Die Kritiker: «Scandal»

Mit «Scandal» startet Super RTL eine durchdachte Thrillerserie der «Grey's Anatomy»-Schöpferin.

Inhalt
Eigentlich dachte Quinn Perkins, dass sie zu einem Blind Date eingeladen wurde. Stattdessen handelt es sich bei ihrer wichtigen Verabredung aber um ein Überraschungsvorstellungsgespräch bei Pope & Associates, einer berühmten Anwaltskanzlei, die bei ihren Gegnern aufgrund ihrer kompromisslosen Methoden außerordentlich gefürchtet ist. Kaum hat Quinn den Job, rennen sie und ihre neuen Kollegen in Lieutenant Sully St. James. Dieser bettelt um Hilfe: Seine Freundin wurde ermordet und nun hat er die Befürchtung, dass man ihm die Tat anhängen will. Außerdem erhält Olivia, die Chefin der Kanzlei, einen Anruf von einer Frau, die behauptet, eine Affäre mit dem Präsidenten zu haben. Alsbald bekommt Quinn zu Gesicht, wie räudig es bei ihrem neuen Arbeitgeber zugehen kann, doch auch, wie passioniert ihre Kollegen fürs Gute kämpfen …

Darsteller
Kerry Washington («Django Unchained») als Olivia Pope
Columbus Short («Raven blickt durch») als Harrison Wright
Darby Stanchfield ([Jerico – Der Anschlag[]]) als Abby Whelan
Katie Lowes («Super 8») als Quinn Perkins
Guillermo Díaz («High School High») als Huck
Jeff Perry («Grey’s Anatomy») als Cyrus Beene

Kritik
Die US-Thrillerserie «Scandal» anhand ihrer Pilotepisode zu beurteilen, kommt einer kleinen Ungerechtigkeit gleich. Der Pilot offenbart zwar einige der Qualitäten des Formats, jedoch etabliert er lediglich das Grundkonzept, die Figuren und die schnellen Twists, die Shonda Rhimes neuste Serie neben ihrer grauen Moralität ausmachen. Doch von den episodenübergreifenden, komplexen Subplots und den verschachtelten Verschwörungen, die «Scandal» in späteren Episoden ausmachen, ist eingangs nichts zu spüren.

Dessen ungeachtet ist bereits der Pilot gut gemachtes Spannungsfernsehen mit runden Charakteren. Sämtliche Hauptdarsteller gehen in ihren moralisch gebrochenen, stets für sich selbst und dennoch auch fürs Gute kämpfenden Figuren auf und verleihen ihnen aufgrund ihrer natürlichen Ausstrahlung ein unaufdringliches Charisma . So fällt es dem Zuschauer leicht, sowohl mit den Figuren mitzufiebern, als auch gelegentlich über ihre fragwürdigen Entscheidungen den Kopf zu schütteln. Unter anderem auch deswegen ist «Scandal» das reifeste Format der «Grey’s Anatomy»-Schöpferin.

Aber auch thematisch gibt sich die Serie sehr ambitioniert: Konservative, die lieber als Mörder gelten, statt ihre Homosexualität öffentlich zu machen. Anwälte, die Leute beschützen, indem sie sie brutal einschüchtern. Flexible Moralität, nicht als Schockeffekt, sondern dramatisierte Darstellung der Realität. Da kann man es «Scandal» auch verzeihen, wenn der Look zwar makellos, aber auch identitätslos ist und zwar die Hürden, die die Figuren zu nehmen haben, sehr packend aufgereiht werden, die Lösungen dagegen ihnen etwas zu praktisch in den Schoß fallen.

«Scandal» ist ab Montag, dem 14. Oktober, wöchentlich um 20.15 Uhr bei Super RTL zu sehen.
13.10.2013 11:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/66691