Die Neuversion des Science-Fiction-Klassikers von 1990 kommt als bleihaltiger Actioner daher.
Man nehme den muskelbepackten Arnold Schwarzenegger, den unkonventionellen Regisseur Paul Verhoeven, eine Geschichte des visionären Autors Philip K. Dick und 65 Millionen Dollar Produktionsbudget. Das ergibt zusammen einen der besten Science-Fiction-Thriller der Filmgeschichte. «Total Recall – Die totale Erinnerung» erblickte bereits 1990 das Licht der Kinoleinwände, wurde nach der Heimkinoauswertung auf den Index gesetzt.
„Willkommen bei Rekall, der Firma, die ihre Träume in echte Erinnerungen verwandeln kann.“ Obwohl Fabrikarbeiter Douglas Quaid (Colin Farrell) eine wunderschöne Frau (Kate Beckinsale) hat, die er sehr liebt, klingt so ein Mind-Trip wie der perfekte Urlaub von seinem frustrierenden Alltag. Echte Erinnerungen aus dem Leben eines Superspions könnten genau das sein, was er braucht. Doch als die Programmierung schiefgeht, wird Quaid von jetzt auf gleich ein gejagter Mann.
Der Vergleich von Wisemans Werk zu dem von Verhoeven liegt im ersten Moment auf der Hand: gleicher Titel, gleiche Grundlage. Wer mit der Erwartung eines reinen Remakes den Kinobesuch antritt, wird demnach sicherlich herb enttäuscht werden. Zwar zeigt Wiseman seine Verneigung vor dem grandiosen Originalfilm, in dem er die in Fankreisen bereits zum Kult avancierte Frau mit den drei Brüsten oder die etwas korpulentere Marsbesucherin erneut auftreten lässt. Allerdings sind diese recht kurz gehaltenen Zitate eine reine Hommage, denn im weiteren Verlauf treten diese Charaktere nicht mehr auf.
Von der Verlegung des Geschehens auf den Mars nahmen die Drehbuchautoren Kurt Wimmer («Salt», «Equilibrium») und Mark Bomback («Unstoppable», «Stirb langsam 4.0») Abstand. Nun geht es mittels eines irrsinnig schnellen Riesenaufzugs namens „The Fall“ von der übrig gebliebenen Föderation Großbritanniens einmal quer durch den Erdkern in die Kolonie. Was zunächst wie eine Fahrt mit einer Vergnügungsparkattraktion anmutet, stellt sich durch die umkehrende Schwerkraft als besonderer Kniff für weitere Action heraus. Die Neuauflage punktet so mit eigenen Ideen und einem grandiosen Setdesign. In Sachen Spezialeffekte hat sich in zwei Jahrzenten merklich etwas getan – und das demonstriert Wisemans Film in voller Bandbreite. Als Kontrast zu den heruntergekommenen und verwahrlosten Städten kreieren die Filmemacher ein futuristisches und technologisch abgefahrenes Stadtbild (Hover Cars!), was die schon durch die Geschichte hervorgerufene Kritik an der ungleichen Schichtenverteilung (Reiche leben abgeschottet im Wohlstand, die Armen siechen dahin) deutlich unterstreicht.
Trotz einer Freigabe ab 12 Jahren präsentiert sich die neue Variante von «Total Recall» als kurzweiliges und finsteres Science-Fiction-Actionspektakel, das mehr Eigenständigkeit beweist als zuvor angenommen und somit auch für Freunde des Films von 1990 interessant sein könnte. Wiseman setzt die klasse Ausstattung und gelungenen Effekte solide in Szene, ohne bahnbrechend zu sein. Leider kann das Drehbuch mit dem rasanten Erzähltempo nicht ganz mithalten.