Der Fernsehfriedhof: The Same RTL-Procedure...

Folge 220: Ein Rückblick auf das ehemalige Silvesterprogramm von RTL.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einigen Produktionen, die für knapp ein Jahrzehnt zu echten Institutionen am Silvesterabend wurden.

«Witze, Sketche, Schräge Töne» wurde am 31. Dezember 1996 bei RTL geboren und entstand in einem Jahr, als der Sender mit seinen verschiedenen Comedyshows außerordentlich gute Einschaltquoten erreichen konnte. Nicht nur schlug sich das legendäre «RTL Samstag Nacht» noch immer hervorragend, sondern auch der Neuzugang «7 Tage, 7 Köpfe» erzielte am Freitagabend hohe Sehbeteiligungen. Was lag daher näher, als das Jahr genau mit diesen beiden Erfolgsformaten zu beschließen?

Der Silvesterabend startete daher mit einer 90minütigen Sonderausgabe von «7 Tage, 7 Köpfe», in der Rudi Carrell, Mike Krüger, Jochen Busse und die restlichen Köpfe noch einmal die witzigsten Ausschnitte des abgelaufenen Jahres aufwärmten. Im Anschluss schickte der Kanal dann die Höhepunkte von «RTL Samstag Nacht» auf den Schirm - allerdings nicht in einer eigenen Show, sondern, bettete die Gags, Stand-Up-Auftritte und Musiknummern zusammen mit Szenen aus anderen komischen Sendungen in das zweistündige Programm «Witze, Sketche, Schräge Töne» ein. Es entstand quasi ein Jahresrückblick auf alle aktuell laufenden RTL-Comedyformate, in denen Beiträge von Tom Gerhard, Linda de Mol, Diether Krebs, Karl Dall, Mike Krüger, Hildegard Krekel, Gaby Köster, Jürgen von der Lippe und Hape Kerkeling zu sehen waren. Die erste Ausgabe im Jahr 1996 endete kurz vor Mitternacht, bevor man dann zu Moderatorin Bärbel Schäfer nach Köln schaltete, die das neue Jahr offiziell und live einläuten durfte. Den Abschluss der Silvesternacht bildete hinterher ein Best-Of des legendären Strip-Klamauks «Tutti Frutti» mit Hugo Egon Balder.

Dieses Line-Up erwies sich beim neujährlichen Blick auf die Quoten als äußerst erfolgreich, denn nicht nur die Sonderausgabe von «7 Tage, 7 Köpfe» holte tolle Reichweiten, sondern auch der Sketch-Mix überzeugte mit 4,48 Millionen Zuschauern und einem Zielgruppenmarktanteil von 27,7 Prozent auf ganzer Linie. Verständlicherweise hielt RTL an der Silvesterkombination fest und bespielte auch in den nachfolgenden Jahren auf diese Weise den letzten Abend. Neben dem „Silvesterpunsch von «Ein Herz und eine Seele», der Wiederholung von «Darüber lacht die Welt», dem «Silvesterstadl» und natürlich «Dinner For One» wurde auch «Witze, Sketche, Schräge Töne» zu einem festen Bestandteil des alljährlichen Silvesterprogramms. Je nach Ausstrahlungsjahr gab es neben Nummern von «RTL Samstag Nacht» auch Beiträge aus «Happiness», «Fischers», «Olm!», «Ohne Worte», «Hella & Dirk» oder den «Freitag Nacht News» zu sehen. Stets begann der Rückblick gegen 22.00 Uhr und endete wenige Minuten vor dem Feuerwerk. Teilweise folgte auf ihn eine kabarettistische «Neujahrsansprache» von Jochen Busse.

Weil aber ab Anfang der 2000er Jahre der Erfolg vieler Comedyshows abnahm und RTL nur noch wenige Abräumer im Programm hatte, zeigte auch die Silvestersendung Abnutzungserscheinungen. Um diesem Trend entgegen zu wirken, erfuhr der Zusammenschnitt im Jahr 2004 eine konzeptionelle Änderung. Anstatt die Clips wie bisher unmoderiert abzuspielen, führten nun Ruth Moschner und Henry Gründler, die Gesichter der «Freitag Nacht News», durch den Rückblick. An die einstigen Höchstwerte vermochten sie jedoch nicht anschließen zu können, denn im Schnitt sahen ihnen nur 1,97 Millionen Menschen zu, während der Marktanteil in der Zielgruppe bei 15,2 Prozent lag. Als dann im Jahr 2005 der einstige Erfolgsgarant «7 Tage, 7 Köpfe» beerdigt wurde und ihr Finale bereits einen Tag vor Silvester erlebte, war auch das Ende des Sketch-Medleys besiegelt.

«Witze, Sketche, Schräge Töne» wurde am 31. Dezember 2004 beerdigt und erreichte ein Alter von neun Folgen. Den Sendeplatz übernahm im Jahr darauf erstmals die «Ultimative Chartshow», die in den folgenden Jahren eine verlässliche Silvesterprogrammierung erfuhr, denn bis 2011 wurden lediglich zwei Silvesterausgaben produziert, die jeweils mehrere Jahre nacheinander wiederholt wurden. So zündete man von 2005 bis 2007 stets «Die erfolgreichsten Silvesterknaller», während zwischen 2008 und 2011 jedes Jahr erneut «Die größten Aprés-Ski Hits» gesucht wurden. Zum Wechsel von 2012 auf 2013 wird mit «Die erfolgreichsten Fetenhits aller Zeiten» endlich eine neue Silvester-Ausgabe hinzukommen.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und begibt sich dann auf die Jagd nach der international gesuchten Kriminellin Carmen Sandiego.
27.12.2012 10:42 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/61137