Der Quotenmeter.de-Programmguide zu Ostern

Keine Lust, alleine auf eine österliche Eiersuche durch das Fernsehprogramm zu gehen und Gefahr zu laufen, nur faule Eier zu entdecken? Keine Sorge: Quotenmeter.de hat die versteckten Leckereien zum TV-Ostern 2013 für Sie rausgesucht!

Klassiker zum Feiertag

Ostern vs. Weihnachten

Welches Fest den Sendern üblicherweise die satteren Quoten beschert, erfahren Sie hier.
In so mancher Familie wird an Feiertagen der Fernseher nur eingeschaltet, um einen Filmklassiker laufen zu lassen. Für jene, die diese Tradition hegen und pflegen ist am Karfreitag kabel eins der Sender der Wahl. Ab 13.30 Uhr reitet dann Kevin Costner in «Silverado» über den Bildschirm. Der 1985 veröffentlichte Western war der erste in einer Reihe von Wiederbelebungsversuchen für das Genre und legt ein höheres Tempo als die meisten US-Western aus der Blütezeit des Genres an den Tag. Direkt im Anschluss (ab 16.05 Uhr) zeigt der Ende der Neunziger verblasste Filmstar in «Der mit dem Wolf tanzt», dass er auch anders kann – der Oscar-Abräumer aus dem Jahr 1991 wird rückblickend viel aufgrund seiner Langatmigkeit kritisiert, dennoch ist Costners Mammutfilm mit seinen runden Charakteren und der schwelgerisch-bedachtvollen Atmosphäre besser als ihn viele Nörgler machen. Dies gilt auch für den ab 20.15 Uhr gezeigten «Die zehn Gebote» – vielen jungen Filmfans darf man leider schon aus Prinzip nicht mit Bibelepen kommen, doch der Klassiker mit Charlton Heston begeistert auch nach über 50 Jahren mit einer zeitlosen Handlung von Unterdrückung und Revolution sowie mit seiner handwerklicher Passion und einer Opulenz, die heutzutage ohne Hilfe von Computern niemals angestrebt werden würde.

Wer seine Epen melodramatischer und etwas zeitgenössischer mag, kommt hingegen ab 1.40 Uhr im Ersten zu seinem Sehvergnügen. Dann zeigt der öffentlich-rechtliche Sender Anthony Minghellas mit mehreren Oscars prämierte Miramax-Produktion «Der englische Patient». Die Romanadaption, die dem Cutter Walter Murch fast ein Jahr Arbeitszeit raubte, ist ein ambitioniertes Mosaik, das die Themen Liebe, Krieg und Tod thematisch beeindruckend verbindet und trotz aller Melodramatik niemals pathetisch wird.

Geheimtipps am Karfreitag
Es überrascht zwar nicht, dass die Studio-Ghibli-Produktion «Arrietty – Die Welt der Borger» verflixt gut im Osterprogramm versteckt ist, dennoch stellt es eine Enttäuschung dar. Außerhalb seines Heimatlands konnte dieser bezaubernde Anime über ein kleines Völkchen, das sich überflüssige Dinge von den Menschen borgt, zwar die Kritiker begeistern, doch selbst die treue Fangemeinde des japanischen Traditionsstudios war ungewohnt träge, dem Film im Kino zu annehmbaren Besucherzahlen zu verhelfen. Am Freitagmorgen um 9.10 Uhr im ZDF wird das Publikum wohl leider weiterhin klein bleiben. Prominenter programmiert ist da schon der unerwartet gelungene Fernsehfilm «Krokodil», der ab 21.15 Uhr aus dem üblichen Kitschschema von Fernseh-Liebesgeschichten ausbricht und stattdessen Mario Adorf in einer durchdachten, glaubwürdigen Tragikomödie über einen die Lebensfreude wieder entdeckenden Autoren zeigt (mehr zum Film).

Schon um 18.30 Uhr können Interessierte auf EinsFestival das erst kürzlich mit dem Grimme-Preis prämierte Drama «Der letzte schöne Tag» nachholen. In dem berührenden Fernsehfilm spielt Wotan Wilke Möhring einen Mann, dessen Gattin Selbstmord begeht und der verzweifelt versucht, diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Wut, Enttäuschung, Selbstvorwürfe, Ausflüchte – Möhrings lebensnah gespielte Figur durchläuft sämtliche Stufen der Trauerverarbeitung und dank der effektiven, nicht aber effekthascherischen Inszenierung hallt die Produktion beim Zuschauer noch lange nach.

Buntes Filmpaket am Samstag
Wer sich am Samstag die filmischen Rosinen herauspickt, erhält ein stilistisch überaus sonderbares, aber qualitativ durch und durch lohnenswertes Filmpaket. Den Anfang macht Sexikone Marilyn Monroe ab 11.55 Uhr im WDR, und zwar mit ihrer wohl besten Rolle: Sugar Kane Kowalczyk. Billy Wilders Komödie «Manche mögen's heiß» mischt munter Elemente der Slapstick-Komödie mit einer Screwball-Romanze, einer frechen Verwechslungsgeschichte und Persiflagen auf archetypische Gangsterfilme. Hinzu kommt ein guter Schuss Melodramen-Parodie und fertig ist die geschmacklich komplexe Zusammenstellung, die mit weniger fähigen Schauspielern und unter einem schwächeren Regisseur völlig konfus wäre, in dieser Form aber zurecht zu den besten US-Komödien aller Zeiten gezählt wird.

Mit mehr als einer Milliarde Dollar weltweitem Kinoeinspiel und massenhaft DVD- und Blu-ray-Verkäufen hat der ab 20.15 Uhr auf Sat.1 laufende Abenteuer-Blockbuster «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2» wohl nicht die dringendste Not, an dieser Stelle empfohlen zu werden. Die meisten Fernsehzuschauer werden die Jerry-Bruckheimer-Großproduktion sicherlich bereits kennen. Doch da zahlreiche Internetkritiken des Films aufzeigen, dass sich viele Kinogänger vom Bombast des Films abschrecken ließen und die leichtfüßige Frische des Originals vermissten, sei trotzdem auf dieses Piratenepos hingewiesen. Denn die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio sowie Regisseur Gore Verbinski (Oscar-prämiert für seinen Trickwestern «Rango») nahmen die Herausforderung an, ihren Überraschungshit «Fluch der Karibik» für die Fortsetzung zu reevaluieren und aus dem übernatürlichen Piratenspaß einen dramatischen Abenteuermythos mit selbstironischem Popkultureinfluss zu spinnen, der Genrekonventionen ad absurdum führt und dennoch seine Inspirationsquellen respektiert. Je nach Erwartungshaltung zweifelsfrei ein seltsames Sehvergnügen, aber wenn man sich erstmal an diese leicht verschobene Perspektive gewöhnt hat, kann es passieren, dass man sich enorm mitreißen lässt und sich eines Tages dabei erwischt, lange Absätze über diesen Film zu verfassen und zur Beschreibung dieses Effektspektakels Vokabeln wie „reevaluieren“ und „Genrekonventionen“ benutzt …

Die gehobene französische Filmkunst kommt dann ab 21.45 Uhr bei EinsFestival zu ihrem Recht, genauer gesagt in Form von «8 Frauen», dem mehrfach ausgezeichneten Genremix aus dem Jahr 2002. François Ozon vereint in seinem Überraschungserfolg Kriminalfilm, Musical, Melodram , Groteske und anspruchsvolle Komödie zu einem leicht verdaulichen, thematisch wohl aber komplexen und anregenden Kinoexzess. Ein Exzess der ganz anderen Sorte wartet dann ab 22.05 Uhr bei VOX auf das Publikum: Quentin Tarantinos «Pulp Fiction» dürfte zwar spätestens 1995 als Geheimtipp ausgedient haben, aber die Popkultur-Granate beinhaltet so viele Ideen, Referenzen und inszenatorische Geniestreiche, dass man sich enorm anstrengen muss, sie sich zu oft anzusehen.

Der Metal- und Retro-Samstag
Wer sich am Ostersamstag als Filmmuffel betätigen und ein etwas anderes TV-Programm einschalten will, hat dank der ZDF-Digitalkanäle ausgiebig Gelegenheit dazu. So feiert ZDFneo das 50-jährige Bestehen des Muttersenders mit einem Retrotag voller Kultformate aus vergangenen Tagen. Höhepunkte der Programmauswahl sind «Die Knoff-hoff-Show» (ab 10.35 Uhr), die Taufpatin aller verrückten Experimenteshows, zwei «Wilsberg»-Ausgaben mit den Stargästen Harald Schmidt und Oliver Korittke (ab 20.15 bzw. 21.45 Uhr), Ilja Richters kultig-spaßige Musikshow «Disco» (ab 3.25 Uhr) und die unvergessene «ZDF-Hitparade» (ab 4.10 Uhr).

ZDFkultur widmet sich parallel dazu der Metalkultur und garantiert somit einen krawallig-lauten, wirklich starken Fernsehtag. Die Metal-Programmschiene startet um 13.50 Uhr mit der Reportage «Heavy Metal auf dem Traumschiff» und umfasst außerdem die zwar leicht überschätzte, dennoch aber sehenswerte Doku «Full Metal Village», die ab 14.25 Uhr einen Einblick in das Alltagsleben in Wacken gibt und zeigt, wie die Bewohner des Dorfes über die alljährliche Invasion der Metal-Jünger denken. Über den Tag verteilt zeigt der Digitalkanal außerdem die britische Dokureihe «Metal Evolution», die sich ab 16.55 Uhr, 17.40 Uhr, 18.30 Uhr, 21.15 Uhr und 22.00 Uhr jeweils einer Ära des Metal widmet. Mit «Judas Priest: Screaming for Vengeance» (ab 19.15 Uhr) und «Iron Maiden: En Vivo» (ab 20.15 Uhr) heizen zudem zwei Konzertzusammenschnitte von alteingesessenen Metal-Größen den geneigten Zuschauern ein. Wem das zu schwer(metallig)e musikalische Kost ist, ist derweil ab 23.15 Uhr beim WDR zur großen Retro-Nacht «30 Jahre Formel Eins» eingeladen, in der die Popmusik der Achtziger gefeiert wird.

Die Tipps für den Sonntag und Montag finden Sie auf der nächsten Seite.

Nervenkitzel am Sonntag
Welcher Horror-Geschmack soll es sein? Am Ostersonntag dürfen sich Fans des Schauerkinos zwischen vollauf unterschiedlichen Filmen entscheiden. kabel eins setzt in der Primetime auf ein Double Feature unterschätzter Filme des gefallenen Ex-Regiewunderkinds M. Night Shyamalan. Ab 20.15 Uhr ist der seinerzeit an den kommerziellen Erwartungen gescheiterte, nunmehr von Liebhabern dramatischer Superheldenfilme gewürdigte «Unbreakable» zu sehen, in dem Bruce Willis einen Mann spielt, der zur ihn überfordernden Erkenntnis kommt, dass er schwer verwundbar und somit eine Art Superheld ist. Shyamalan nahm für diese Geschichte die üblichen dramaturgischen Eckpfeiler des ersten Aktes einer Superhelden-Origin-Story und streckte sie über die Laufzeit eines abendfüllenden Kinofilms, um so ein intensiveres, kargeres und so nervenaufreibenders Bild der Heldenwerdung zu zeichnen. Ab 22.15 Uhr dürfen sich TV-Nutzer dann erneut einen Eindruck von «The Village» verschaffen, dem Mysterythriller, der Shyamalans Absturz in Sachen Kritikerliebe und Publikumsakzeptanz markierte, jedoch auch einige sehr große Verteidiger unter Filmkritikern hat. Einer der schlechtesten Big-Budget-Filme aller Zeiten oder ein eiskalt-schauriges Stück Politparabel mit poetischem Charakterdrama im dramaturgischen Gewand eines Horrorfilms? Jeder darf für sich selbst entscheiden …

Wer sich dank «Die Legende von Aang» nicht mehr guten Gewissens in die Nähe eines Shyamalan-Films traut, kann alternativ um 20.15 Uhr Tele 5 einschalten, wo «American Werewolf» zu sehen ist. Der durch die filmische Enttäuschung «Blues Brothers 2000» völlig untergegangene Regisseur John Landis schuf mit diesem Kultfilm von 1981 eine der einprägsamsten Horrorkomödien aller Zeiten, deren Makeup-Effekte noch heute zu erstaunen wissen und die genauso erschreckend wie humorvoll ist. Ab 0.10 Uhr holt schlussendlich das ZDF den Hitchcock-Klassiker «Vertigo» aus dem Archiv. Vergangenes Jahr überholte der kunstvoll gefilmte Thriller Orson Wells' «Citizen Kane» als der von Kritikern am meisten geachtete Film aller Zeiten – Anlass genug, ihn sich anzuschauen. Sei es zum ersten, zweiten oder hundertfünfundachtzigsten Mal!

Disney, Disney, Disney
Marktführer RTL lässt dieses Jahr seine größten Ostergeschenke vom Disney-Konzern liefern. Im Vorfeld des Disney-Tages am Ostermontag zeigt der Kölner Privatsender bereits am Ostersonntag ab 20.15 Uhr das computeranimierte Meisterwerk «Rapunzel», das die klassische Disney-Märchenformel nimmt, etwas modernen Pixar-Humor hinzufügt und die Geschichte der blonden Prinzessin aus dem einsamen Turm in atemberaubenden Bildern neu erzählt (mehr zum Film). Am Ostermontag beginnt der Disney-Marathon um 10.15 Uhr mit dem visuell und akustisch überragenden «Der Glöckner von Notre Dame» von 1996, ehe es mit «Tarzan» (ab 11.45 Uhr) und «Mulan» (ab 13.20 Uhr) weitergeht. Zur besten Sendezeit geht dann Pixars Oscar-Gewinner «Oben» an den Start – und auch wenn nach dem rührenden Intro der Tonfall des Films nicht durchgehend trittsicher bleibt, gehört das herzliche Abenteuer zu den stärksten Filmen aus der Trickschmiede.

Alternativ geht ebenfalls ab 20.15 Uhr auf Sat.1 die Saga rund um Captain Jack Sparrow in die nächste Runde. «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» fand vergangenes Jahr Eingang in die vom hoch angesehenen Filmmagazin „Sound & Sight“ veröffentlichte, von Kritikern aus aller Welt gewählte Top 1.000 der besten Filme aller Zeiten – wer also seit seinem Kinobesuch einen bitteren Nachgeschmack von diesem Piratenbombast beibehalten hat, sollte sich vielleicht erneut in die verfluchte Karibik wagen, um zu überprüfen, ob er der 300-Millionen-Dollar-Produktion nicht vielleicht unrecht tat.

Und noch mehr Highlights am Ostermontag
ProSieben hebt sich den Höhepunkt seines Osterprogramms für Montag um 20.15 Uhr auf: Danny Boyles mitreißendes, in einem einfallsreichen, eklektischen Stil inszeniertes Abenteuerdrama «127 Hours» sackte sechs Oscar-Nominierungen ein, darunter für den besten Film und den besten Hauptdarsteller. Die Geschichte eines jungen Kletterers, der in einer Felsspalte irgendwo in der Wüste Utahs eingeklemmt wird, ist berührend, spannend und dank des von James Franco treffend vermittelten Galgenhumors obendrein noch witzig. Auch Super RTL verschießt zu dieser Sendezeit sein stärkstes Pulver und zeigt die für neun Emmys nominierte Fantasy-Miniserie «Tin Man» aus dem Jahr 2007. Die moderne Neuerzählung des «Zauberer von Oz» mit «New Girl»-Star Zooey Deschanel fügt Elemente des Steampunks und Sci-Fi-Aspekte in die Welt von Oz ein und begeht den schwierigen Grat, bezaubernd und dennoch nachdenklich und vergleichsweise düster zu sein.

Für die nötige Prise Kultur im Osterprogramm sorgt schon ab 18.15 Uhr 3sat mit der Baden-Badener Neuinszenierung von Mozarts «Die Zauberflöte» sowie ab 23.15 Uhr mit dem Drama «Moonlight Mile». Das Romantikdrama mit Jake Gyllenhaal handelt von einem jungen Mann, dessen Verlobte kurz vor der geplanten Hochzeit erschossen wird und baute sich dank Gyllenhaals facettenreichem Spiel sowie der auserlesenen Songliste auf dem Soundtrack seit seinem Kinostart anno 2002 trotz mieser Kinoeinnahmen ein treues Kultpublikum.

So weit ist «Blood Tea ans Red String» bislang leider nicht. Der in 13 Jahren mühevoller Kleinarbeit produzierte Puppentrick ist ab 4.35 Uhr im Nachtprogramm von ZDFkultur zu sehen und wird somit nur wenige neue Fans erhaschen können. Regisseurin Christine Cegavske schuf mit diesem 70-Minüter ein morbides und fantasievolles Märchen für Erwachsene, in dem drei Mäuse ungewöhnlichen Wesen die Aufgabe erteilen, eine Marionette anzufertigen. Surreal und grotesk, ohne anstößig oder wahnsinnig zu sein, stellt dieser Beginn einer geplanten Trilogie einen aus der Zeit gefallenen Pflichtfilm für jeden eingefleischten Animationsfilm-Liebhaber dar.
29.03.2013 04:15 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/62924