmen. So verbessern sich zwar seine Leistungen, sein ursprünglicher Charakter aber bleibt auf der Strecke, was auch die Freundschaft zu Ellie in Gefahr bringt.

Gerade die jungen Zuschauer fühlen sich offenbar von der Geschichte angesprochen. „Ich fand den Film sehr gut und oft auch lustig. Besonders die Freundschaft von Sascha und Elli hat mir gefallen“ schreibt Emma Wolff, 11 Jahre, auf morgenpost.de. Der achtjährige Fabian kommentiert auf artechock.de: „Ich finde den Film gut, weil man sieht, wie sich ein Junge mit ADHS fühlt“. „ Zusammenfassend ist «Kopfüber“» ein toller Film für Leute, die diese Themen interessieren“ meint Lucy auf michelmoviekids.de. Kino.de befindet: „Auch wenn «Kopfüber» ein Film mit Kindern und für Kinder ist, sollten sich vor allem Eltern und Lehrer diese einfühlsame Studie über einen unter ADHS leidenden Jungen ansehen.“ Und Katrin Knauth schreibt auf kinozeit.de, mit «Kopfüber» beweise der Regisseur Bernd Sahling „aufs Neue, wie er sich in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Kindes einfühlen kann.“

OT:«Kopfüber» von Bernd Sahling. Mit Marcel Hoffmann, Frieda Lehmann, Claudius von Stolzmann, Inka Friedrich, Benjamin Seidel

«Sharknado»
Haiangriffe gehören mit Sicherheit zum klassischen Repertoire von Horrorfilmen. Hier allerdings wird die Sache auf die Spitze getrieben. Ein Tornado sorgt dafür, dass die angriffslustigen Meeresbewohner gleich Massenweise auf Los Angeles niederregen. Da hilft nur noch der Einsatz aller verfügbaren Waffen, inklusive Hubschrauber, Sprengstoff und Motorsäge, der Plage Herr zu werden.

Der Film ruft ein großes Echo hervor, scheidet aber erwartungsgemäß die Geister. „Ja, manchmal muss man auch die weniger guten Filme schauen. Spaß macht das dann, wenn die Macher das von Beginn an geplant hatten“ zeigt sich Chris auf ziemlich-beste-filmkritiken.de nachsichtig. Auf ofdb.de finden sich Kommentare wie: „Man kann «Sharknado» neben dem kreativen Namen auch einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen. Natürlich nur bei sehr geringen Erwartungen und einem großen Trash-Herz“ oder „Trash wie er im Buche steht. Ansehen auf eigene Gefahr. Mit einer geringen Erwartungshaltung wird man auf jeden Fall 87 lustige Minuten erleben.“ Kino.de lobt den Streifen gar als „Kultverdächtiger Quatsch mit viel roter Soße.“ Allerdings finden sich auch entschieden negativere Urteile. „Kostengünstig produzierter Schund, der hinsichtlich des Unterhaltungswertes enttäuscht“ befindet etwa press-play.at. Rajiko Burchardt schreibt auf gamona.de: „Um mit diesem Haifisch-Schlock seinen Spaß zu haben, muss jedes ästhetische Empfinden schon stark gedrosselt werden.“ Für Thomas Repenning von moviebreak.de ist «Sharknado» „purer langweiliger Trash, welcher mit banalen Konflikten, schlechten Darstellern sowie dilettantischen Effekten aufgefüllt wird, ohne merklichen Spaß zu liefern.“ Nightmare-horrormovies.de befindet: „Die Filmmusik wird derb schlecht eingesetzt, die Darsteller und Atmosphäre sind auf unterstem Niveau sehr blass und die Story hat mal von den fliegenden Haien abgesehen auch sonst noch besonders große Logikaussetzer.“

OT:«Sharknando» von Anthony C. Ferrante. Mit Ian Ziering, Tara Reid, John Heard, Cassie Scerbo, Jaason Simmons

«You're Next»
So hatte sich Crispian den ersten gemeinsamen Besuch bei seinen Eltern mit seiner neuen Freundin Ella bestimmt nicht vorgestellt. Unbekannte Angreifer scheinen fest entschlossen zu sein, die gesamte Familie auszulöschen und schrecken dabei vor nichts zurück. Da heißt es zusammenhalten, auch wenn einzelne Familienmitglieder einander eigentlich durchaus nicht wohlgesonnen sind. Zum Glück erweist sich gerade Ella in der Not als ausgesprochen wehrhaft.

Unterschiedlich fallen die Urteile der Kritiker aus. „Ein erfrischend anderer Slasher“ lobt Carmine Carpenito auf blairwitch.de. Sebastian Stumbek von moviebreak.de findet: „Home-Invasion-Horror war schon lange nicht mehr so unterhaltsam wie hier!“ und Michael Eßmann schwärmt auf bereitsgesehen.de: „Ein echtes Horror Jahres-Highlight, welches geschickt mit den Klischees der Genres spielt“. Weniger begeistert ist Jennifer Borrmann von kino-zeit.de. „Neben…amüsanten Episoden, folgt «You’re Next» genreüblichen Konventionen und hält als "home invasion" Thriller keine riesigen Überraschungen bereit“ lautet ihr Urteil. Und auf ofdb.de heißt es gar: „Unfassbar, dass das Fantasy-Filmfest ein solches Machwerk bar jeglicher Spannung, bar jeglichen Niveaus, bar jeglichen filmischen Gespürs auch noch als Abschlussfilm adelte.“

OT:«You're Next» von Adam Wingard. Mit Sharni Vinson, Nick Tucci, Wendy Glenn
06.11.2013 13:34 Uhr  •  Eva Schmitt Kurz-URL: qmde.de/67170