Die Kino-Kritiker: «Das ist das Ende»

James Franco schmeißt ’ne Party – und vor seinem Haus tobt die Apokalypse. Komiker Seth Rogen liefert einen durchgeknallten Genremix mit Kultpotenzial.

Filmfacts: «Das ist das Ende»

  • Kinostart: 8. August 2013
  • Genre: Komödie, Fantasy
  • Laufzeit: 107 Min.
  • FSK: 16
  • Musik: Henry Jackman
  • Autoren: Seth Rogen, Evan Goldberg
  • Regie: Seth Rogen, Evan Goldberg
  • Darsteller: Seth Rogen, Jay Baruchel, James Franco, Jonah Hill, Danny McBride, Michael Cera, Craig Robinson, Emma Watson, Channing Tatum
  • OT: This is the End (USA 2013)
Irgendwie hat das im letzten Jahr mit der Apokalypse nicht so richtig funktioniert. Dabei waren sich doch alle sicher. Unzählige Weltuntergangspartys wurden organisiert und selbst Roland Emmerich wusste anscheinend schon 2009, dass drei Jahre später die Erde untergehen würde. Umso glücklicher konnten wir uns schätzen, als nach dem 21. Dezember des letzten Jahres noch alles so war wie vorher – bis jetzt.

Nun laden Comedian Seth Rogen («The Green Hornet») und sein Kumpel Evan Goldberg (Drehbuchautor von «The Watch – Nachbarn der dritten Art») zu einer abgefahrenen Party ein, während gleichzeitig ein Inferno Los Angeles in Schutt und Asche legt. Die Spielfilmversion basiert auf dem Kurzfilm «Jay and Seth Versus The Apocalypse», den Regisseur Jason Stone bereits 2007 mit Rogen und Schauspielkollege Jay Baruchel («Zu scharf um wahr zu sein») in den Hauptrollen inszenierte. Was damals nur einige Minuten dauerte, wurde für die Kinofassung auf über anderthalb Stunden ausgeweitet. Glücklicherweise möchte man fast meinen.

Der Film erzählt die Geschichte von sechs Freunden, die sich plötzlich gefangen in einem Haus wiederfinden, während um sie herum eine Reihe mysteriöser Vorfälle ganz Los Angeles katastrophal verwüstet. Als sich die Menschen draußen allmählich wieder zusammenraufen, wird die Freundschaft der sechs Eingeschlossenen angesichts schwindender Vorräte und des immer stärker einsetzenden Lagerkollers auf eine harte Probe gestellt.

Letztendlich müssen sie das Haus irgendwann doch noch verlassen und sich ihrem Schicksal und der wahren Bedeutung von Freundschaft und Wiedergutmachung stellen.

Andere Produzenten würden sich die Finger nach diesem Ensemble lecken – und Seth Rogen hat sie alle bekommen. Die Party findet im (fiktiven) Anwesen von James Franco statt. Als Gäste lassen sich unter anderem Michael Cera («Juno»), Jonah Hill («Django Unchained»), Paul Rudd («Vielleicht lieber morgen»), Christopher Mintz-Plasse («Kick-Ass»), Emma Watson («Harry Potter») oder auch Popstar Rihanna ausmachen. Das Szenario gleicht einem Schaulaufen Hollywoods. Ursprünglich sollten auch Cameron Diaz («Verrückt nach Mary») und Edward Norton («Das Gesetz der Ehre») durchs Bild stolzieren, mussten aber wegen Terminproblemen und aufgrund der Entfernung zum Produktionsstandort New Orleans absagen.

Der Cast sorgt zunächst für turbulenten Spaß. Alle Stars spielen sich hier selbst und sind sich für nichts zu schade. Völlig ungehemmt werden Drogen konsumiert und die schauspielerischen Leistungen der Kollegen runtergemacht. Es gibt Gespräche über die immens hohen Gehälter in der Branche, Michael Cera genießt seinen Status mit zwei Frauen auf der Toilette und scheut auch nicht davor zurück, Rihanna einen Klaps auf den Po zu geben. Das mag auf den Zuschauer zunächst übertrieben und sinnlos wirken, hält aber stellenweise richtige Brüller bereit. Allerdings: Wer den Humor von Seth Rogen noch nie mochte, wird wohl auch diesmal wenig zu lachen haben.

Der Ton wird jedoch zunehmend rauer, wenn sich urplötzlich der Boden auftut und die Hollywoodsternchen reihenweise verschluckt werden. Und das ist nichts für Zartbesaitete, geizen die Tötungsszenen nicht mit Blut und abstrusen Einfällen. Dennoch bewirkt die einsetzende Apokalypse vorrangig ein besonderes Kammerspiel zwischen einst besten Freunden. Je aussichtsloser die Situation, desto mehr bekommen sich Rogen, Hill und Co in die Wolle. Streitigkeiten um den einzigen Milky Way-Riegel im Haus und ein farblicher Overkill in Zeitlupe zum „Gangnam Style“ sind da noch das geringste Übel. Seth Rogen fackelt ein Feuerwerk absurder Momente ab und streut nebenher diverse Filmzitate für Filmfans ein.

„Die Studiobosse hielten uns für verrückt, als wir mit der Idee zum Film ankamen“, sagte Rogen in einem Interview. Verwunderlich scheint das kaum – aber der verrückte Genremix aus derber Buddykomödie, Splatter, Fantasy, Action und Monstermovie funktioniert ganz hervorragend. Bleibt zu hoffen, dass die Gags in der deutschen Synchronfassung die gleiche Wucht besitzen wie in der Originalversion. Doch selbst wenn einige Lacher auf der Strecke bleiben sollten: Wenn das Ende der Welt so durchgedreht und komisch daherkommt wie in der Vision von Rogen und Goldberg, gehen wir liebend gern mit ins Verderben.

«Das ist das Ende» überrascht mit großartigem Witz und Topstars, die sich gekonnt auf die Schippe nehmen. Zwischen den namhaften Darstellern liefert ausgerechnet Frauenschwarm Channing Tatum («G.I. Joe», «Magic Mike») die denkwürdigste Performance. Und die Backstreet Boys haben das Publikum mit dem wohl besten Auftritt ihrer Karriere zweifellos in der Hand. Letztlich aber gebührt Seth Rogen und seinen Kollegen großer Respekt für die herrliche Selbstironie und den Mut, ein solches Projekt umzusetzen. Es hat sich gelohnt.
08.08.2013 11:35 Uhr  •  Janosch Leuffen Kurz-URL: qmde.de/65411