Eppert: 'Wir werden viel in der Mediathek gesehen'

Am Donnerstagabend startet die Doku-Reihe «Herr Eppert sucht» in die neue Staffel - unter anderem mit Macht, Demokratie und Familie.

Thorsten Eppert

Der am 9. September 1972 in Kaiserlautern geborene Thorsten Eppert begann seine Reporter-Karriere für die "Allgemeine Zeitung" in Ingelheim. Nach dem Studium in Mainz, München und London arbeitete er für ProSieben und ZDF, ehe er Nordend Film gründete. Der verheiratete Filmemacher gewann 2012 den Quotenmeter-Fernsehpreis für die "Beste Doku".
Seit zweieinhalb Jahren sucht «Herr Eppert» schon, doch nicht jeder kennt das Format. Beschreiben Sie bitte Ihre Sendung!
Herr Eppert sucht nach den ganz großen Dingen, die die Menschen bewegen. Zu diesen Themen findet er kleine, große, bizarre, schöne, traurige und ernste Geschichten. Abschließende Antwor-ten findet er selten, gibt aber Anstöße, bei großen Themen weiter zu denken.

Mit welchen Themen werden Sie sich in der neuen Staffel auseinandersetzen?
Wir machen dieses Mal «Herr Eppert sucht die Macht», «Herr Eppert sucht den Mörder», «Herr Eppert sucht die Demokratie», «Herr Eppert sucht Familie» und «Herr Eppert sucht die Chefin», gemeint damit ist Angela Merkel.

Sie sind bei «Herr Eppert sucht» für Buch und Regie verantwortlich und stehen auch noch vor der Kamera. Was reizt Sie an dieser Dreifachbelastung?
Was mich reizt?

Oder gibt’s ganz andere Gründe?
Na, ich hab das gerne alles in der Hand.

Wir haben das damals zusammen mit der Redaktion aufgebaut und seitdem laufen inhaltlich die Fäden bei mir zusammen. Mir macht das auch einfach noch Spaß, die Filme zu gestalten. Das erzählt man ja gerne mal, stimmt aber auch wirklich. Ich erlebe auch wahnsinnig gerne die Geschichten vor Ort, die wir da so machen. Und wollte auch vorher schon lange einmal ein Format machen, das sich mit ähnlichen Themen beschäftigt, von auf den ersten Blick sehr normal wie ein altes Paar in dem Film „Liebe“ bis zu einem Mann, der wirklich mal gemordet hat, wie zu sehen in dieser Staffel bei «Herr Eppert sucht den Mörder». Bei der Recherche ist natürlich ein ganzes Team dahinter, klar. Und auch ohne andere Autoren, die mittlerweile oft mitmachen, geht es nicht, dafür ist es zu viel.

Pro Jahr werden nur fünf neue Filme gedreht – möchte ZDFneo nicht mehr oder ist die Produktion so aufwendig?
Die Produktion ist aufwendig. Jedes einzelne Stück ist mit Liebe gemacht. Wir denken immer noch viel über die einzelnen Elemente der Sendung nach. Selbst in den kleinen Zwischenspielen, die wir machen, steckt viel Mühe. Und die Recherche unserer Geschichten allein ist sehr, sehr zeitaufwendig, bevor wir sie am Ende drehen.

Wie lange dauert die Produktion einer Staffel?
Die eigentliche Produktionszeit liegt bei etwa sechs Wochen. Vorher kommt natürlich die Recherchezeit. Da wir eine recht kleinteilige Sendung mit mindestens drei Geschichten pro Folge machen, dauert die Recherche in der Regel mehrere Monate. Bis eine schwierig zu recherchierende Geschichte wirklich da ist, das ist einfach aufwendig.

Gibt es denn schon die Bestellung einer fünften Staffel?
Nein, wir machen erst mal die Staffel fertig und dann schauen wir weiter.

Die neuen Episoden von «Herr Eppert sucht» laufen donnerstags um 22.45 Uhr bzw. 23.00 Uhr. Finden Sie es schade, dass ihr Format so spät am Abend kommt?
Ehrlich gesagt gar nicht. Ich finde sogar, dass wir mit dieser Zeit fantastisch im Programm sitzen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Zuschauer sich um 20.15 Uhr, 21.00 Uhr – aber um die Zeit wird es mit ziemlicher Sicherheit ohnehin nicht laufen (lacht) – mit unseren Themen, von Tod bis Pornostar, beschäftigen möchten.

Wobei ich mir das persönlich immer aufnehme.
Ja, ich weiß, das machen viele, wir werden viel in der Mediathek gesehen. Aber wie gesagt, für unsere Themen ist im Fernsehen 22.45 Uhr oder 23.00 Uhr glaube ich eine gute Zeit.

Spielen Sendezeiten überhaupt noch eine Rolle? Man kann die gesamten Folgen werbefrei bei YouTube und in der ZDF-Mediathek anschauen?
Ich bin immer noch ein Freund des klassischen Fernsehens und ich glaube, dass es noch eine große Strahlkraft hat.

Was war für Sie die emotionalste Geschichte innerhalb des Formates?
Das war, glaube ich, die Geschichte über ein Feriencamp für krebskranke Kinder und ihre Geschwister in der Folge „das Böse“, aber auch natürlich viel in unserer Folge zum Tod. Das war zumindest das, was mir am längsten im Gedächtnis geblieben ist. In der neuen Staffel, würde ich sagen, ist es die Mörder-Folge, in der es unter anderem um Magersucht ging und wir einen Mann getroffen haben, der jemanden umgebracht hat.

«Herr Eppert sucht den Pornostar» löste viele Kontroversen aus. Wie sind Sie mit diesem harten Stoff umgegangen? Vor laufender Kamera wirkten Sie sehr geschockt.
Naja, ich war natürlich auch geschockt, besonders bei der zweiten Geschichte der Folge. So etwas hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen. Aber klar interessiert es mich, wie es wirklich in dem Geschäft aussieht und was Fassade ist. Ich bekomme keine Albträume davon. Ich nähere mich allen Themen mit einer gewissen Neugier und eigentlich ohne Angst. Manches schockiert mich, aber ich bin dann mindestens genauso gespannt wie geschockt. Und mal ehrlich, Porno ist ein Massenphänomen, und auch die Porno-Produktion, bei der wir für «Herr Eppert» gedreht haben, galt als sehr erfolgreich. Da siegte meine Neugier.

Sie drehen auch Beiträge und Dokus für andere öffentlich-rechtliche Sender. Was gefällt Ihnen besser? Ihre eigene Sendung zu drehen oder neutrale Beiträge anzufertigen?
Ich mache beides gerne. Bei reinen Dokus und Reportagen steht das Thema noch etwas mehr im Zentrum als bei Formaten mit einem Presenter. Andererseits erlaubt mir die «Herr Eppert»-Serie, Themen zu behandeln, die wohl wenig Chance hätten, ins Mainstream-Fernsehen zu kommen. Und es erlaubt mir, so viel persönliche Haltung zeigen. So eine Freiheit muss man erst einmal kriegen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Das weiß ich nicht. Ich wollte ja auch nie auf Biegen und Brechen Presenter werden, das hat sich so ergeben, man hat mich einfach gefragt. Ich betrachte das auch nicht als meine totale Lebens-aufgabe. Was ich jetzt mache, macht Spaß und ist schön. Ich habe mir angewöhnt, nicht über das Jahr hinauszublicken.

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit der vierten Staffel!
29.08.2013 11:30 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/65808