Branchenecho: Der Start von «Circus HalliGalli»

Wie kam das ProSieben-Debüt der Sendung bei der Branche an? Konnte sie dem eigenwilligen Showstil etwas abgewinnen?

Während Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf bisher eher ein Nischendasein mit «neoParadise» fristeten und einem breiteren Publikum in erster Linie nur durch Spielshows und dem ZDF-Silvestercountdown bekannt waren, mussten sie mit «Circus HalliGalli» nun ihre Massentauglichkeit unter Beweis stellen. Immerhin wird ihre Sendung fortan auf dem sehr prominenten Sendeplatz am Montagabend zwischen dem Quotenhit «The Big Bang Theory» und dem Urgestein «TV Total» ausgestrahlt, weshalb man in der Chefetage von ProSieben gewiss auf einen Quotenerfolg hofft. Nicht alle Pressevertreter fänden einen solchen Erfolg wirklich gerechtfertigt...

So schreibt Arno Frank von Spiegel Online unter dem vielsagenden Titel «Circus Langiweili», dass es lediglich "zwei gute Witze" gegeben habe - "einer kam von Oliver Pocher, einer von Wolfgang Lippert". Davon abgesehen "machten Joko und Klaas kaum einen Finger krumm", wo hingegen "Olli Schulz mehr Einsatz zeigte", "seine Zudringlichkeiten" jedoch "an Leuten wie Uwe Ochsenknecht und Til Schweiger abperlten wie das Wasser vom Federkleid einer Ente". Dessen Engagement hält der Kritiker jedoch zugute, dass er "immerhin gewagt" gewesen sei. "Der beste Witz allerdings kam ganz am Ende, in buchstäblich letzter Sekunde. Die Show ist vorbei, Joko und Klaas verlassen gerade die Bühne und beraten murmelnd, wie ihnen das Debüt von «Circus HalliGalli» wohl gelungen ist. Da erscheint wie aus dem Nichts plötzlich Wolfgang Lippert, ausgerechnet Wolfgang Lippert: 'Hey Jungs!', ruft er und hebt beide Daumen: 'Ich hab' da ein Suuupergefühl!'"

Eva Köbbemann von der Neuen Osnabrücker Zeitung fehlen vor allem die neuen Akzente. Ihrer Meinung nach habe man "alles schon mal gesehen", was am Montag präsentiert wurde: "Ein kurzer Stand-Up-Auftritt zu Beginn, danach verschiedene Einspieler, in denen sich Joko und Klaas fiese Aufgaben stellen. Zwischendurch kommen prominente Gäste vorbei und beantworten die Fragen [...] und auch Oma Violetta, Palina und der Sänger Olli Schulz waren schon bei «neoParadise» dabei. Kurz gesagt: Es ist alles wie vorher - nur das Studio ist jetzt größer und es gibt Studiopublikum." Den Erfolg von Joko und Klaas erklärt sie sich damit, dass "die beiden Spaßvögel für viele junge Männer ihrer Generation stehen, die irgendwie verpasst haben, erwachsen zu werden". Dies könne "man lustig finden, warum aber die beiden dauergehypten Moderatoren für den Grimme-Preis nominiert werden und die Hoffnungsträger des deutschen Fernsehens sein sollen, erschließt sich nicht".

Auch news.de-Redakteur Tobias Rüster sieht die Ähnlichkeiten zu "ihren Ex-Sendungen «MTV Home» und «neoParadise»", betrachtet dies jedoch als "Glück" für die Sendung. Als einzige markante Veränderungen zählt er auf, dass "der Schreibtisch jetzt links und die Couch rechts steht und die Musiker nicht mehr im Schrank verschwinden, sondern in einer Telefonzelle". Doch für ihn habe gar nicht die Notwendigkeit einer "großen Erneuerung" bestanden, da Joko und Klaas am besten "einen Kindergeburtstag für Erwachsene" abliefern können - und hiervon "darf es gerne mehr sein".

Alexander Krei vom Medienmagazin DWDL empfiehlt allen Zuschauern, die sich unschlüssig darüber sind, "was man von der Premiere zu halten hat, einfach nur mal das Ende der neuen Show mit dem Anfang von «TV Total» zu vergleichen. Fast schon aus der Zeit gefallen wirkte Raabs Sendung", die "einfach immer da" sei und "nur noch selten Überraschungen" zu bieten habe - im Gegensatz zu «Circus HalliGalli». Er lobt, dass sich "die Macher sichtlich Mühe gaben, aus dem Rahmen zu fallen" und mit "Leidenschaft" bei der Sache gewesen seien. ProSieben betrachtet Krei somit "selbst im Falle mäßiger Quoten" als möglichen "großen Gewinner dieser Show", da sie der Sendeanstalt "zwischen all dem Sitcom-Allerlei wieder ein gutes Stück des zuletzt etwas verloren gegangenen Profils" verschaffe.

Was Quotenmeter.de-Kritiker Sidney Schering zum Auftakt des neuen Formats zu sagen hat, lesen Sie hier.
26.02.2013 03:40 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/62304