Die Null-Relevanz als Schlagzeile

Wen interessiert eigentlich die Trennung der Pochers? Sie und mich bestimmt nicht. Dennoch ist das Thema Schlagzeile in den Medien. Das wirft Fragen auf.

Oliver Pocher ist ein TV-Star. Zumindest kennt ihn die Nation der Zuschauer durch Shows und Auftritte aus den letzten Jahren. Insofern mag eine weitere Promi-Trennung eine Schlagzeile wert sein. Nur hat sich die Welt ein wenig verändert. Selbst Journalisten beklagen sich auf Twitter über diese überflüssige Nachricht. Es interessiert einfach kaum einen Hund. Was aber passiert? Man sucht sich nun noch die Twitter-Einträge und Kommentare von Lilly Becker dazu und zimmert einen Bericht zusammen.



Mich verwundert dieses Vorgehen schon einige Zeit. Fernsehen hat anscheinend immer noch eine enorme Relevanz für die Medien. Da kann eine ehemals halbwegs prominente Person einen lahmen Twitter-Account haben und wird doch von der Presse und dem Fernsehen zitiert. Die Relevanz des Eintrages liegt oft unter Null und wurde nicht einmal von der Twitter-Gemeinde beachtet. Vielleicht wurde der Eintrag ein paar Mal zitiert und von einem lesenden Fan mit einem Sternchen versehen. Auf einmal erhebt man diesen Eintrag nun aber zu einer eigenen Meldung. Man suggeriert damit eine wahnsinnige Reichweite und Bedeutsamkeit. Allein das Wort Twitter erzeugt hierbei das Gefühl beim Zuschauer und Leser von weltweiter Reichweite. Es stimmt nur einfach nicht.

Mich wundert dieses Vorgehen. Warum werden dann nicht weitaus relevantere Einträge für eine Meldung herangezogen? Ein Prominenter aus dem Fernsehen muss nur das Medium Twitter nutzen und ist damit schon relevanter als die komplette Gemeinde der Nutzerschaft? Oftmals haben diese Promi-Nutzer keinen Erfolg auf der Plattform und finden nicht einmal Fans und Verfolger.

Man will hier als Presse und Fernsehen total modern sein und bleibt dennoch innerhalb der bekannten Grenzen. Die Deutungshoheit bleibt innerhalb des Fernsehens und ihrer Macher. Kommentare zum Fernsehen mit enormer Reichweite werden dagegen bestenfalls in einem Sammelbeitrag zum verrückten Netz berücksichtigt. Ein Austausch findet hier nicht statt. Lilly Becker hat gerade einmal 8600 Verfolger. Ihre Beiträge sind ebenfalls nicht besonders gehaltvoll. Das Thema der Trennung der Pochers war auf Twitter keine halbe Stunde lustig und nicht einmal besonders viele Gags dazu wurden gerissen. Es interessierte einfach nicht. Das dürfte wohl auch an Oliver Pocher selbst liegen.

Das Fernsehen und die Presse schaffen hier eine künstliche Deutungshoheit. Dabei informiert sich ein Großteil der Zuschauer und Leser selbst bei anderen Marken. Warum? Weil diese Marken, Portale und Sender wirklich über relevante Themen anhand von relevanten Kommentaren berichten und auch die Nutzer und Leser berücksichtigen.


14.04.2013 19:55 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/63189