Die Kritiker: «Markus Lanz: Sehnsucht Mongolei»

Wie schlägt sich die omnipräsente ZDF-Allzweckwaffe in den Weiten der zentralasiatischen Steppe?

Inhalt
Fernsehmoderator Markus Lanz reist erneut um die Welt, um den Zuschauern Einblicke in fremde Kulturen zu ermöglichen. Dieses Mal führt ihn sein Weg in die Mongolei, den zweitgrößten Binnenstaat der Welt. Eingeschlossen zwischen den Supermächten Russland und China zeichnet sich das Land vor allem durch Wüste und Steppe aus – daraus resultiert die geringste Bevölkerungsdichte aller unabhängiger Nationen der Erde. Während sich der Deutsche statistisch betrachtet mit 229,5 anderen Bundesbürgern auf einem Quadratkilometer Heimaterde befindet, lebt es sich in der Mongolei mit durchschnittlich einer weiteren Person auf gleicher Fläche wesentlich geräumiger.

Markus Lanz besucht während seiner Reise mehrere Familien, deren Leben sich sehr traditionell gestaltet. Dabei wohnt er dem Alltag bei, übernachtet als Gast und versucht sich an den kulinarischen Highlights der einheimischen Küche. Daneben begleitet er junge Reiter, die sich in Konkurrenz mit anderen Jungen beweisen und die Pferde der eigenen Zucht vorstellen möchten. Der Hauptdarsteller der Reportage ist aber – neben Lanz – die scheinbare Unendlichkeit der mongolesischen Landschaft.

Stab
Moderation: Markus Lanz
Buch und Regie: Caroline Pellmann
Kamera: Uwe Kielhorn
Ton: Tom Schünemann
Produktionsleitung: Cora Szielasko, Carolin Klapproth, Andreas Vennewald
Herstellungsleitung: Andreas Knoblauch
Produzentin: Michaela Hummel
Redaktion: Uta von Borries

Kritik
Jeder Versuch der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, zu halbwegs zumutbaren Sendezeiten Programminhalte mit kulturellem Flair unterzubringen, muss gelobt werden. Leider lassen sich darüber hinaus kaum positive Worte für die Reportage von Caroline Pellmann finden, deren Erstausstrahlung rund ein Jahr nach Drehschluss erfolgt. Tatsächlich ist «Sehnsucht Mongolei» in Fragen der Technik über jeden Zweifel erhaben – die inhaltliche Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit ließ sich am Schneidetisch leider nicht mehr korrigieren.

Das Misslingen der Reportage stellt das Ergebnis verschiedener Schwächen dar. Einerseits liegt der Fokus zu sehr auf Markus Lanz, andererseits wird versucht, die Bewohner der Mongolei mit allen Mitteln als „archaisches“ Volk darzustellen. In der Folge fällt der Blick auf das besuchte Land viel zu knapp und engstirnig aus, gezeigt werden fast ausschließlich Inhalte, die nicht nur thematisch bewanderten Zuschauern längst aus anderen Fernsehproduktionen bekannt sein dürften – der tatsächliche, aber nicht weniger interessante Alltag der Menschen bleibt leider völlig außen vor.

Sinnbildlich für die übermäßige Präsenz des Moderators Lanz sind die Szenen, in denen er am Steuer eines Geländewagens vom Zustand der mongolesischen Straßen berichtet – ein Umstand, der, wenn überhaupt, mit einem Nebensatz abgehandelt werden könnte. Generell spricht nur wenig dagegen, eine Reportage der Kompetenz eines mit im Mittelpunkt stehenden Experten anzuvertrauen – bei Fernsehgesichtern wie dem Tierfilmer Andreas Kieling funktioniert das auch, Markus Lanz hingegen gelingt es nicht, die Distanz zu den für ihn fremden Verhältnissen in der Mongolei zu überwinden und für den Zuschauer im heimischen Wohnzimmer eine Brücke in die asiatische Steppe zu schlagen.

Daraus resultiert, dass die Kultur des Landes nur oberflächlich angekratzt wird. Wo sich das Kamerateam um Lanz näher an das Leben der Menschen heranwagt, verfällt der Erzählstil der Reportage schnell in Klischees. Statt die Mongolei im Sinne einer eigenständigen Zivilisation zu zeigen, wird dem Zuschauer ein Fenster in die Vergangenheit präsentiert. Dass es sich nicht um Rückständigkeit handelt, sondern eine völlig andere Lebensweise, findet ähnlich wenig Beachtung, wie die offensichtliche Einkehr der westlichen Moderne.

Das Resümee muss entsprechend negativ ausfallen. Das Interesse Markus Lanz' scheint ehrlich, die inhaltliche Vermittlung misslingt. Für ausgesprochene Fans des Moderators ist die Produktion wie geschaffen, wessen Fokus mehr auf der Kultur der Mongolei liegt, kommt leider nicht auf seine Kosten.

Das ZDF zeigt «Markus Lanz: Sehnsucht Mongolei» am Donnerstag, 20. Dezember 2012, um 22.15 Uhr.
19.12.2012 12:00 Uhr  •  Kevin Kyburz Kurz-URL: qmde.de/61053