«The Carrie Diaries» - No Sex in this City

Josh Schwartz hat wieder zugeschlagen und präsentiert bei TheCW die Adaption des «Sex and the City»-Prequels «The Carrie Diaries» von Candace Bushnell. Julian Miller hat den Piloten gesehen. Was die Zuschauer erwartet...

«Sex and the City» ohne Sex ist wie «Buffy» ohne Vampire, «Charmed» ohne Magie, «House» ohne Zynismus oder «America's Next Topmodel» ohne Zickenkrieg. Es geht nicht, weil der tragende Eckpfeiler des Konzepts fehlt.

TheCW versucht es trotzdem. Also mit dem «Sex and the City» ohne Sex. «The Carrie Diaries» heißt das Format und entpuppt sich schnell als die typische CW-Ware: auf klischeehafte Weise frauenaffin, soapig, etwas beschränkt, mit ganz viel Lifestyle und Hip-Sein. Wenig verwunderlich, dass Josh Schwartz hinter der Serie steckt, der mit seinem ersten bekannten Projekt «The O.C.» eine moderne Form der FOX-typischen Prime-Time-Soaps der 90er Jahre wie «Beverly Hills 90210» und «Melrose Place» lieferte, vermischt mit ein wenig selbstreferenziellem Augenzwinkern. Mit «Gossip Girl» und «Hart of Dixie» ist er nun aber bei einer gänzlich parodiefreien Version dessen angekommen, was er bei «The O.C.» noch mit ein bisschen Ironie erzählt hat. «The Carrie Diaries» ist hierfür lediglich ein weiteres Beispiel.

Die dramaturgische Grundlage ist so einfach und abgedroschen, wie man das bei TheCW und Schwartz mittlerweile erwartet: Carrie Bradshaw, 16 Jahre alt, hat gerade ihre Mutter verloren, während ihre Freunde im verschlafenen Connecticut gerade ihre Sexualität entdecken und all das tun, was man in diesem Alter in US-Teenie-Schmonzetten eben so tut. Ihr Vater, der sich nicht nur um sie, sondern auch um ihre rebellische Schwester Dorritt kümmern muss, vermittelt ihr ein Praktikum in New York City – wo sie prompt von der Redakteurin eines fabulösen und renommierten Styling-Magazins entdeckt wird, die sie in das Manhattener Großstadtleben einführt. Und dann ist da natürlich noch der Hunk aus der alten Heimat Connecticut, der Carrie nicht mehr aus dem blonden Kopf geht.

So weit, so CW. Man merkt: Mit «Sex and the City» hat das Konzept weder tonal noch inhaltlich sonderlich viel zu tun. Verwunderlich ist das nicht, schließlich kann das kleine Network seine Protagonisten im frei empfangbaren Fernsehen nicht minutenlang unter Ausnutzung der Grenzen des gesellschaftsfähigen amerikanischen Vokabulars über Sex reden lassen. Was zu einer 16-Jährigen aus Neuengland ja auch gar nicht passen würde.

Doch vielleicht wird man gerade deswegen mit den «Carrie Diaries» nie so recht warm. Möglicherweise liegt das nämlich nicht einmal an all der Überzeichnung und dem ganzen schnörkelüberfüllten Teenie-Kitsch, sondern an dem Stilbruch der Figur Carrie Bradshaw, die man sich so jung, so naiv und so einfältig nie vorgestellt hat. Denn während «Hart of Dixie» oder «Gossip Girl» immerhin noch als Guilty Pleasures funktionieren, verpuffen die «Carrie Diaries» völlig effektlos im gezwungenen Jungsein und der zur CW-Gewohnheit gewordenen Lifestyleanbetung. Davon hat der Sender eigentlich schon mehr als genug.

Wenig verwunderlich, dass die TV-Premiere der jungen Carrie Bradshaw keinen Quotenblumentopf gewinnen konnte. Und viel Potential, sich qualitativ in eine annehmbare Richtung zu entwickeln, sieht man in Plot und Darstellern leider auch nicht.

Werden die schlechten «Carrie»-Quoten zum Trend, wird man bei TheCW froh sein, dass schon bald der nächste Startversuch einer neuen Serie folgen wird: Am 19. Februar hat «Cult» seine Premiere, in der ein Blogger und eine TV-Produzentin dem mysteriösen Verschwinden von Menschen nachgehen, die mit einer fiktiven Fernsehserie in Verbindung stehen. Hinter dem Format steckt wieder einmal Josh Schwartz. Auch, wenn es so gar nicht nach Josh Schwartz oder TheCW klingt. Vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung?
17.01.2013 09:00 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/61524