Popcorn und Rollenwechsel: Lininentreue Looney Tunes
Die Looney Tunes kehren (wieder einmal) ins Kino zurück. Sie mögen zwar derzeit nicht so viel Geld scheffeln wie Micky Maus, aber Bugy Bunny & Co. obsiegen in einer anderen Sparte ...
In den 30ern und 40ern waren sie US-Nationalikonen, sie lockten erwachsene Kinogänger regelmäßig mit einer stärkeren Macht in die Lichtspielhäuser, als die meisten realen Leinwandstars: Die Cartoon-Helden aus den Walt Disney Studios und der frechere Klassenfeind Disneys, die Antihelden der Looney Tunes aus dem Hause Warner. Selbst wenn beide sowohl Micky und seine Freunde, als auch Bugs Bunny und Konsorten nie völlig aus dem Rampenlicht gefallen sind, so haben sie, ganz gleich wie harsch das klingen mag, den strahlenden Starstatus ihrer Blütezeit verloren. Da diese Figuren aber sowohl erwachsene Liebhaber haben, als auch bei Kindern gut ankommen und sich ganz nebenher auch perfekt für Merchandising eignen, sind die hinter ihnen stehenden Studios selbstredend stets darum bemüht, sie im Auge der Öffentlichkeit zu halten.
Im Falle der Looney Tunes waren diese Bemühungen seit einiger Zeit nur von durchwachsenem Erfolg gekrönt. Die Komödie «Space Jam» war 1996 ein großer Kassenschlager und ließ kurzfristig das Interesse an den Figuren wieder aufflammen, Fans der klassischen Cartoonfiguren waren dagegen wegen des zu flachen Humors nicht mit dem Film glücklich, und offenbar konnte der Film die Kinder der späten Neunziger nicht langfristig auf den Looney-Tunes-Geschmack bringen. So wurde 2003 «Looney Tunes: Back in Action» nachgereicht, eine weitere Kombination aus Real- und Zeichentrickfilm, doch davon abgesehen hatten beide Produktionen kaum etwas gemeinsam. Regisseur Joe Dante versprach Liebhabern von Bugs und Co., das Anti-«Space Jam» zu liefern und den klassischen, teils leicht surrealen Anarcho-Humor der Figuren auch auf die Realfilmparts zu übertragen. Kritiker und Fans waren zufrieden, das Durchschnittspublikum blieb dagegen dieses Mal aus – und wie es in Hollywood so ist, wenn bei einer Sache der Profit ausbleibt, lassen die Geschäftsführer vorerst die Pfoten davon.
Den Mittelweg betraten Daffy Duck, der tasmanische Teufel und Konsorten 2010 mit «The Looney Tunes Show», einer gezeichneten Sitcom über Bugs Bunny und Daffy Duck, die eine Vorstadt-WG gründen. Unterbrochen wird die Haupthandlung der Fernsehserie durch Sketche, die das Tempo der alten Cartoons wiederaufleben lässt, aber auch modernen Witz einbringen. Die Serie ist mittelgroßer Erfolg und auf jeden Fan kommt gefühlt auch ein Kritiker des Sitcomkonzepts. Ähnlich verhält es sich mit den 3D-Computeranimationsfilmen, die in jüngster Vergangenheit vor ausgewählten Warner-Kinofilmen gezeigt wurden.
Da Kurzfilme nunmehr generell wenig Beachtung erhalten und Cartoon Network eine eher kleine Plattform für die «Looney Tunes Show» ist, dürften Fans der wilden Bande erfreut sein, dass Warner Bros. ihnen eine weitere Chance für den nächsten großen Knall gibt: Vergangene Woche wurde bekannt, dass das ehemalige «Saturday Night Live»-Mitglied Jenny Slate einen neuen Mischfilm mit den Looney Tunes verfasst und dass David Katzenberg & Seth Grahame-Smith («Abraham Lincoln: Vampirjäger») als Produzenten beteiligt sind. Zwar wird auch hier auf Computeranimation gesetzt, allerdings versprechen die Namen der Beteiligten, dass wieder gezielt ältere Zuschauer angesprochen werden, was etwa der leidige 3D-Cartoon «I Tawt I Taw A Puddy Tat» nur bedingt tat.
Und exakt dahingehend hat Warner Bros. der aktuellen Disney-Herangehensweise an Micky, Donald und Co. etwas wichtiges voraus: «Looney Tunes: Back in Action» und der «Looney Tunes Show» mögen zwar keine phänomenalen Erfolge gewesen sein, aber sie fassten weiterhin die klassischen Zielgruppen der unsterblichen Trickfiguren ins Auge. Die Disney-Studios dagegen, die einst schlicht die "sanftere Wahl" an Cartoon-Stars boten, zementieren derzeit den einst unverdienten Ruf von Micky, Donald, Goofy und Co., Kinderfiguren zu sein. Walt Disney sagte einst, er mache Filme für Personen im Alter von 6 bis 66 Jahren. Die 2006 gestartete Serie «Micky Maus Wunderhaus» zielt derweil (exklusiv) auf Vorschulkinder. Es mag sein, dass sich seither zahlreiche Micky-Spielsets und Pluto-Plüschtiere mit «Wunderhaus»-Aufdruck verkauft haben, jedoch wächst seit sechs Jahren eine Generation an Kindern auf, die diese großartigen Trickfiguren für Vorschulentertainer kennen lernt. In Ländern wie Deutschland, den Niederlanden oder Italien, wo die Disney-Comics noch eine große Rolle spielen, wird dieser Eindruck etwas abgedämpft, in den USA hingegen trifft dies nicht zu. Warner hingegen verkauft zwar weniger Plüschtiere, erzieht sein Publikum aber von Beginn an zur richtigen Betrachtungsweise seiner unsterblichen Schöpfungen.
Was mag da langfristig wohl wichtiger sein?