«Der Bachelor» kehrt zurück, um seinen letztjährigen Quotenerfolg zu wiederholen. Für RTL ist es selbstredend, dass es gelingen wird. Dabei war die Kuppelsendung noch 2012 alles andere als ein sicherer Hit.
Der Start der neuen Staffel des Kuppelformats «Der Bachelor» wird von RTL wie die Rückkehr eines alteingesessenen Quotenkönigs zelebriert. Dass aber 2013 wieder einmal ein gutaussehender Junggeselle zwischen 20 Frauen wählen muss, die über sich selbst Dinge sagen wie „Ab sechsstellig ist mir das Gehalt eines Mannes egal“, war noch vor zwölf Monaten alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Viel eher wurden die Pläne des Kölner Privatsenders, das Jahr 2012 mit dem Mann mit der Rose zu eröffnen, herzlich belächelt.
Den «Bachelor» vorzeitig abzuschreiben lag somit nahe. Das Showformat erntete 2003 bereits bei seinem ersten Anlauf herbe Kritik, in der SZ urteilte etwa Fernsehkritiker Oliver Fuchs, dass es sich bei der televisionären Partnersuche um „die verkommenste TV-Sendung seit Menschengedenken“ handle. Und auch bei den Normalzuschauern kam die Parade an devoten Fräuleins und das eitle Gegockel des von ihnen umgarnten Bachelors nur mäßig an. Dennoch versuchte es RTL im Folgejahr mit einer weiteren Runde, dieses Mal mit vertauschten Geschlechterrollen – die Kritik blieb vorhanden, der Erfolg weiterhin aus. Mit der Bachelorette Monica Ivancan hinterließ das Format derweil eine TV-Persönlichkeit, die bald darauf auf ProSieben in der moralisch äußerst fragwürdigen Sendung «Das Model und der Freak» Männern, die andere Hobbys als Fußball, Fitnessstudio und In- Anzügen-Rumstolzieren haben, erklärte, dass sie ihr Erscheinungsbild und ihre Interessen ändern müssten, um bei Frauen zu landen. Im Idealfall, so ließ es sich also nach Start des «Bachelor»-Comebacks urteilen, gehen Show und Teilnehmer so unter wie es schon 2003 geschah – im schlimmsten Fall wiederum schütze selbst ein Misserfolg nicht vor weiterführender Verschandlung des Fernsehprogramms.
Nun, Jubelstürme unter den TV-Beobachtern löste der neue «Bachelor» nicht unbedingt aus, allerdings war das Echo merklich positiver als 2003 und 2004. Dies ist nicht allein damit zu begründen, dass diverse andere Kuppeldokus die Messlatte für Fremdscham und televisionäre Ausbeutung von Einsamkeit in neue, schwindelerregende Höhen legten, wodurch die Idee hinter «Der Bachelor» plötzlich vorbildlich erschien. Die Macher lernten tatsächlich aus der Kritik an der ursprünglichen Aufmachung und modernisierten das vorher so dekadente Konzept. Man hat es „dank des stärkeren Reality-Anstrichs in die Fernsehmoderne gehievt“ und Coolness stand an der Stelle des (forcierten) Glamour (mehr dazu). Hinzu kam, dass man mit Paul Janke einen weniger stereotypen Mittelpunkt der Show fand – zwei Aspekte, die zweifelsfrei nicht unerheblich die positive Mundpropaganda und somit den massiven Quotenanstieg beeinflussten.