Die Kritiker: «Nord Nord Mord - Clüver und die fremde Frau»

Viele Morde und ein verworrenes Netzwerk von Erbschleichern und Betrügern. Die zweite Folge von «Nord Nord Mord» fordert seine Zuschauer.

Hinter den Kulissen

  • Produktion: Network Movie
  • Drehbuch: Thomas Walendy
  • Regie: Anno Saul
  • Kamera: Wedigo von Schultzendorff
  • Herstellungsleitung: Roger Daute
  • Produzent: Carsten Kelber
Inhalt:
In der Krimireihe «Nord Nord Mord» ermittelt Hauptkommissar Theo Clüver mit seinem Team in ungeklärten Mordfällen auf der Insel Sylt. Zwischen idyllischer Küstenatmosphäre und schreienden Möwen klärt das Team in jeder Folge einen neuen Mord auf.

Die Folge „Clüver und die fremde Frau“ beginnt mit dem Fund einer toten Unbekannten im Meer. Die Frau wurde an Armen und Beinen gefesselt und ins Meer geschmissen. Aufgrund ihrer zahlreichen Verletzungen gehen die Ermittler davon aus, dass sie vor ihrem Tod misshandelt wurde. Die Kripobeamten Theo Clüver und seine Kollegen Ina Behrendsen und Hinnerk Feldmann finden heraus, dass die Ermordete in einem Strandhotel mit ihrer Freundin Diana übernachtet hat, die Ina jedoch, als diese sie zur Befragung aufsucht, mit Pfefferspray außer Gefecht setzt und mit ihrer Dienstwaffe verschwindet.

Von der Hotelrezeption erfahren die Ermittler, dass die Tote Claudia Gollnik hieß und begeben sich auf die Suche nach weiteren Informationen über die ermordete Frau. Dabei erfahren sie, dass Claudia Gollnik vor Kurzem ein Haus auf Sylt geerbt hat. Hauptkommissar Clüver kommt über eine Adressnotiz aus dem Hotelzimmer zu den Geschwistern Sabine und Jochen Graskamp, deren Bruder Markus mit Diana liiert war vor über fünf Jahren bei einem tragischen Unfall auf einem Segelschiff ums Leben kam. Sabine Graskamp macht Diana für den Tod ihres Bruders verantwortlich und will mit der jungen Frau nichts zu tun haben. Jochen wirkt weniger abgeneigt von der ehemaligen Freundin seines toten Bruders. Clüvers Kollege Feldmann findet durch eine Lackprobe heraus, dass die tote Claudia Gollnik von einer privaten Schiffsjacht ins Meer geworfen wurde. Über eine Visitenkarte, die Ina in der Woh-nung der Verstorbenen findet, gelangen die Ermittler zur Gesellschaft für Erbenermittlung und deren Geschäftsführer Herrn Matau, der bei der Befragung durch Clüver sehr nervös wirkt und nicht nur legale Geschäfte zu machen scheint.

Nach verschiedenen Ermittlungen erkennt das Kripo-Team, dass sie es hier mit einem großen Fall von Erbschleicherei und Betrug zu tun haben, bei dem teilweise auch über Leichen gegangen wird. Sie versuchen nun heraus zu finden, was Matau, sein Komplize der Notar Dobisch, die Graskamps und auch Diana, die immer noch mit der Dienstwaffe verschwunden ist, mit diesem Verbrechen zu tun haben. Die unberechenbare Diana will sich für ihre verstorbene Freundin Claudia Gollnik an den Be-trügern rächen und begibt sich damit selbst in Gefahr.

Darsteller:
Robert Atzorn («Unser Lehrer Doktor Specht») als Theo Clüver
Julia Brendler («Phantomschmerz») als Ina Behrendsen
Oliver K. Wnuk («SOKO Köln») als Hinnerk Feldmann
Henrike von Kuick («Tatort») als Diana
Felix Klare («Vorstadtkrokodile 2») als Jochen Graskamp
Nicole Marischka («Die Chefin») als Sabine Graskamp
Tanja Schleiff («Tatort») als Regina Wels
Jürgen Tarrach («Der Täter») als Norbert Matau

Kritik:
Der Nordseekrimi mit dem erfahrenen Hauptdarsteller Robert Atzorn (Hauptkommissar Theo Clüver) und seinem Team steigt in dieser Folge in den verworrenen Fall von Erbschleicherei ein. Nach einem anfangs etwas langsamen Erzähltempo steigert sich der Film und erzählt die wichtigen Verbindungen bei dem komplizierten Betrugsfall fast ein wenig zu schnell, wodurch der Zuschauer bei den wichtigen Passagen hochkonzentriert dabei sein muss, um nicht aus der Geschichte auszusteigen. Den Spannungsbogen kann der Krimi auf jeden Fall halten, da der Mörder nicht nach fünf Minuten fest steht und sich im Laufe der Geschichte ein immer weiter versponnenes Netz von Betrügern und Mittätern aufzeigt.

Atzorn spielt den nordischen Kommissar gewohnt trocken und meist emotionslos. Seine Kollegen können bei dieser Schauspielleistung jedoch nicht ganz mithalten und versuchen den Krimi durch platten Humor künstlich aufzulockern. Während Julia Brendler als die selbstbewusste Jung-Kriminalistin Ina Behrendsen noch relativ gut neben ihrem „Chef“ bestehen kann, ist die bemüht witzige und junge Art des dritten Kollegen, Oliver Wnuk als Hinnerk Feldmann, beinahe nervig. Auch die kleine Nebenerzählung um die Schwärmerei Feldmanns für seine Kollegin Ina hätte nicht unbedingt sein müssen.

Die Hauptdarstellerin dieser Folge ist Henrike von Kuick als Diana. Die zunächst Haupttatverdächtige macht ihren Job gut. Sie wirkt undurchschaubar und der Zuschauer weiß nie wirklich was die junge Blonde vor hat oder ob er sie nun zu den Guten oder den Bösen zählen sollte.

Insgesamt ist der Krimi spannend gemacht. Das ganze Ausmaß des Verbrechens und das Zusammenspiel der Betrüger wird erst gegen Ende des Films nach und nach aufgedeckt. Wenn der Zuschauer denn von Anfang an dabei war und die teilweise etwas komplizierten Hintergrundgeschichten und Verbindungen verstanden hat, wird er durch die verschiedenen Handlungsstränge, die zur Aufklärung des Falls beitragen und die Story interessant halten, auch weiter schauen. Wer im Mittelteil des Films trotz der komplizierten Umstände dran bleibt, wird am Ende auch für die Geduld belohnt. Etwas weniger erzwungen lockere Dialoge im Ermittler-Team, die wohl als bissiger Humor gemeint waren, hätten dem Film jedoch gut getan.

Alles in Allem ist der ZDF-Krimi ein solider Film mit spannenden Szenen, der sich allerdings – bis auf den Drehort auf der Insel Sylt - kaum von anderen Filmen dieses Genres abgrenzt. Genauso wie der Titel „Clüver und die fremde Frau“ bleibt auch der Krimi an sich nicht besonders lange im Gedächtnis und ist spätestens beim nächsten Film schon wieder vergessen.

Das ZDF zeigt «Nord Nord Mord – Clüver und die fremde Frau» am Mittwoch, den 11. September 2013, um 20.15 Uhr.
10.09.2013 13:00 Uhr  •  Florian Dopf und Elisabeth Söllner Kurz-URL: qmde.de/66018