Die Kritiker: «Breakout Kings»

Weit weg vom Flop, aber ohne Aussicht auf einen etwaigen Kultfaktor: Die in den USA nach Staffel zwei nicht verlängerte Crime-Serie «Breakout Kings» überzeugt durch eine innovative Ausgangslage und tolle Figuren. Doch der letzte Pfiff fehlt. Nun kommt die Serie ins deutsche Free-TV.

Inhalt
Im Mittelpunkt der Serienhandlung steht eine einzigartige Task Force, die gebildet wurde, um flüchtige Strafgefangene aufzuspüren und wieder hinter Gitter zu bringen. Das Team setzt sich aus höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten beider Seiten des Gesetzes zusammen, denen sich mit dieser Aufgabe ausnahmslos die Möglichkeit einer existenziellen Bewährungsprobe bietet. Angeführt wird die ungewöhnliche Sondereinheit vom herzkranken Deputy U.S. Marshal Charlie Duchamp, der unbedingt beweisen will, dass er keineswegs zum alten Eisen gehört. Für Duchamps der Untreue überführten ehemaligen Kollegen Ray Zancanelli stellt die Mitarbeit eine Chance zur Rehabilitation dar. Fachliche Unterstützung erhalten die beiden Ermittler durch die begabte Kriminalistin Julianne Simms, der schwere psychische Probleme bislang trotz hervorragender Studienergebnisse sämtliche Karriereoptionen verbauten.
Komplettiert wird die Gruppe der ungleichen Fahnder durch eine Reihe von Gefängnisinsassen, die neben speziellen Fähigkeiten ihre im Zuge eigener Ausbruchsversuche gesammelten Erfahrungen beisteuern sollen.

Zum Kreis der selbst einsitzenden „Ausbrecherkönige“ zählen u. a. der wegen seiner Spielsucht auf die schiefe Bahn geratene Psychologie-Professor Dr. Lloyd Lowery, die allzu gewaltaffine Kopfgeldjägerin und Spurenleserin Erica Reed sowie der smarte Berufskriminelle Shea Daniels. Die Häftlinge lassen sich durch die Aussicht auf eine Verkürzung ihres Freiheitsentzugs zur Kollaboration bewegen. Den geringsten Fehltritt haben sie allerdings mit einer massiven Verschlechterung ihrer Haftbedingungen zu büßen. Schon bald zeigt sich, dass nicht alle Verurteilten der immensen Versuchung gewachsen sind. Für eine zusätzliche Verschärfung des auf den Teammitgliedern lastenden Drucks sorgen immer wieder zwischen den professionellen Ermittlern Duchamp und Zancanelli entbrennende Kompetenzstreitigkeiten.

Darsteller
Laz Alonso («Avatar – Aufbruch nach Pandora») als Charlie Duchamp
Domenick Lombardozzi («Public Enemies») als Ray Zancanelli
Malcolm Goodwin («The Lazarus-Project») als Shea Daniels
Serinda Swan («TRON: Legacy») als Erica Reed
Jimmi Simpson («Abraham Lincoln: Vampirjäger») als Dr. Lloyd Lowery
Brooke Nevin («4400: Die Rückkehrer») als Julianne Simms

Kritik
«Breakout Kings» ist die spektakulär anmutende Story einer Spezialeinheit, die sich das Insiderwissen einer Gruppe von inhaftierten „Ausbrecherkönigen“ zunutze macht, um mit ihrer Hilfe entlaufende Schwerverbrecher ausfindig zu machen. Auf dem Papier liest sich diese Grundidee spannend und ausgefallen. Nick Santora und Matt Olmstead, die bereits für den Serienhit «Prison Break» und den -Flop «Lie to Me» verantwortlich zeichneten, agierten bei «Breakout Kings» federführend und inszenierten eine fesselnde Serie, die im Großen und Ganzen zum Verfolgen einlädt, an einigen Stellen jedoch durchblitzen lässt, weshalb nicht alles, was dieses Duo anpackt, zum Knaller wird.

«Breakout Kings» vereint den US-typischen Look und Sound einer modernen Crimestory mit für derartige Serienkost unüblich detaillierten Charakterzeichnungen und Handlungen. Bei der Zusammenstellung der „Ausbrecherkönige“ scheint man derweil nicht so tief in die Innovationskiste gegriffen zu haben. Wie schon in so vielen anderen nationalen und internationalen Produktionen gesehen, prallen auch innerhalb der «Breakout Kings»-Clique extrem gegensätzliche Charaktere aufeinander. Dabei erfüllt das brodelnde Konfliktpotential selbstverständlich jederzeit seinen Sinn und Zweck und sorgt sowohl für durchaus starke Charaktermomente, als auch Reibereien sowie Diskussionsstoff. Vor allem letzterer ist in dem neuen Format ein höchst interessanter. Zwar möchte man vorschnell meinen, der innere Kampf, der Gelegenheit zur Flucht zu widerstehen, würde sich bereits innerhalb der Pilotfolge totlaufen. Doch aufgrund der vielschichtig angelegten Figuren, die dadurch niemals zu einem Stereotyp werden, umgibt die Handlung eine allzeit fesselnde Grundspannung, die ihre Sogwirkung definitiv auch aus der Frage „Flieht er oder flieht er nicht?“ zieht.

Während die Ausgangslage von «Breakout Kings» dementsprechend gefällt und die Darsteller das Potential der Serie offenlegen, enttäuscht die durchschnittliche Pilotfolge aufgrund einer relativ schwammigen Inszenierung des Falls der Woche. Während die Vorstellung der Charaktere, deren Ausrichtung sowie Einführung in die Spezialeinheit gut gelingt und jede Figur klar definiert, braucht die Suche nach dem ausgebrochenen Flüchtling eine kleine Ewigkeit, um in Gang zu kommen. Diese Tatsache geht an den Charakteren nicht spurlos vorbei und nimmt ihnen so die Spielwiese für Interaktion untereinander und dafür, ihr Können unter Beweis zu stellen. Nimmt die Handlung jedoch erst mal an Fahrt auf, funktioniert das Zusammenspiel der Figuren und das sowohl unter den Ausbrecherkönigen selbst, als auch zwischen ihnen und den Cops. In dieser Hinsicht stechen vor allem Serinda Swan als ebenso charmante wie undurchsichtige (ehemalige) Kopfgeldjägerin Erica, sowie Jimmi Simpson hervor, der den schwer einzuschätzenden Lloyd mimt und es schafft, ihm eine allgegenwertige Unheimlichkeit zu verleihen.

Doch so ganz mag «Breakout Kings» trotz seiner Vorzüge noch nicht überzeugen. Man möchte fast meinen, ein wenig zu ahnen, weshalb es der Serie nicht gelang, in den USA nach Staffel zwei eine Verlängerung zu erfahren. Vor allem in den Momenten, in denen es etwas rasanter und rauer zugeht, mischt sich beim Betrachter gern das Gefühl darunter, das Gezeigte schon mal woanders gesehen zu haben. Leider fehlt es der potentiellen Top-Serie an Wiedererkennungswert. Woran das genau liegen mag, scheint schwer auszumachen. «Breakout Kings» hat viele Vorzüge: Die vielschichtigen Figuren, verkörpert von Vollprofis mit einer Vita, die sich sehen lassen kann, wissen zu gefallen. Die Ausgangslage ist eine spannende, die aufgrund ihrer Unberechenbarkeit zum Dranbleiben animiert. Und doch ist es der letzte Pfiff, der «Breakout Kings» verwehrt bleibt, um das Format von anderer US-Crimeware abzugrenzen. Der dunkle Look, die stylischen Cops und der raue Umgangston: Das alles weiß in Maßen zu gefallen. Doch spickt man mit diesen Zutaten zu viele, verschiedene Serien auf einmal, bleiben über kurz oder lang Formate auf der Strecke, die in ihrer Machart lediglich so wirken, als würden sie im Fahrwasser bereits ausgestrahlter mitschwimmen. So erinnert nicht nur der Titel an ein ähnlich angelegtes Format, namens «Prison Break». Und auch, wenn sich der Plot in eine gänzlich andere Richtung entwickelt und beide Formate per se nicht miteinander zu vergleichen sind, so sei dennoch festzuhalten, dass innerhalb kürzester Zeit von den gleichen, kreativen Köpfen zwei Serien ins Leben gerufen wurden, die sich mit dem harten Alltag hinter amerikanischen Gefängnismauern befassen.

Fazit: «Breakout Kings» ist definitiv eine ansehnliche Hochglanzproduktion, die auf dem Niveau von Serien wie das des «CSI»-Franchises und dessen Ablegern locker mithalten kann. Suchtpotential und Kultfaktor bleiben dem Format jedoch verwehrt. Vor allem dadurch, da es so scheint, als seien die innovativen Ideen ab der Ausgangssituation erschöpft. Hie und da wirkt «Breakout Kings» dementsprechend lieblos und von anderer, derartiger Crime-Kost abgeschaut. Die interessant geschriebenen Figuren und eine allgegenwertige Spannung sowie die Tatsache, dass die Pilotfolge im Vergleich zum Durchschnittsniveau der kompletten ersten Staffel eine eher schwache ist, laden jedoch dazu ein, einen Blick auf diese interessante Serienerfahrung zu riskieren.

RTL Nitro zeigt die erste Staffel der Serie «Breakout Kings» ab Freitag, dem 08. Februar um 20.15 Uhr.
07.02.2013 09:30 Uhr  •  Antje Wessels  •  Quelle: Inhalt RTL Nitro Kurz-URL: qmde.de/61886