Die Kritiker: «Alarm für Cobra 11: Engel des Todes»

Die Autobahnpolizei ist zurück. Zum explosiven Staffelstart schauen Oliver Pocher und Ralf Möller vorbei.

Inhalt
Um mehr Zeit für seine Familie aufbringen zu können, hat Autobahnpolizist Semir den aktiven Dienst quittiert. Während sein alter Partner Ben jetzt mit einer übergewichtigen Quasselstrippe auf dem Beifahrersitz auf den Autobahnen Deutschlands Streife fährt (und dabei in allerhand turbulente Verfolgungsjagden verwickelt wird), übt sich Semir nun als Akten abstempelnder Papierkrieger im Büro. Ausgerechnet nun starten der serbische Kriegsverbrecher Djavo und dessen Bruder Andri ein mörderisches Spiel, in welches sich auch der 18-jährige Max Berger verfängt, auf den der Verdacht fällt, er habe den geltungsbedürftigen Verschwörungstheoretiker Oliver Sturm ermordet. Ben kann nur hoffen, dass er Semir vom Schreibtisch wegquatschen und wieder auf die Straße zerren kann, denn mit seiner inkompetenten Partnerin dürften sich die Chancen, diesen explosiven Fall zu lösen, gen Null senken ...

Darsteller
Erdogan Atalay («C.I.S. - Chaoten im Sondereinsatz») ist Semir Gerkhan
Tom Beck («Ausgerechnet Sex!») ist Ben Jäger
Ralf Möller («Gladiator») ist Andri Vladic
Manfred Lehmann («Der Eisbär») ist Djavo
Oliver Pocher («Vollidiot») ist Oliver Sturm
Vivien Wulf («Rock it!») ist Florida
Tim Oliver Schultz («Die Welle») ist Max Berger

Kritik
«Alarm für Cobra 11» ist unter den Actionserien so etwas wie McDonald's: Mein weiß immer, was man bekommt und wenn man sich auf diese Marke einlässt, in kleinen Mengen kann es dank der simplen, äußerst sündigen Zutaten ein verboten köstlicher Schmaus sein. Nährreich ist es dagegen nicht. Aber das erwartet nunmehr auch kaum jemand. Vor einigen Jahren mögen manche Fernsehnutzer vielleicht noch auf der Suche nach explosiven, doch ebenso durchdachten Kriminalfällen vorbeigezappt haben, mittlerweile hat es sich aber herumgesprochen, dass die Handlung bei «Alarm für Cobra 11» nur als Bindeglied zwischen zwei Actionsequenzen fungiert.

Dennoch: Beim weltgrößten Burgerbrater, wie auch unter den Episoden von «Alarm für Cobra 11» gibt es Fälle, die nur aus den Standardzutaten bestehen und selbst auf sorglosem Fast-Food-Niveau enttäuschen, sowie gelungenere "Guilty Pleasures". Bei der zerstörungswütigen RTL-Serie zählen seit einiger Zeit die Staffelstarts zu diesen lobenswerteren Ausnahmen, da sich nicht nur die Autos öfter als sonst überschlagen, sondern auch die Serienmacher weitere Wege gehen, mit Selbstironie und besonders haarsträubenden (und dadurch kurzweiligen) Plots die physikalische Gesetze ignorierenden Unfälle zu rechtfertigen. Die Pilotfolge der 21. Staffel geht ebenfalls diesen Weg: Oliver Pocher, der bereits mehrere Gastauftritte in der Serie absolvierte und durch seine ironischen Kommentare zu einem Publikumsliebling wurde, taucht ein weiteres und letztes Mal auf – sein Abgang ist zwar enttäuschend unspektakulär, jedoch feuert er kurz zuvor ein pointiertes Sprüchefeuerwerk ab. Darin ist unter anderem ein kleiner Seitenhieb auf den RTL-II-Quotenkracher «Berlin – Tag & Nacht» enthalten, was wohl nicht jeder der vermeintlichen RTL-Fließbandproduktion zugetraut hätte.

Auch die, etwas kurz geratenen, Szenen mit Erdogan Atalay als frisch gebackenem Bürohengst leben von einem angenehm selbstironischen Tonfall und könnten ebenso vom «Switch reloaded»-Team stammen, welches vor einigen Jahren das «Cobra 11»-Duo als übereifrige Schreibtischkrieger darstellte. Enttäuschend ist dagegen die Nebenhandlung rund um den Schüler Max, der kurz vor dem Abitur steht, sich in das begehrteste Mädchen der Schule verguckt hat und sich zu allem Überfluss auch noch unter Mordverdacht befindet. Nicht nur nehmen Max' für die Kernhandlung (beziehungsweise den Alibiplot) irrelevanten Schulprobleme zu viel Laufzeit dieser XL-Folge in Anspruch, sie rattern ohne ironische Brechung uninspiriert das Klischeebuch herunter, als sei diese Staffelpremiere zugleich der Backdoor-Pilot für eine innovationslose Schulcomedy.

Mit Ralf Möller, dessen daueramüsiertes Grinsen entweder ansteckend oder anstrengend wirken kann, hat sich das «Alarm für Cobra 11»-Team für die Staffelpremiere einen dankbaren Schurken geholt. Möller verleiht seiner Rolle (ob gewollt oder unbewusst bleibt sein Geheimnis) eine übertrieben selbstgefällige Aura, wodurch sie sich von den Durchschnittsganoven der Serie erfrischend abhebt. Die Action ist unterdessen so spektakulär, übertrieben und mit Liebe zum Knalleffekt inszeniert, wie man es von diesem Seriendauerbrenner erwartet. Neue Stammzuschauer wird «Alarm für Cobra 11» durch den Standardplot und den Schülerdramatik-Ballast mit seiner Staffelpremiere nicht gewinnen, allerdings werden Fans durch tolle Bösewichter, aufwändige Action und gut getimten Humor für ihre Treue belohnt.

RTL zeigt die neue «Alarm für Cobra 11»-Staffel ab dem 6. September immer donnerstags um 20.15 Uhr.
05.09.2012 10:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/58932