Die Kritiker: «Aurelio Zen: Vendetta»

Comissario Aurelio Zen geht im BBC-Dreiteiler im feinen Zwirn auf Verbrecherjagd.

Inhalt
Alles beginnt mit dem Mord an Richter Bertolini, der auf einer abgelegenen Straße regelrecht hingerichtet wird. Der Mörder stellt sich standesgemäß vor und vermittelt dabei gleich sein Motiv sowie, wer noch auf seiner Abschussliste steht. Diese beinhaltet alle, die ihn damals in den Knast brachten: besagter Richter (bereits nach 5 Minuten erledigt), ein verräterischer Komplize – Olivenbauer Fausto Acuti – ist als nächstes dran und auch der Titelheld Aurelio Zen soll sterben.

Dieser ist Comissario in Rom und bis in höchste Kreise als integrer und korrekter Ermittler bekannt. Im Kommissariat spottet man bereits über ihn, da seine Anständigkeit sogar seiner Karriere schadet.

Aus diesem Grund hat das Ministerium ein Auge auf Aurelio Zen geworfen und erteilt ihm den Auftrag, den Mord am Baulöwen Faso aufzuklären. Der Haken an der Sache: Der Täter ist längst gefasst und hat gestanden, plädiert aber nun auf Unzurechnungsfähigkeit. Der Regierung würde dieses Urteil schaden, da der Mörder - ebenfalls Bauunternehmer - diverse Geschäfte mit ihr durchgeführt hat. Also wird Aurelio Zen darauf angesetzt, den vermeintlichen Mörder zu entlasten. Das schmeckt Zen natürlich überhaupt nicht. Ausgerechnet er, die Integrität in Person, soll einem verurteilten Mörder wieder aus dem Hochsicherheitstrakt heraushelfen.

Darsteller
Rufus Sewell («Die Säulen der Erde», «The Tourist») ist Aurelio Zen
Caterina Murino («Casino Royale», «XIII – Die Verschwörung») ist Tanja Moretti
Stanley Townsend («Happy-Go-Lucky», «Was Mädchen wollen») ist Moscati

Kritik
Auch wenn er nicht im Dienste ihrer Majestät ist, würde Aurelio Zen (Rufus Sewell) beim MI5 eine gute Figur machen. Stets gut gekleidet im italienischen Designeranzug geht der Comissario von heute auf Verbrecherjagd. Sowieso scheinen alle männlichen Ermittler in Rom gut gekleidete Models zu sein, deren makelloses Erscheinungsbild in starkem Kontrast zu ihren halbseidenen Ermittlungsmethoden steht. Bestechung ist allgegenwärtig und Aurelio Zen der Einzige, der dagegen immun zu sein scheint.
Allgemein kommt Italien in der Produktion von BBC und ZDF nicht allzu gut weg. Polizeiapparat und Regierung sind von Korruption durchsetzt, verheiratete Männer und Frauen auf der Suche nach Affären, so als wäre es bloß Mittagessen, und Mord, Totschlag und Lügen stehen an der Tagesordnung. Einzig und allein die mediterrane Landschaft kommt gut weg. Die Bilder und Panoramaaufnahmen zeigen die ganze Schönheit Italiens:. Die "ewige Stadt“ Rom oder kleine Dörfer auf Sizilien, wo die Geschichte stattfindet, werden hervorragend in Szene gesetzt.

Die Handlung kommt etwas schwer in Gang. Obwohl der erste Mord direkt zu Beginn geschieht und somit auch der Mörder dem Publikum, ganz im Stile eines «Tatorts», recht früh bekannt ist, benötigt die Einführung der Charaktere sowie die Erklärung der Verwicklung zwischen Mord und Aurelio Zens aktuellem Fall sehr viel Zeit. Nach der Auflösung jedoch lässt der eher schwache Zusammenhang der Fälle den Zuschauer etwas unbefriedigt zurück.
Es drängt sich die Frage auf, warum die ursprüngliche Reihenfolge der Romanvorlage über den Haufen geworfen wurde. Der 2007 verstorbene Autor Michael Didbin, aus dessen Feder die „Zen“-Romane stammen, schrieb „Vendetta“ eigentlich als zweiten Teil der Krimireihe, während der zweite Teil der Fernsehserie „Ratking“ der erste Band der Buchreihe ist.. Es liegt also die Vermutung nahe, dass «Aurelio Zen» nicht wie andere BBC-Produktionen «Luther» und «Sherlock» einen alle drei Episoden umspannenden, größeren Fall behandeln.

Regisseur John Alexander hat sich mit diversen TV-Produktionen einen Namen gemacht und liefert obgleich der Schwächen, welche die Story aufzuweisen hat, insgesamt gute Arbeit ab. Leider wurde bisher nur eine Staffel mit 3 Episoden produziert. Trotz guter Kritiken und Zuschauerzahlen: Eine zweite Staffel wird es voraussichtlich nicht geben, da laut BBC zurzeit zu viele männliche Ermittler im Programm vorkommen.

ZDFneo zeigt «Aurelio Zen: Vendetta» am Freitag, 4. Januar 2013, um 21.40 Uhr. Das ZDF zeigt «Aurelio Zen: Vendetta» am Dienstag, 8. Januar 2013, um 22:50.
02.01.2013 09:00 Uhr  •  Martin Stanchly Kurz-URL: qmde.de/61251