Saison-Analyse: Wo steht das ZDF?

Das abgelaufene Fernsehjahr war für das ZDF aus Quotensicht ein gutes. Trotzdem gab es die ein oder andere Baustelle. Quotenmeter.de verrät, woran die Mainzer 2013/14 arbeiten müssen.

Das vergangene Jahr…

Quotenüberblick

  • 04/05: 13,4 %
  • 05/06: 13,3 %
  • 06/07: 12,9 %
  • 07/08: 12,8 %
  • 08/09: 12,7 %
  • 09/10: 12,4 %
  • 10/11: 12,2 %
  • 11/12: 12,1 %
  • 12/13: 12,7 %
MA Gesamtpublikum
… war für ZDF aus Quotensicht ein sehr gutes Jahr. Beim Gesamtpublikum ab drei Jahren konnte man sich auf einen Marktanteil von 12,7 Prozent steigern, womit man erstmals nach längerer Zeit wieder in die Nähe der 13-Prozent-Marke kommt. Darüber hinaus gelang es den Mainzern – anders als in den Vorjahren – RTL zu überholen. Die Kölner waren in diesem Jahr nämlich nicht über einen Gesamtmarktanteil von zwölf Prozent hinaus gekommen.

Die Baustellen…
…sind im Tagesprogramm am Größten. In den vergangenen Jahren hat man hier schon so gut wie alles ausprobiert, bislang immer nur mit dem Ergebnis, dass nichts wirklich funktionieren wollte. Weder Telenovelas wie «Herzflimmern» oder die Gameshow-Neuauflage der «Pyramide» mit Micky Beisenherz punkteten. Mit «Der Star auf meiner Couch» scheiterte jüngst ein weiterer Versuch, in der Daytime auf gute Quoten zu kommen. Auch «Die Topfgeldjäger» und «Die Küchenschlacht» bewegten in letzter Zeit kaum noch über eine Millionen Zuschauer zum Einschalten – hier muss also dringend eine Veränderung her.

Für die ist 2013/14 auch bereits gesorgt: Inka Bause wird im September mit einem eigenen Talk (Foto) auf Sendung gehen, «Die Topfgeldjäger» werden dann zumindest auf dem Sendeplatz um 15.05 Uhr ausgedient haben. Ob der von strandgutmedia produzierte Talk (machen unter anderem «Bambule» für ZDFneo) für den erhofften Quotenaufschwung sorgen wird, wird sich noch zeigen müssen. Zunächst soll das Format bis Weihnachten laufen, danach wird man anhand der ermittelten Zuschauerzahlen entscheiden müssen, ob eine Fortsetzung im nächsten Jahr Sinn machen würde.

Im restlichen Tagesprogramm läuft es dagegen rund; hier dürften sich die Mainzer erst einmal auf ihrem Erfolg ausruhen. Unter der Woche sorgen insbesondere die «SOKO»-Krimis am Vorabend für hervorragende Quoten. Das Erste und seine «Heiter bis tödlich»-Serien lässt man jedenfalls weiterhin regelmäßig hinter sich. Doch wie sieht es mit der Daytime am Wochenende aus? Besonders der Sonntag wird hier auch in den kommenden Wochen im Fokus stehen:

Schließlich sendet man an diesem Tag seine sogenannte Innovationsstrecke – dahinter verbergen sich allerdings – teilweise ähnlich wie von Privatsendern angelegte – Doku-Soaps, wie etwa «Die Hundeflüsterin». Die Quoten sind allerdings bislang recht überschaubar geblieben, sodass man eigentlich kaum erwarten kann, dass das ZDF ein paar der getesteten Formate in die Primetime hieven wird.

Eine weitere Baustelle hat das ZDF am Dienstagabend: Mit den «ZDFzeit»-Reportagen lag man, sieht man mal von den Ausgaben ab, die über die Traumfabrik Königshaus berichtet haben, oftmals unter dem Senderschnitt – erst, als man etwas mehr in Richtung Service gegangen ist und sich unter anderem mit der Qualität von Fertiggerichten beschäftigt hat – erholten sich die Quoten. Diesen Weg wird das Format wohl – zum Leidwesen aller Freunde des etwas hochwertigeren Journalismus – weitergehen müssen, um in der kommenden Fernsehsaison zufriedenstellende Werte generieren zu können.

Die Chancen…
… stehen für das ZDF so gut wie nie. Zu verdanken hat man dies den zahlreichen Personal-Coups, die man zuletzt vermeldete. Da wäre zum einen die Personalie Christian Rach: Mit dem Sternekoch sind angeblich mehrere Primetimeformate in der Planung, eine große Ernährungs- und Verbrauchershow mit dem Titel «Wie isst Deutschland 2013» soll definitiv kommen.

Darüber hinaus verlor man zwar Jörg Pilawa ans Erste, dafür wird Johannes B. Kerner aber zurückkommen. Mit ihm hat das ZDF die Gelegenheit, neue Shows auszuprobieren. Planungen, dass der 48-Jährige wieder als Sportmoderator auftreten soll, gibt es aber keine. Gut möglich also, dass Kerner einfach einige Shows von Pilawa übernehmen wird. Fraglich ist beispielsweise, was nach Pilawas Abgang mit «Rette die Million!» passieren wird. Aus Quotensicht wäre es eigentlich falsch, die Show abzusetzen. Der Produzent der Show, Endemol, hat bereits im Mai zwei Testausgaben der Quizshow aufgezeichnet – einmal mit Oliver Pocher, und einmal mit Marco Schreyl als neuem Moderator.

Ebenfalls spannend wird zu beobachten sein, wie es mit «Wetten, dass..?» weitergeht. Vor der Sommerpause gab es nicht nur die schwächste Quote aller Zeiten, auch inhaltlich wurde vieles an dem Mallorca-Special bemängelt. Das ZDF hat deswegen bereits Änderungen, was beispielsweise die Gästeauswahl betrifft, angekündigt. Das kann eine Chance für das Format sein, muss aber nicht. Vielmehr wird das Drehen an weiteren Stellschrauben nötig sein - schließlich will man beim ZDF alles Mögliche dafür tun, damit die Reichweiten nicht noch weiter fallen.

Eine weitere Agenda, die 2013/14 ansteht, ist, das Programm insgesamt jünger zu gestalten. Mit Norbert Himmler hat beim ZDF nun einer das Sagen, der sich als Ex-ZDFneo-Chef bereits mit etwas jüngerem Programm auskennt. Das Streichen von langjährigen Vorabend-Formaten wie «Forsthaus Falkenau» oder «Der Landarzt» zeigt: Himmler will eine Verjüngung. Und das kann dem ZDF-Programm nur gut tun…
25.07.2013 11:01 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/65144