Die Kritiker: «Stubbe: Gefährliches Spiel/Blutsbrüder»

Am Samstag sowie eine Woche später ist Wolfgang Stumph als Stubbe zu sehen.

Story
Gefährliches Spiel
Ein junges Mädchen wird tot im Zimmer eines Hamburger Business-Hotels aufgefunden. Die Spuren deuten auf ein Rendezvous mit tödlichem Ausgang hin. Doch weder Vanessa, die beste Freundin, noch die schockierte Mutter der Toten haben eine Erklärung dafür, was die 15-Jährige in dem Hotel zu suchen hatte. Auch wissen sie nicht, mit wem sie sich dort getroffen haben könnte. Auch nicht, als sich herausstellt, dass die Tote den vermutlich deutlich älteren Mann in einem Flirt-Chat für Jugendliche kennengelernt hat.

Stubbe glaubt nicht, dass Vanessa nichts von den Aktivitäten ihrer Freundin wusste. Doch so verfügbar und omnipräsent das World Wide Web auch ist, für Kommissar Stubbe gestaltet es sich schwierig, darin einen Täter ausfindig zu machen. In der Familie Stubbe ist alles in Bewegung. Tante Charlotte hat das Haus verlassen und versucht, das Leben in ihrer "Alten-WG" in geordnete Bahnen zu lenken. An ihrer Stelle ist Christianes Freund Helge eingezogen - ohne vorher Stubbes Erlaubnis eingeholt zu haben. In Stubbes Beziehung zu Marlene kriselt es zum ersten Mal. Aber das ist noch nicht alles, was den Hauptkommissar fordert.

Blutsbrüder
In der Familie Stubbe weisen alle Zeichen auf eine glückliche Zukunft: Christiane, mittlerweile hochschwanger, und ihr Freund Helge planen in freudiger Erwartung und unter tatkräftiger Unterstützung der übrigen Familienmitglieder ihre Hochzeit. Das Verbrechen nimmt darauf allerdings keine Rücksicht, und so wird der stolze, werdende Schwiegervater und Opa, Kommissar Stubbe, mitten aus den Planungen zu einem Mordfall in den Stadtpark gerufen. Dort hat man die Leiche von Til Wenzel, einem erfolgreichen Hamburger Hostelbetreiber, gefunden.

Die Spurenlage lässt die Kommissare Stubbe und Zimmermann einen Raubmord vermuten, was die ersten Ermittlungen bestätigen. Ein Verbrechen wie so viele, könnte man meinen, würde nicht auch Helges eigenartiges Verhalten just in der Tatnacht Christiane Rätsel aufgeben. Aus ihr unerklärlichen Gründen wirkt er völlig verändert. Ganz offensichtlich meidet er sie und gibt auf Nachfragen nur ausweichende Antworten. Als sie schließlich in seiner Tasche ein fremdes Handy und das Foto einer Frau entdeckt, stellt sie ihren Freund zur Rede. Zur Erklärung führt Helge sie in einen unbenutzten Lokschuppen. Dort hat Helge seinen jüngeren Halbbruder Nico versteckt, um ihn vor dem Zugriff der Polizei zu schützen. Denn Nico behauptet, in der Nacht zuvor im Stadtpark einen Mord beobachtet zu haben, und nun hat er Angst, mit der Tat in Verbindung gebracht zu werden.

Darsteller
Wolfgang Stumph («Romeo und Jutta») als Wilfried Stubbe
Stephanie Stumph («Der Turm») als Christiane Stubbe
Margret Homeyer («Kein Pardon») als Charlotte Hoyn
Lutz Mackensy («Großstadtrevier») als Bernd Zimmermann
Helene Grass («Es war einer von uns») als Rosinsky
Wanja Mues («Kommissar Stolberg») als Helge
Heike Trinker («Das Geheimnis meines Vaters») als Marlene Berger

Kritik
Auch in Zeiten, in denen das große ZDF-Reihensterben eingesetzt hat, muss sich «Stubbe» keine großen Sorgen machen. Nach siebzehn Jahren fährt das Format nach wie vor exzellente Einschaltquoten ein, als eines der wenigen fiktionalen Programme des Senders auch bei den 14-bis-49-Jährigen.

Ein qualitativer Unterschied zu einer ähnlich gelagerten abgesetzten Serie wie «Kommissar Stolberg» lässt sich kaum finden. In beiden Formaten wird recht behäbig erzählt, werden die Mordfälle zumeist auf der thematischen Ebene auf das absolut Notwendigste herunter gebrochen, werden Zwischentöne allenfalls angedeutet. Große Krimikunst ist «Stubbe» noch nie gewesen.

An den zwei neuen Folgen, die das ZDF in der ersten Januarhälfte zeigen will, hat sich daran nicht sonderlich viel geändert. Die dramaturgischen Situationen an sich, der Flirt-Chat in „Gefährliches Spiel“ und der Ermittler im Interessenskonflikt in „Blutsbrüder“, sind durchaus interessant – doch sie hätten inhaltlich mehr hergegeben, wenn sie im Drehbuch deutlicher vertieft worden wären.

Aber zur ZDF-Prime-Time bietet sich vielleicht der naive Populismus ein wenig mehr an; besonders natürlich wenn es um Themen wie dubiose Internet-Flirt-Angebote geht, auf denen sich notgeile Mit-Vierziger an Teenager ranmachen. Das Internet, die große Gefahr, der Stubbe und Kollegen rat- wie hilflos gegenüberstehen und vermeintlich besseren, weil einfacheren Zeiten nachtrauern. Das ginge differenzierter. Doch dafür ist «Stubbe» wohl das falsche Format.

Dass man sich narrativ wie inszenatorisch nahezu ausnahmslos stets der gängigen, oft melodramatischen Mittel bedient, ist nur am Rande noch erwähnenswert. Nach siebzehn Jahren kennt man die Reihe – und heute erzählt sie kaum anders als damals. Wolfgang Stumph verkörpert seine Rolle nach wie vor in einem (zum Konzept passenden) altväterlichen Duktus, seine Tochter (sowohl on screen als auch im Real Life) den Link zur nächsten Generation. Es wird sich zeigen, ob «Stubbe» die Jungen auch in Zukunft ansprechen kann.

Das ZDF strahlt «Stubbe: Gefährliches Spiel» am Samstag, den 5. Januar 2013, um 20.15 Uhr aus. Der Film «Stubbe: Blutsbrüder» läuft am Samstag, den 12. Januar 2013, um 20.15 Uhr.
04.01.2013 13:39 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/61299