RTL II startet am Montag ein neues Dating-Format um 17.00 Uhr – Sommer und Sonne inklusive. Eine Zutat, die bei RTL II jüngst für hohe Quoten sorgte, fehlt aber.
Sommer, Sonne, gebräunte Körper – das gab es bei RTL II bislang vor allem in der Scripted Reality «X-Diaries», die seit einiger Zeit werktags um 17.00 Uhr als Wiederholung in die deutschen Wohnzimmer kam. Ab dieser Woche setzt der Münchner Kanal am Vorabend nun auf eine neue Dating-Show namens «Next, please», produziert auf Rhodos und somit ebenfalls vor herrlich sommerlicher Kulisse. Dass man trotz der jüngsten Rekordquoten der Soaps «Köln 50667» und «Berlin – Tag & Nacht» nicht auf eine weitere Soap, sondern auf ein Dating-Format setzt, mag zunächst ungewöhnlich sein. Es hat aber gute Gründe, dass sich der in Grünwald beheimatete Sender etwas breiter aufstellen will.
Offenbar also traut man anderen Firmen das Genre Scripted Reality nicht mehr so richtig zu – und agiert deshalb in der Dating-Show mit echten Protagonisten. Um das Krawall liebende Publikum von «X-Diaries» aber nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich mitzunehmen, wird «Next, please» nicht gänzlich auf Stunk verzichten. Krawall in einer Dating-Show ist letztlich schwer unterzubekommen, aber wie von MTV bekannt, geht es an einer Stelle – nämlich dann, wenn die drei Konkurrenten aufeinander treffen und auf den zu datenden warten. Oder wie es ein Off-Sprecher sagt: „Wenn es um den Traummann geht, verstehen die Mädels eben keinen Spaß.“ Da fallen dann Sätze wie „Die eine sieht aus wie ein Mann und die andere ist ein bisschen unterbelichtet.“ Ob der klassische «X-Diaries»-Zuschauer damit vollends zufrieden ist, bleibt fraglich. Immerhin: Für die Premierenfolge hat sich RTL II Mario als Mann der Begierde ausgesucht – einen „gestählten Mechaniker“, von Kopf bis Fuß tätowiert.
Pro Folge gibt es immer zwei Singles, die je drei Bewerbern gegenüber stehen. Nach einem ersten gemeinsamen Date folgt eine „Top-Secret“-Runde, in der der Single je ein Geheimnis der Bewerber erfährt. Das „schlimmste Geheimnis“ (in der ersten Folge zum Beispiel, dass Fußball einen höheren Stellenwert hat als Frauen), fliegt raus – ohne, dass der Single weiß, zu welchem Bewerber es überhaupt gehört. Danach hetzt das Format zu weiteren Einzeldates, ehe schließlich im besten «Dismissed»-Stil die Entscheidung fällt.
Das ist alles nett anzuschauen, letztlich aber nicht der ganz große Wurf. Natürlich, vielleicht muss es den für die Sendezeit um 17.00 Uhr auch nicht geben. Aber schon beim zweiten Single, einer attraktiven Gogo-Tänzerin aus Augsburg (übrigens nicht tätowiert), beginnen sich die Elemente logischerweise zu wiederholen und eine gewisse Langatmigkeit stellt sich ein. Mit der unglaublichen Erzähldichte der gescripteten Soaps kann eine Dating-Show letztlich auch gar nicht mithalten. Und somit ist die Frage durchaus berechtigt, ob sich ein größeres Publikum für eine Vorabenddating-Show finden lässt. Das ist aber kein Vorwurf an den Produzenten – dem muss man eigentlich sogar eher ein Kompliment machen. «Next, Please» sieht aus wie eine 17.00-Uhr-Produktion im Jahr 2013 aussehen sollte, bietet ordentliche Unterhaltung und (recht) sympathische Charaktere. Sollte in den kommenden Wochen um 17.00 Uhr aber noch einmal die Sonne scheinen und die Chance bestehen, selbst ein paar Strahlen nach Feierabend zu erhaschen, so ist «Next, Please» wohl kein Format, das davor abhält.