Preiserhöhung: Sky verärgert Gastronomen

Sky verärgert einige Kneipenbesitzer mit massiven Preisaufschlägen. Was Sky sagt und wer nun weniger zahlt.

Ärger auch im Web

Zahlreiche Wirte haben sich übrigens zusammengeschlossen, wollen Druck auf Sky ausüben und so billigere Preise durchsetzen. "Kneipenfußball ist ein wichtiges soziales und kulturelles Gut, das durch die Geschäftspolitik von Sky kaputt gemacht werden soll", sagt ein Wirt zu Quotenmeter.de. Auf Facebook hat die Gruppe "Rettet den Kneipenfußball" binnen wenigen Stunden zahlreiche Unterstützer gefunden.
Eine Woche vor dem Start der Fußball-Bundesliga beherrscht Sky Deutschland, anders als es dem Unternehmen wohl lieb sein darf, die Schlagzeilen. Gerade auch kleine Lokalblätter berichten zurzeit vermehrt über das Unternehmen, das künftig exklusiv Live-Spiele der Bundesliga zeigen darf. Hintergrund: Sky hat im Sommer sein Angebots-Modell für Wirte umgestellt. Anders als bisher ist für die zu bezahlenden Preise nicht mehr alleine die Größe der Kneipe ausschlaggebend, sondern auch andere Faktoren. Von einer „einseitigen Betrachtung“, spricht eine Sky-Sprecherin, wenn sie über das bisherige Preismodell, das sechs Stufen kannte, redet. „Nach dem alten Preismodell haben alle Wirte den gleichen Preis gezahlt. Es ist aber ein Unterschied, ob jemand eine Kneipe in München betreibt – mit dem FC Bayern und den Löwen als Zugpferd oder in einem Dorf, wo der nächste Bundesligist hundert Kilometer entfernt spielt.“ Entsprechend werden die aufgerufenen Preise nun auch von den Punkten „Sportaffinität“, „Kaufkraft“ und „Bevölkerungsdichte“ abhängig gemacht.

Und dennoch der große Aufschrei: Auch bei Quotenmeter.de haben sich zahlreiche Wirte gemeldet, die sich angeblich zur Kündigung gezwungen sahen oder sehen, nachdem Sky mitunter mehr als 100 Prozent Aufschlag verlangte. Von knapp 500 statt bisher rund 250 Euro ist wieder und wieder die Rede. Von solchen Preisänderungen betroffen seien allerdings nur eine kleine Anzahl an Kunden, betont Sky. Genauer gesagt wären es drei Prozent der Gastronomen und sie alle hätten ältere Verträge gehabt. Verträge, so sagt Sky, die aus einer Zeit stammen, in denen Wirte ihren Gästen noch deutlich weniger Programme, nicht so viel HD und auch nicht Sky Sport News HD hätten anbieten können. „Heute bekommen die Wirte von uns also viel mehr an Leistung“, wodurch Sky den Schluss zieht: „Diese Wirte haben durch ihre alten Verträge, in den vergangenen Jahren weniger gezahlt, während das Produkt immmer umfangreicher und besser wurde.“

Den drei Prozent, die die durchaus sehr drastischen Erhöhungen betreffen, stünden aber etliche Sportsbar-Besitzer gegenüber, die nun auch weniger zahlen. „Das sind Tausende“, sagt die Unternehmenssprecherin und versichert, dass deren Abo nicht nur um 3,50 Euro billiger werde. „Wir sprechen hier von Preissenkungen teilweise im Bereich von bis zu 100 Euro.“ Dass Live-Fußball am Wochenende ein boomender Markt ist, ist Sky bewusst. Es bedarf keiner großen Studien, sondern nur des bloßen Auges, dass Public-Viewing in Kneipen an Popularität massiv dazugewonnen hat. Sky belegt dies dennoch durch Marktforschungen, hat Anfang des Jahres ein 7000 Mitglieder umfassendes Panel aufgebaut. 1750 davon würden Sky jede Woche Auskunft über deren Verhalten in Sky-Bars geben. Gefragt wird nach Häufigkeit der Besuche und nach dem Verzehr in den Kneipen und auch danach, ob man wirklich gezielt wegen Sky die Bar besucht habe.

Das Ergebnis: Pro Woche würden, so sagt Sky, durchschnittlich eine Million Menschen nur wegen Sky in Sportsbars gehen. Bei wichtigen Champions-League-Spielen seien es alleine an einem Abend mehr als eine Million. Durchschnittlich würde ein Besucher dann 18 Euro beim Wirt lassen. „Sky beschert der Gastronomie im Jahr mehr als 1,2 Milliarden Euro zusätzlichen Umsatz.“

Und entgegen der Entrüstungswelle in den Medien sei eine große Kündigungswelle nicht eingetreten. Auf genaue Zahlen konnte Sky nicht eingehen, Quartalszahlen werden erst am Dienstag veröffentlicht. Aber: „Wir haben keine große Kündigungswelle erwartet – und die Zahl der Kündigungen liegt in der Tat noch unterhalb der Erwartungen“, heißt es aus Unterföhring. Dennoch will Sky weiter fleißig kommunizieren – mit den Medien, denen der Sender teilweise einseitige Berichterstattung vorhält und auch mit dem Dehoga, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, der sich in der vergangenen Woche mit Vertretern des Senders traf.
03.08.2013 11:14 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/65273