Das Franchise Raab

Der Untergang des TV-Abendlandes steht kurz bevor. Wieder einmal. Warum? Stefan Raab versucht sich am politischen Fach und erhitzt damit die Gemüter.

Die Aufregung ist die beste Presse für den gelernten Metzger aus Köln. Politiker regen sich auf, die Presse sorgt sich um das Niveau im Fernsehen und am Ende entsteht nur eine weitere Filiale im Franchise-Universum von Stefan Raab. Warum Franchise?

Raab ist mit «TV total» mittlerweile wie ein McDonalds-Restaurant im Fernsehen. Warum schauen es die Zuschauer? Es schmeckt einfach immer gleich und man kann sich darauf verlassen. Experimente gibt es dagegen schon lange nicht mehr in der Show. Vielmehr kopiert sich der Entertainer mit jedem neuen Format selbst. Entwickeln wir doch hier einmal für Stefan Raab eine neue Show für seinen Konzern. Was brauchen wir? Eine große Aufgabe und damit ein Event. Nehmen wir also die Alpen. Schon Hannibal hat sie einst mit Kriegselefanten überquert. Fehlen noch Promis. Joey Kelly, Lucy von den NoAngels und ein paar fast insolvente C-Promis sind schnell gefunden und bilden Teams. Wer schafft es als erstes Team die Alpen ohne Hilfe zu überqueren? Es winkt ein goldener Pokal und unter allen Zuschauern, die eine kostenpflichtige SMS senden, wird ein neuer Kia Picanto verlost. Am Gipfelkreuz postieren wir noch Sonya Kraus und plakatieren die kompletten Alpen mit Werbung zur neuen Xbox von Microsoft. Fertig ist die TV total-Alpen-Challenge.




Spätestens jetzt dürfte Brainpool meine Idee Herrn Raab vortragen. Warum man es macht? Es hat sich bewährt, ist finanzierbar, Stefan leidet bei der Kälte vor der Kamera und am Ende singt Whitney Houston. Raab hat sich damit ein System geschaffen und es funktioniert immer und immer wieder. Beim Poker und beim Songcontest. Er könnte auch eine neue Kochshow damit erfinden. Joey Kelly am Herd. Im Endeffekt ist damit der Polittalk nur ein weiteres Franchise in seiner Welt. Er hätte sich auch den Garten- und Landschaftsbau aussuchen können. Selbst ohne erste Folge kann sich ein Zuschauer genau vorstellen wie es aussehen wird. Wird Raab damit die politische Kultur im Land verändern? Das denkt er vielleicht noch selbst. Vielmehr nimmt er aber ein neues Feld für sich ein und platziert im Fernsehen wieder ein Event der Marke Raab. Seine Formate sind mittlerweile wie Filialen von McDonalds. Überall, nix Besonderes und trotzdem geht man hin. Er ist einfach der sichere Cheeseburger der deutschen Fernsehunterhaltung und Markus Lanz dagegen bestenfalls eine Apfeltasche.

Vielleicht sollten wir uns also weniger über das FastFood vom Metzger aufregen und einfach wieder öfter selbst kochen. Die Aufregung um ein weiteres Raab-Lokal ist es auf jeden Fall nicht wert. Sie könnten sogar Joey Kelly zwischen die Politiker setzen und kein Zuschauer würde sich mehr wundern.

Guten Hunger!

Rob Vegas
11.11.2012 11:00 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/60294