Der viel erwartete Serien-Neustart mit Kevin Bacon wird allen Erwartungen gerecht. «The Following» erzählt ein packendes Charakterdrama zweier Gegenspieler – dem gefallenen FBI-Mann Hardy und dem kranken Serienkiller Carroll. Unsere Kritik zur Pilotfolge.
“Gott, hilf meiner armen Seele. Gott, hilf meiner armen Seele.” Dies sind die letzten Worte einer jungen Frau, bevor sie ein Messer zieht und auf grausame Weise Selbstmord begeht. In einem FBI-Gebäude. Öffentlich, vor dutzenden geschockten Zeugen. Der tote Körper dieser jungen Frau: komplett bedeckt mit aufgemalten Zeilen aus dem Werk des Schriftstellers Edgar Allan Poe. Die Worte, welche die Frau vor ihrem Selbstmord von sich gibt, soll auch Poe in seinen letzten Atemzügen ausgesprochen haben.
Hardy und Carroll sind die beiden Gegenspieler in dieser spannenden Geschichte, deren Ausmaß sich in der ersten Episode von «The Following» nur erahnen lässt. Beide duellierten sich bereits vor Jahren, als Hardy zum ersten Mal auf Spurensuche nach Carroll ging, nachdem dieser mehrere junge Frauen ermordet hatte. Sein Motiv: den Tod als Kunst zu sehen. Carroll begreift seine blutigen Tatorte und zerstümmelten Leichen als Kunstwerke im Sinne Edgar Allan Poes, der im Tod viel Ästhetik findet: „Der Tod einer schönen Frau ist fraglos der dichterischste Gegenstand auf Erden“, schrieb er einst. Carroll versteht diese Worte in ihrer kompromisslosesten Form.
So gesehen hatte der erste Kampf zwischen Hardy und Carroll keinen Sieger. Der Rückkampf hat gerade erst begonnen in diesem seriellen Abenteuer, das sich Zeit für Charakterentwicklung und die Entfaltung einer komplexen Story nimmt. Gegen Ende der ersten Folge wird Hardy in eine Falle gelockt, muss mit ansehen, wie Carroll eine junge Frau zu Tode quält. Jene junge Frau, die damals als einziges Opfer dem Blutrausch des Serienkillers entkommen konnte und nun seinem blutigen Kunstwerk den letzten Schliff verpasst. Am Ende der Pilotfolge wird Carroll wieder festgenommen – doch sein „Following“, seine Anhänger, bleiben. Im Verhör mit Hardy kündigt Carroll weitere Morde an, während Marilyn Mansons Version von „Sweet Dreams“ spielt. Wie heißt es in diesem Song noch? „Some of them want to use you / Some of them want get used by you”. Wer hier wen benutzt, ist noch längst nicht klar bei diesem Kampf zwischen dem zerrütteten FBI-Agent und seinem mächtigen Erzfeind.